Montag, 7. August 2023

Gottes merkwürdige Sympathie hl

Losung: Josef blieb im Gefängnis, aber der HERR war mit ihm. 1.Mose 39,20.21 

Lehrtext: Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und es hörten sie die Gefangenen. Apostelgeschichte 16,25

 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

 

immer wieder wurden die Menschen der Bibel auf das Heftigste erschüttert. Sie erlebten höchstes Glück und tiefstes Leid. Sie verstanden oft nicht, was sie da so anfasste, durchschüttelte, jubeln und klagen, danken und heulen ließ. Die Bibel ist ein Dokument starker Gefühle, tiefsinniger Gedanken, intensiven Lebens auf des Messers Schneide und eines tief bewegenden Gottvertrauens. Was sie im Guten wie im Bösen erlebt haben, versuchten sie mit Gott zusammenzubringen. Manchmal in ein und demselben Gebet wie in verschiedenen Psalmen und in den Geschichten, die sie sich jahrhundertelang erzählten, bis sie aufgeschrieben und nicht zuletzt für uns überliefert wurden.

Von Gott kann man nur mit Demut erzählen

Da, wo die Bibel uns heute noch im Innersten berührt, wird nicht trocken berichtet. Da geht es auch nicht um die irreführende Frage, ob das auch alles wirklich so war. Da werden menschliche Grunderfahrungen in Psalmliedern besungen, in Festen gefeiert, in Geschichten gedeutet. Anders kann man von Gott nicht reden. Er lässt sich nicht von uns einfangen in unsere Werte und Systeme, unsere Moral und unsere Gesetze. Von ihm kann man letzten Endes nur erzählen, ihn bestaunen, manchmal auch fürchten. Aber immer will ich vor ihm demütig sein, dem Schöpfer des Ganzen, von Licht und Finsternis, von Lust und Leid, von Leben und Tod, vor ihm, dem Heiligen und Allmächtigen.

Er war groß genug, in Jesus ein Kind zu werden und in einer Futterkrippe zu liegen. Er war stark genug, sich in seinem Sohn kreuzigen zu lassen. Er war mächtig genug, die Dornenkrone zu tragen, mit den Ohnmächtigen zu leben und die Beschädigten wie das Gesindel zu lieben. Er war und er ist über allem, von niemandem erreichbar. Gerade deshalb ist er in Jesus zu uns fehlbaren Menschen gekommen, die wir ihm mit unserem Gutmeinen, unseren Irrtümern und unserer religiösen Eitelkeit oft genug im Weg stehen.

Kleine Flamme Hoffnung

Dieser Gott hatte eine unerklärliche Sympathie für den Betrüger Jakob und seinen Sohn Josef, den eitlen Fratz, der so viel Unfrieden in die Familie gebracht hat, dass seine Halbbrüder ihn als Sklaven nach Ägypten verkauft haben. Und da, wo er am Tiefpunkt seines Lebens angekommen war ohne zu wissen, ob er jemals wieder aus dem Kerkerloch herauskommen würde, da saß Gott mit ihm im Knast, gab seiner Seele Kraft, nicht zu verzweifeln und hütete die kleine Flamme Hoffnung in Josefs Herzen.

Aber warum hielt Gott sich nicht zu den Braven, den Frommen, den Gerechten? Er wird wohl auf seine Weise auch bei ihnen gewesen sein, den selbstgerechten Brüdern. Doch seine Liebe zu den Grenzgängern, den Unangepassten, den Unruhestiftern ist auch für mich heute ein Trost. Gott beurteilt mich nicht nach meinem Verhalten, meinem Charakter, nach meinem Bemühen, anständig zu sein, um von meinen Mitmenschen gelobt zu werden. Er richtet sein Verhalten zu mir danach aus, wie sehr ich ihn brauche gerade in meinen Niederlagen und in meinem Scheitern.

Mir gefallen die Geschichten von Jakob sowie „Josef und seinen Brüdern“ besser als die Apostelgeschichte, die von den frommen Heldentaten des Apostels Paulus berichtet. Denn sie erzählen von Menschen in ihrem Widerspruch und mit ihren Brüchen, bei denen längst nicht alles glatt läuft und die Gott in Jesus gerade deshalb auf ihrem manchmal schwierigen Lebensweg begleitet. 

Gebet: Herr, daran halte ich fest, dass du in den Höhen und Tiefen meines Lebens bei mir bist, meine Freude mit mir teilst, meine Schmerzen mit mir trägst und mein Versagen nicht ansiehst. Was du für mich tust, lässt sich nur in Geschichten erzählen, in denen ich meine Erfahrungen mit dir wiederfinde. Niemand kann dich dingfest machen mit Dogmen und Geboten. So wie du mir in Jesus begegnest, bist du ein Gott der Freiheit, der mich erlöst aus dem Joch religiöser Vorschriften und Gesetze .(Galater 5,1 ) und befreit zu einem Leben in Liebe und Freundlichkeit. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

2 Kommentare:

  1. Ja Amen, Frei ohne die alten Vorschriften, Hinein in die Liebe und Gnade Gottes in unserm täglichen, schwierigen Leben.
    Gotte sei Dank und Ehre Elisabeth

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  2. Ich habe mich über Ihren Kommentar ganz besonders gefreut, weil ich mich in Ihrer Vorliebe für die alten biblischen Geschichten von Jakob, Josef (und später natürlich David ) in ihrer Widersprüchlichkeit, aber auch starkem Gottvertrauen eher wiederfinde als in der Apostelgeschichte zu Paulus, der mir manchmal zu rigide und oberschlau ist, auch wenn er in bewundernswerter Weise gewirkt hat. Immer wieder- meist still ausgesprochen- Danke für Ihre Worte. Barbara

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