Mittwoch, 30. August 2023

Gnade statt Zwang hl

Losung: HERR, verdirb dein Volk und dein Erbe nicht, das du durch deine große Kraft erlöst hast! 5.Mose 9,26

 

Lehrtext: Gott hat auch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Römer 8,32 

Liebe Leserin, lieber Leser,

sag mal, warum sollte Gott dir helfen? Hast du vielleicht etwas für ihn getan? Hast du dich in besonderer Weise vor ihm ausgezeichnet? Hast du ihn beeindruckt mit deiner Frömmigkeit? Oder gibt es einen anderen Grund, warum er dir helfen sollte?

Ja, den gibt es. Doch dieser Grund liegt nicht bei dir, sondern bei ihm.

Im Zusammenhang, in dem die heutige Losung steht, nennt die Bibel zwei Gründe, weshalb Gott die Sünde seines Volkes nicht ansehen, sondern es retten soll: Erstens, er soll statt auf die ungehorsamen und treulosen Israeliten lieber auf ihre Vorväter, auf Abraham und Jakob, sehen und wegen deren Treue ihre Nachfahren verschonen. Und zweitens sind die Israeliten, wie undankbar und ungehorsam sie sich auch verhalten, nach wie vor seine Kinder, sein Volk, das ihm gehört (5. Mose 9,24-29).

Im Lehrtext ist es Jesus, um dessen willen Gott zu uns barmherzig ist und uns segnet, unabhängig davon, was wir getan oder unterlassen haben.

Diese Gedanken, diese Aussagen sind ungeheuerlich, auch wenn sie uns auf den ersten Blick nicht so scheinen. Sie stellen alles auf den Kopf, was die Religionen sonst so sagen. Sie stellen auch weitgehend die christliche Religion auf den Kopf, wie sie sich in den letzten 2000 Jahren entwickelt hat.

Dass in unserer Beziehung zu Gott alles von ihm abhängt und nichts von uns, aber auch gar nichts, das will nur schwer in Kopf und Herz. Habe ich es doch von klein auf anders gelernt: im Kindergarten, im Religionsunterricht, im Konfirmandenunterricht, in den Gottesdiensten und teilweise auch auf der Universität. Soll das denn alles falsch gewesen sein?

Zwar hat Martin Luther klar und deutlich gesagt, dass wir Gott recht sind allein, weil er das will, aus Gnade und nicht, weil wir etwas dafür getan hätten. Doch wir Menschen machen untereinander eher die gegenteiligen Erfahrungen. Und darum misstrauen wir insgeheim auch der Gnade Gottes und wollen zu mindestens ein bisschen nachhelfen. Doch damit entkräfte ich, was Jesus für mich getan hat.

Sein von Menschen verschuldeter Tod am Kreuz stellt ein für allemal klar, dass sich Gott nicht rächt, dass er nicht straft und verdammt. Vielmehr will er lieber in Jesus leiden und sterben als zurückschlagen, anderen Leid zufügen oder sie töten. Er ist und bleibt ein Gott der Liebe, sogar der Feindesliebe. Das ist die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, weshalb er dir und mir hilft. Alles, was uns bleibt, ist, dass wir ihm dafür danken und vertrauen.

Gebet: Herr, ich habe keinen Grund, dir Opfer zu bringen, aber allen Grund, dir dankbar zu sein für Jesus und den Segen, den du mir mit ihm schenkst. Ich habe keinen Grund, in meinen Schwierigkeiten den Kopf hängen zu lassen, aber allen Grund, dir zu vertrauen, dass du mir hilfst. Ich habe keinen Grund dich zu fürchten, aber allen Grund dich zu lieben. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Weiterführende Gedanken: Bereits viele Verfasser der biblischen Schriften haben dieses Problem. Einerseits sprechen sie von Gottes Gnade. Andererseits nennen sie viele Gebote und Verbote, vor allem im Alten Testament, aber auch im Neuen. Was also gilt jetzt? Können wir uns Gottes Segen durch einen tadellosen Lebenswandel verdienen? Können wir uns seinen Zorn und seine Strafe dadurch zuziehen, dass wir sündigen und seine Gebote und seinen Willen missachten? So denken wohl die meisten. Sie sind dabei mit Juden und Muslimen in guter Gesellschaft.

Aber was soll dann noch das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus? Ist sie es nicht, die den Unterschied macht? Nach meinem Verständnis des Neuen Testamentes haben die Gebote und die Ermahnungen der Apostel zu einem tadellosen Lebenswandel nichts damit zu tun, dass die ersten Christen Gott damit einen Gefallen tun sollen. Vielmehr sollen sie in ihrer heidnischen Umgebung nicht negativ auffallen, sondern mit einem vorbildlichen Verhalten für den neuen Glauben werben. Das aber wird nicht befohlen und schon gar nicht erzwungen. Das soll aus ihrem Glauben folgen. Zumindest teilweise wird es wohl so gewesen sein, wie sonst hätte sich der Glaube im damaligen römischen Reich so schnell verbreitet?

Und wir beide, gibt es nicht doch irgendwas, um Gott für uns einzunehmen? Alles, was dir und mir bleibt, ist, dass wir Gott für seine Freundlichkeit und Geduld danken, vertrauen und ihn lieben. Das wird auch auf unser Verhalten abfärben. Zumindest hoffe ich das.

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

3 Kommentare:

  1. Vergib und unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsere Schuldigern.
    Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.
    Nun fange ich an, die Wichtigkeit dieser beiden Sätze zu verstehen.
    Und dann kommt die tatsächliche Umsetzung.
    Ja, mit Gottes immer währender Hilfe und Gnade.
    Mein Wunsch für heute.
    Elisabeth

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  2. Der Glaube ist schon kompliziert. Was soll ich glauben?Das, was ich möchte und mir paßt?Mir würde es schon passen,daß Gott uns Allen gnädig ist,die glauben, aber auch die nicht glauben.Aber es gibt soviel Bibelstellen,die dem widersprechen. Ich möchte mich aber an die anderen Bibelstellen halten und auf Gottes Barmherzigkeit hoffen!

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    1. Würde ich glauben, was mir passt, dann würde ich gern auf Gott Einfluss nehmen können und bei ihm Fleißpunkte sammeln. So aber muss und will ich mich an den roten Faden des Evangeliums halten, der sich durch die Bibel zieht und mir hilft, mich in diesem Buch zu orientieren. Da geht es dann nicht um Gesetze und Vorschriften, sondern um die Zusage von Gottes bedingungsloser Gnade in Jesus Christus und darum, dass ich ihm vertraue, ihm danke und ihn liebe.

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