Losung: Ich will wachen über meinem Wort, dass ich's tue. Jeremia 1,12
Lehrtext: Jesus spricht: Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Matthäus 5,17
Liebe Leserin, lieber Leser,
weißt du eigentlich, was du tun musst, um die Gebote und Verbote der Bibel, um den Willen Gottes zu erfüllen? Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass man alle Gebote kennen müsste, um nur ja keines zu übersehen. Entscheidend ist ihr Sinn, das, worauf sie und auch die Schriften der Propheten zulaufen. Und das ist er selbst, Jesus, der den Satz im Lehrtext gesagt hat, mit dem das Gesetz erfüllt und vollendet wird. Doch er tut das nicht stellvertretend für dich, sondern beispielgebend. Auch du und ich, wir sollen die Gebote und damit den Willen Gottes erfüllen, jedoch nicht um Gottes willen, sondern um unseret willen.
Vom Sinn der Gebote
Der entscheidende Abschnitt in der Bibel heißt: Ein Gesetzeslehrer (Theologieprofessor) fragte Jesus: »Lehrer, welches ist das wichtigste Gebot im Gesetz Gottes?« Er antwortete ihm: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand.‹ Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist aber ein zweites: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‹ Alle anderen Gebote und alle Forderungen der Propheten sind in diesen beiden Geboten enthalten.« (Matthäus 22,35-40)
Das leuchtet ein und klingt erst einmal gut, wäre da nicht die Frage, wer denn nun mein Mitmensch ist? Erst die Antwort darauf macht einen Christen zum Christen, nicht die Taufe oder Konfirmation, nicht eine Selbstbekehrung oder Lebensübergabe, kein Bekenntnis und auch kein moralisch einwandfreier, christlicher Lebenswandel. Was mich zum Christen macht, sagt Jesus hier:
»Es heißt bei euch: ›Liebe deinen
Mitmenschen und hasse deinen Feind. Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen! So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters
im Himmel. Denn er lässt seine Sonne für Böse wie für Gute aufgehen, und er
lässt es regnen für Fromme und Gottlose. Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden,
dass ihr die Menschen liebt, die euch auch lieben? Das tun sogar die
Zolleinnehmer, die sonst bloß auf ihren Vorteil aus sind! Wenn ihr nur euren
Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes? Das tun auch die, die
von Gott nichts wissen. Ihr aber sollt in eurer Liebe vollkommen sein, wie es
euer Vater im Himmel ist.« (Matthäus 5,43-48)
Doch das, liebe Leserin, lieber Leser, ist bitter. Wie soll
ich da jemals von mir sagen können, dass ich Christ bin? Entscheidend ist wohl,
dass ich dem zustimme, was er sagt und damit beginne, mich Stück für Stück zu entfeinden.
Das beginnt im Kopf, dass ich aufhöre, die zu verachten und denen feindlich
gesinnt zu sein, die ich nicht ausstehen kann.
Feindesliebe konkret
Aus meiner Ausbildungszeit kenne ich einen Kollegen, von dem ich meine, dass er ein Faschist ist. Glücklicherweise habe ich mit ihm seit Jahrzehnten nichts mehr zu tun. Doch hin und wieder lese ich etwas von ihm, das mich gleich wieder auf die Palme bringt. Soll ich ihn lieben? Vielleicht soll ich einfach mal anfangen, für ihn zu beten und für mich, dass ich mich überwinden kann, ihn als meinen Bruder zu sehen, den Gott nicht weniger liebt als mich. Vielleicht tut sich dann ja was bei mir, und ich muss mir mit feindseligen Gedanken nicht länger selbst schaden.
Gebet: Herr, wie soll Frieden werden in meiner Familie, in meinem Land, in der Welt, wenn nicht zuerst in mir Frieden wird? Wie soll Frieden werden, wenn mich das Gift der Feindseligkeit nicht verlässt? Wie soll das geschehen, wenn du mir dabei nicht hilfst? Ja, das glaube ich, dass du das tust. Also will ich beginnen und versuchen, auch die, die ich nicht ausstehen kann, mit deinen Augen zu sehen. Amen
Herzlich grüßt
Ihr / dein Hans Löhr
P.S. Ich habe noch über keinem Kircheneingang Jesu Gebot gelesen: "Liebet eure Feinde!" Warum wohl?
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege
Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über
Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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