Losung: Sei nicht schnell mit deinem Munde und lass dein Herz nicht eilen, etwas zu reden vor Gott; denn Gott ist im Himmel und du auf Erden; darum lass deiner Worte wenig sein. Prediger 5,1
Lehrtext: Richtet nicht,
damit ihr nicht gerichtet werdet. Matthäus 7,1
Liebe Leserin, lieber
Leser,
das ist wirklich nicht so leicht
einzusehen: Jeder Urteilsspruch eines Gerichts, jede Kritik, die ich an einem
anderen Menschen habe, wird ihm nicht gerecht.
Natürlich ist es gut, wenn ein Verurteilter sein Urteil annehmen kann, weil er weiß, dass er nach dem
Gesetz und den Maßstäben der Gesellschaft falsch gehandelt hat. Und erst recht ist
es gut, dass ich mir die Kritik eines anderen an meiner Person durch den Kopf
gehen lasse und überlege, inwiefern sie berechtigt ist. Wenn es so ist, dann
muss ich um Entschuldigung bitten und bereit sein, daraus zu lernen.
Niemand versteht
dich ganz
Das alles ist schön und recht und gut.
Aber trotzdem wird man dir nicht gerecht und du nicht einem anderen, egal, wie
sehr du dich bemühst, ihn zu verstehen. Das Problem ist ja, dass ein Mensch sich
selbst nicht versteht und nicht genau sagen kann, warum er dieses oder jenes
getan oder gesagt hat. Wer kann schon die Tiefe des menschlichen Herzens
ergründen als Gott allein? Wer weiß schon genau, was ein Mensch alles mit auf
die Welt bringt? Welche Gene sein Denken und Fühlen und Handeln in eine bestimmte
Richtung lenken? Wer weiß schon, was ihn alles beeinflusst, nicht nur die
Familie, sondern auch die Schule, Freunde, Arbeitskollegen, die Gesellschaft
mit ihrem unüberschaubaren Medienangebot? Und da soll man guten Gewissens
richten und verurteilen? Da soll man guten Gewissens
über einem anderen den Stab brechen?
Gesetze und
Regeln bleiben notwendig
Freilich ist es notwendig, dass Gesetze und Regeln aufgestellt werden, die von allen beachtet werden sollen. Und es ist auch notwendig, dass derjenige, der sie bricht, sanktioniert, also bestraft wird. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sonst eine Gesellschaft, wie sonst das Zusammenleben funktionieren soll. Aber gerecht wird man auf diese Weise einem Menschen nicht.
Nur Gott wird mir gerecht. Und das zeigt Jesus zum Beispiel mit seiner
Geschichte vom verlorenen Sohn. Da bestraft der Vater den Sohn nicht, als er
wieder nach Hause zurückkommt, nachdem er das ganze Erbe durchgebracht hat. Er bleibt sein Sohn, den der kennt und den er liebt. Gott
kennt mich ganz genau, viel besser, als jeder andere, viel besser als ich mich
selbst. Wenn jemand weiß, warum ich mich so verhalte wie ich es tue, warum ich
so fühle und denke, dann ist er es. Und darum kann ich immer wieder zu ihm
kommen, egal wie sehr ich versagt habe. Er billigt mein Verhalten nicht. Aber er
versteht es und deshalb kann er mir vergeben. Nicht irgendwelche Menschen sind
mein letzter Maßstab. Nicht sie wissen, wer und wie ich bin. So wichtig ihr
Urteil auch sein mag. Ich richte mich nach Jesus Christus, in dem der barmherzige
Gott zu mir kommt.
Verzeihen und
um Verzeihung bitten
Zugleich aber will ich versuchen, mit
meinen Mitmenschen gut auszukommen, meine Fehler einzusehen, berechtigte Kritik
anzunehmen und mich zu korrigieren. Und dazu gehört, dass ich bereit bin, sie
um Verzeihung zu bitten, aber auch ihnen zu verzeihen, wenn sie sich mir gegenüber unangemessen verhalten haben. Und dann will ich nicht vergessen, dass man die
Menschen, die man liebt oft besonders verletzt. Umso größer ist dann das Wunder,
dass Gott und sie mich dennoch lieben.
Gebet: Herr, vor dir
muss ich kein schlechtes Gewissen haben. Dich muss ich nicht fürchten, vor dir
mich nicht ducken. Vor dir kann ich ein freier Mensch sein, der weiß, dass er
Fehler macht und scheitern kann. Der aber auch auf dich vertraut, weil du mich
verstehst und mir vergibst. Darum will auch ich nicht über anderen den Stab
brechen, noch hinter ihrem Rücken lästern, sondern bereit sein, ihnen zu
verzeihen und sie um Verzeihung zu bitten. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
Lieben Dank, Herr Löhr. Diese Worte stärken mich und vertiefen mein Vertrauen. Das tut mir gut auf meinem Weg durch den Alltag. Schauen wir über uns hinaus im Wissen, wir sind gehalten, trotz aller menschlicher Schwächen. Dann können wir verzeihen und " kleben"
AntwortenLöschennicht am anderen.
Danke