Montag, 13. Februar 2023

Fehlerfreundlich und nachsichtig hl

Losung: Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Psalm 51,13

Lehrtext: Der Zöllner stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Lukas 18,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

Selbstkritik ist nicht jedermanns Ding, schon gar nicht vor anderen. Unsere "Kultur" stresst uns mit dem Anspruch, perfekt sein zu müssen. Doch das kann niemand zu keiner Zeit. Wer aber eine Schwäche zeigt oder Fehler zugibt, muss fürchten, im Ansehen anderer zu sinken. Lieber wird gelogen, getäuscht und vertuscht, dass sich die Balken biegen. Wir haben leider keine fehlerfreundliche Kultur, eher eine, in der immer die anderen Fehler machen.

Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass die Kirchen in den Menschen jahrhundertelang die Sündenangst schürten. Vor Gott dürfe man angeblich keine Sünden haben und keine Fehler machen. Wenn doch, müssen sie gebeichtet werden und können von Priestern und Pfarrern nach eigenem Ermessen vergeben oder behalten werden. Das war - und ist vielleicht noch hie und da - eine Art Seelen- und Gewissensfolter. Ich habe selbst so etwas erlebt.

Jesus ist eine Zumutung

Ganz anders Jesu Gleichnis, aus dem der Lehrtext kommt. Darin gesteht sich jener Zöllner im Gebet selbstkritisch vor Gott ein, dass er sich falsch verhalten hat. Er brauchte dazu keinen Pfarrer und keinen Beichtstuhl. Ein Pharisäer* betet in derselben Geschichte ebenfalls zu Gott und sagt: "Herr, bin ich froh, dass ich nicht so bin wie jener Zöllner. Ich beachte deine Gebote und mache alles richtig." (Lukas 18,10-14a) "Jener Zöllner", fügt Jesus hinzu, "war Gott recht. Der selbstgerechte Pharisäer* nicht."

Dieses Gleichnis ist wieder mal ein schönes Beispiel, welche Worte, Geschichten und Ereignisse in den Evangelien Jesu Geist atmen: Da, wo unsere frommen Erwartungen und Vorstellungen gegen den Strich gebürstet werden, kommt er uns nahe. Das hat mit unserer bürgerlichen Moral und den kirchlichen Ordnungen oft wenig zu tun. Er hat damals die jüdische Religion vom Kopf auf die Füße gestellt. Und heute geschieht dies mit der christlichen. Das ist nicht selten eine Herausforderung und Zumutung.

Gebet: Herr, es ist verführerisch, sich selbst in ein günstiges Licht zu stellen. Du weißt, dass ich dazu neige. Doch du lässt dich nicht täuschen. Komm zu mir im Licht deiner Wahrheit und heile mich von aller Selbstgerechtigkeit mit deiner Liebe. Bleibe in deinem heiligen Geist bei mir (Losung), dass ich nachsichtig sein kann mit meinen Mitmenschen. Denn du bist nachsichtig mit mir und trägst mir meine Fehler nicht nach. Amen

Eine gesegnete neue Woche!

Ihr / dein Hans Löhr

Die bibelkundigen (Altes Testament) Pharisäer waren zur Zeit Jesu eine gesellschaftlich-religiöse Elite, die besonders auf einen frommen und einwandfreien Lebenswandel achtete.

Apropos Fehler: ohne den „Webfehler im Netz der Schöpfung“ (Harald Lesch), ohne eine Asymmetrie von Teilchen und Antiteilchen, hätte sich von Anfang an sämtliche Materie wieder zu Licht zerstrahlt. Es gäbe keine Galaxien, keine Sterne, keine Planeten und somit auch uns nicht. In der Sprache des Glaubens gesagt: Für Gott sind "Fehler" wichtige Werkzeuge der Schöpfung. Nicht zuletzt deshalb können wir bei anderen und bei uns selbst ruhig ein bisschen fehlerfreundlicher sein.

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

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