Losung: Adam versteckte sich mit seiner Frau
vor dem Angesicht Gottes des HERRN. 1.Mose 3,8
Lehrtext: Ihr habt nicht einen Geist der
Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr
habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber
Vater! Römer 8,15
Liebe
Leserin, lieber Leser,
am Anfang der Bibel, in der sogenannten Urgeschichte (1.
Mose 1-11), ist viel von Verbot, Sünde und Strafe die Rede: Adam und
Eva essen von der verbotenen Frucht. Das ist Ungehorsam und darum Sünde. Dafür
werden sie von Gott mit der Vertreibung aus dem Paradies und einem Leben mit
Mühen und Schmerzen bestraft. Kain tötet Abel und muss fortan ein ruheloser Flüchtling
sein. Die Menschen vor der Sintflut sind der Bibel zufolge einfach nur böse und
werden bis auf Noah und seine Familie von Gott wieder ausgelöscht. Die Bewohner
von Babylon bauen einen hohen Turm, um sich selbst damit zu rühmen. Gott aber
verwirrt ihre Sprache und zerstreut sie in alle Länder. - Diese Urgeschichte
begründete die Lehre von der „Erbsünde“, also dass der Mensch grundsätzlich in
Sünde lebt, die ihn verdirbt und die von einer Generation auf die nächste
vererbt wird. Die Theologen, die sie verfasst haben, waren überzeugt, dass sie
so das Verhältnis von Gott und den Menschen zutreffend wiedergeben.
Das schlechte Gewissen der Glaubenden
Kein Wunder also,
dass dieser Anfang den Glauben der Juden und Christen geprägt hat. Fortan geht
es in der Bibel, vor allem im Alten Testament, immer wieder um Verbote, Sünde, Schuld,
Drohung und Strafe. Das führt dazu, dass sich viele Gläubige bis heute vor Gott
fürchten und ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen (siehe
Losung) haben.
Davon hebt sich
der Anfang der Evangelien deutlich ab. Mit dem Neuen Testament beginnt auch ein
neues Verhältnis zwischen Gott und den Menschen. Nach wie vor ist der Mensch
der, der er ist: einer der gegenüber Gott und seinen Mitmenschen versagt und
schuldig wird. Doch nun wird er nicht mehr von Gott bestraft, sondern er hilft
ihm in seiner Not. Die Bibel nennt diese Mitteilung ‚Evangelium‘, also
Frohbotschaft statt Drohbotschaft.
Am deutlichsten wird das am Beginn des Evangeliums
von Markus. Die ersten Worte, die Jesus da spricht, lauten: »Die Zeit ist
erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das
Evangelium!« Das Reich Gottes ist fortan kein Reich der Angst mehr, sondern der
Freude. Sie breitet sich durch und mit Jesus aus und vertreibt das schlechte
Gewissen. „Tut Buße!“ heißt im griechischen Urtext des neuen Testaments
wörtlich „meta-noeite“, auf Deutsch: ‚Ändert euer Denken und euren Sinn und
damit auch euer Verhalten!‘ Denkt also nicht mehr in den alten Kategorien von
Sünde, Schuld und Strafe. Legt alle Angst vor Gott und das schlechte Gewissen
ab. Glaubt stattdessen an die frohe Botschaft, dass Gott euch hilft, dass er
euch vergibt, heilt und erlöst. Glaubt einfach und vertraut ihm. Er stellt keine Bedingungen und schenkt euch seine Liebe.
Jesus als Gefahr für die ‚Kirche‘
Das ist das
Evangelium, das Jesus zu uns gebracht hat, das er verkündigt und gelebt hat. Wofür
er mit seinem Leben eingestanden ist und bezahlt hat. Denn die Mächtigen der
damaligen ‚Kirche‘ haben sofort gespürt, dass ihnen damit ihre Machtbasis
entzogen würde. Sie wären als Vermittler zwischen den Leuten und Gott nicht mehr
nötig gewesen und ihr Opferdienst wäre überflüssig geworden. Ihre Hierarchie, durch die sie
herrschten, wäre als Theater entlarvt worden. Ihre Priestergewänder hätte man als lächerliche Kostüme betrachtet.
Ihre Vorschriften und Gesetze, mit denen sie Gehorsam forderten und die
Menschen gefügig machten, wären nicht mehr beachtet worden … Darum klagten sie den,
der Gottes Liebe verkündigte, als Gotteslästerer an und ließen ihn von Pilatus
hinrichten.
Aber nicht einmal
der Tod am Kreuz vermochte es, das Evangelium mundtot zu machen und die Worte,
das Leben und das Wirken Jesu wieder auszulöschen. Diejenigen, die ihn gehört
und erlebt hatten und zum Glauben gekommen waren, haben „die herrliche Freiheit
der Kinder Gottes“ geschmeckt. Nun konnte Paulus schreiben, was unter dem
Diktat der alten religiösen Verhältnisse nicht möglich war: »Der Geist Gottes,
den ihr empfangen habt, führt euch nicht in eine neue Sklaverei, in der ihr
wieder Angst haben müsstet. Er hat euch vielmehr zu Gottes Söhnen und Töchtern
gemacht. Jetzt können wir zu Gott kommen und zu ihm sagen: »Abba, lieber Vater!«
(Lehrtext) Lassen wir, liebe Leserin, lieber Leser, uns diese Freiheit von
niemandem mehr nehmen.
Gebet: Gütiger Gott, ich bin dir dankbar, dass ich mich nicht länger von einem Zerrbild von dir einschüchtern lassen muss. Im Licht Jesu und seines Evangeliums erkenne ich dich als meinen barmherzigen Vater. Das macht meinen
Glauben und mein Leben froh und hell. Damit hilfst du mir auch in meinen
dunklen Stunden und lässt mich hoffen auf deine Herrlichkeit. Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
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