Losung: Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir. Herr, höre meine Stimme! Psalm 130,1-2
Lehrtext: Der Blinde rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er sollte schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Lukas 18,38-39
Liebe Leserin, lieber Leser,
betest du eigentlich zu Gott oder zu Jesus oder zu beiden? Viele
Christen tun sich schwer damit, zu Jesus zu beten. Sie wollen keinen Menschen
anbeten. Es käme ihnen irgendwie komisch vor. Und in der Tat, Jesus als
historische Person anzubeten, ist problematisch. Dagegen steht das erste Gebot:
„Ich bin der Herr, dein Gott; du sollst keine anderen Götter haben neben mir!“
Auch die Muslime verehren Jesus als einen großen Propheten, aber nicht als
Gott. Sie lehnen die christliche Lehre von der Dreieinigkeit Gottes als Vater,
Sohn und Geist ab.
Ich möchte wissen, zu wem ich bete. Zum Heiligen Geist bete ich so gut
wie nie. Er ist mir zu abstrakt. Zu Gott als zu einem höheren Wesen bete ich
höchstens, wenn ich gedankenlos bin. Was sollte ich mir auch unter einem
solchen Wesen vorstellen? Zu Jesus für sich genommen, bete ich auch nicht. Aber
ich bete zu Gott, wie er mir in Jesu Vaterliebe begegnet und zu Jesus, wie er
mir in Gottes Menschenliebe begegnet. Anders gesagt, so wie Jesus ist, so ist
Gott: ein Helfer und Heiler, ein Freund der Gescheiterten, ein Licht in der
Nacht. Und so wie Gott ist, so ist Jesus: barmherzig und gütig, treu und
gerecht.
Hab ein Herz für mich!
Wenn ich aus meiner Tiefe zu ihm rufe (Losung), so verlasse ich mich darauf, dass er mich
hört und für mich tut, was in seinen Augen das Beste für mich ist. Wenn ich wie
der Blinde von Jericho bete und rufe „Hab ein Herz für mich!“ (Lehrtext), so deshalb, weil
ich fest damit rechne, dass ihn meine Not nicht kalt lässt. Und da darf mich
niemand mundtot machen, nichteinmal mein eigener Zweifel.
Auch jener Blinde hat Jesus nicht einfach so angeredet, sondern ihm gesagt, was er von ihm hält. „Sohn Davids“ hat er ihn genannt, den Heilskönig, auf den die Juden damals gewartet und gehofft haben, damit er sie aus aller Not rette und von allem Leid befreie. Ich sage oft nur „Jesus“. Aber wenn ich es genau bedenke, dann will auch ich ihm sagen, was ich von ihm halte. Dann sage ich „Jesus Christus“, von Gott gesalbt (= Christus) zum König und Herrn über diese große Welt und mein kleines Leben.
Gebet: Herr,
in deinem Geist bist du bei mir. In meinem Geist bin ich bei dir. Ich sehe dich
nicht. Doch wenn ich mich dir zuwende, spüre ich deine Nähe und werde dankbar und ruhig. Denn du bist die Kraft, die in mir wirkt und meine Seele belebt. Wo dein Geist herrscht, ist Friede. Amen
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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