Losung: Du tränkst die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest. Psalm 104,13
Lehrtext: Als sie aber satt waren, spricht Jesus zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren. Johannes 6,12-13
Liebe Leserin, lieber Leser,
hier zunächst die leicht gekürzte Geschichte
von der Speisung der Fünftausend, aus der unser Lehrtext kommt:
Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich
dort mit seinen Jüngern. 5 Da sieht er, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht
zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? 7 Philippus
antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie,
dass jeder auch nur ein wenig bekomme. 8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon
Petrus: 9 Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei
Fische. Aber was ist das für so viele? 10 Jesus aber sprach: Lasst die
Leute sich lagern. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer (Frauen und Kinder nicht
mitgerechnet).
11 Und er nahm das Brot, dankte und gab es denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch* von den Fischen, so viel sie wollten. 12 Als sie aber
satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken,
damit nichts umkommt. 13 Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit
Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist
worden waren. (Johannes
8,3-13)
Wie oft ist diese Wundererzählung nicht schon ausgelegt worden. Viele Ausleger/innen heben Jesus als Wundertäter hervor, der über übernatürliche Fähigkeiten verfügen würde. Ich wähle einen anderen Ansatz, ohne darauf zu bestehen, dass meine Auslegung die einzig mögliche sei. Für mich unterstreicht diese Erzählung, was Jesus von Gott und seinem Reich verkündigt und was in seiner Person anschaulich wird:
Wie Gott regiert
Gott, unser himmlischer
Vater, ist überaus großherzig und großzügig. Er rechnet nicht und spart nicht.
Er ist nicht kleinlich und nicht geizig. Er achtet nicht darauf, ob jemand
seine Güte auch verdient (Matthäus
20). Von ihm, von seiner Gnade
bekommt jeder soviel er will (Vers 11). Keiner muss darben,
niemand wird weggeschickt, keiner geht leer aus, niemand wird enttäuscht.
Wir Menschen sagen mit Andreas (Vers 8): ‚Was sind schon fünf
Brote und zwei Fische für so viele?‘ Jesus sieht mit Gottes Augen und weiß: „Ich
bin so reich, ich habe genug für alle – Brot und Fische, Liebe und
Barmherzigkeit, Vergebung und Gnade, Freude und Segen, Heil und Frieden, Hoffnung
und Glauben.“
Genug Liebe für alle
Er diskutiert nicht, er handelt. Er dankt Gott und teilt mit den
Menschen. Er teilt sich aus. Er teilt
Gott selbst aus — Brot des Lebens. So bringt er ihn unter die Leute, unter solche wie dich
und mich, unter solche, die wir für gerecht und ungerecht, gut und böse,
gottlos und fromm halten … Ihm ist das egal. Er hat genug Liebe für alle, sodass
alle an Leib und Seele satt werden. Und es bleibt genug übrig, genug an Brot,
genug an Barmherzigkeit, wovon wir auch morgen noch satt werden können.
Wunder machen nicht satt
Und wir Menschen damals und heute? Wir schauen zunächst wieder einmal auf das Vordergründige. Starren auf fünftausend Männer, auf fünf Brote und zwei Fische und wundern uns. Und weil wir uns wundern, meinen wir, Jesus vollbringe übernatürliche Wunder. Wir wollen satt werden vom Außergewöhnlichen, vom Sensationellen, von Zauber und Magie und hungern doch nach Liebe, hungern nach Gott.
Aber wir finden ihn nicht in irdischer Macht und Größe, nicht in Glanz und Gloria. Er begegnet uns im Stall und im Futtertrog, verletzlich und bedroht. Er reitet auf einem Esel ohne Macht, ohne Waffen, ohne Geld in die Hände seiner Feinde und stirbt am Kreuz.
Hellsichtige Heiden und Frauen
Und wenn wir klar sehen wie jener Heide, der römische Hauptmann unterm Kreuz, sagen vielleicht auch wir „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen“. Und wenn wir noch klarer sehen wie die Frauen an seinem Grab, sagen wir vielleicht: „Dieser Jesus ist sein Sohn. Er ist das Ebenbild des lebendigen Gottes und zugleich unser Leben in Zeit und Ewigkeit.“ (Kolosser 1,15 / 3,4)
Gebet: Herr, ich muss dich nicht finden, denn du zeigst dich mir. Aber erkenne ich dich auch in deinem irdischen Leben, in deiner niedrigen Gestalt, im Stall und am Kreuz? Heile meine Augen, dass sie dich sehen. Denn in dir verherrlicht sich Gott für mich und diese Welt. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
* Man beachte die Ähnlichkeit mit den Worten in der Geschichte vom Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte und wir noch heute feiern.
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch
Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit
zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus
dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der
Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht.
Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Herzlichen Dank für die Auslegung, die meinen Glauben stärkt. Das tun Ihre losungskommentare immer wieder.
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