Losung: Lass dein Schreien und Weinen und die Tränen deiner Augen; denn deine Mühe wird belohnt werden, spricht der HERR. Jeremia 31,16
Lehrtext: Jesus spricht: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Johannes 16,22
Liebe Leserin, lieber Leser,
merkwürdig, mein Leben lang habe ich das Wort Jesu aus dem Johannesevangelium (Lehrtext) falsch gelesen, so als stünde da: „ihr werdet mich wiedersehen“. Es heißt auch nicht „wir werden uns wiedersehen“, sondern „ich werde …“ Die Initiative geht also, wie sooft, von ihm aus.
Für mich heute bedeutet das Wort an die Jünger damals: Er sieht mich. Er sieht mich, seitdem ich bin. Er sieht mich jetzt in diesem, seinem (!) Augenblick. Er sieht mich auch weiterhin, in seinem Licht und in meiner Finsternis. Er sieht mich mit den Augen Gottes.
Alle meine Wege
Im Psalm 139,3 heißt es dazu: „Ich gehe oder liege, so bist du, Herr, um mich und siehst alle meine Wege.“ Das heißt erstmal nicht, dass ich ihn auch sehe, jedenfalls nicht mit den Augen, die inzwischen eine Brille brauchen. Und dann? Wir werden sehen …
Mir soll genügen, dass Jesus mich mit Gottes gütigen Augen sieht. Er beobachtet und kontrolliert mich nicht, um mich zu ertappen, wenn ich versage. Er „will mich mit seinen Augen leiten“ (Psalm 32,8 / 139,24). Er sieht mich auch dann noch, wenn mich niemand von den Sterblichen mehr sieht.
Entscheidend ist für meinen Glauben, dass ich mich vor seinem Blick nicht verstecken muss. Im Gegenteil, „mein Herz soll sich freuen“ (Lehrtext). Das ist doch mal eine gute Aussicht.
Gebet: Herr, du wendest deinen Blick nicht von mir ab, sondern behältst mich im Auge, wo ich auch bin. So bleibst du mit mir verbunden. So bleibe ich bei dir. Öffne du meine Augen für dich, dass ich dich jetzt sehen kann, so wie du von mir gesehen werden willst: in den Geringsten meiner Menschengeschwister (Matthäus 25,31-40). Mach mich sehend für dich, jetzt im Glauben und einmal von Angesicht zu Angesicht. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Wieder ein tröstender Kommentar! Herzlichen Dank und einen gesegneten, behüteten Tag wünsche ich allen Mitmenschen.
AntwortenLöschenLieber Pfarrer Löhr, Sie öffnen mit Ihren segensreichen Auslegungen die Augen. Danke dafür. Und so wird mir auch die bei "normaler" Sicht schwierige Vorstellung der Dreieinigkeit einfach und klar nachzuvollziehen. Welch ein Segen. Halleluja. Matthias
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