Freitag, 31. Mai 2024

Gottes Tränen hl

Losung: Alle, die dem HERRN widerstehen, werden zu ihm kommen und beschämt werden. Jesaja 45,24 

Lehrtext: Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels. Markus 14,61-62 

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Ende der Zeit werden alle Geschöpfe Gottes vor ihm versammelt werden, alle ohne Ausnahme. Und er wird auf seine Weise jedes Geschöpf richten und ihm so gerecht werden. Und irgendwann sind dann auch wir Menschen dran, alle ohne Ausnahme.

Meine Vision

Was er zu den anderen Geschöpfen sagen wird, weiß ich nicht. Was er zu uns sagen wird, weiß ich auch nicht. Aber ich habe ein Bild vor Augen, besser eine Szene. Ich sehe uns vor ihm stehen: Alte und Junge, Männer und Frauen, Kinder, Kranke und Gesunde, Arme und Reiche, Afrikaner, Asiaten, Europäer, Amerikaner. Ich sehe Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus, Anhänger größerer und kleinerer Religionen, sehe Atheisten und Christen aller Bekenntnisse.

Und als Gott sich uns allen in der Person seines Sohnes Jesus Christus zuwendet, weint er und sagt: „Ihr habt mir viel Leid zugefügt, weil ihr einander so viel Leid angetan habt mit eurer Rechthaberei, mit eurer Machtgier und Habgier. Ihr habt einander unterdrückt, gequält, belogen und betrogen. Habt euch verletzt mit Worten und Waffen und in euren Kriegen immer wieder getötet und gemordet, gerade auch eure Kinder. Warum?“

Unsere Antwort

Und wir werden antworten: „Du hast uns so gemacht, wie wir sind. Du, Gott, bist selbst schuld an all dem Elend und Leid, das über uns und deine Geschöpfe gekommen ist. Wir fragen dich: warum hattest du uns die Freiheit gegeben, dass wir uns so oder so entscheiden konnten? Dass wir das Gute wie das Böse wählen konnten? Dass wir dir widerstehen (Losung) und dich verlassen oder zu dir kommen und dir folgen konnten – und das Eine wie das Andere von einer Sekunde auf die andere?“

Seine Gegenrede

Und Gott wird sagen: „Ja, ich habe euch die Freiheit gegeben, weil ich euch liebe, damit ihr mich und einander wieder lieben könnt. Denn Liebe gibt es nicht ohne Freiheit und Freiheit nicht ohne Liebe. Doch eure Gegenliebe war schwächer als ich gehofft und eure Eigenliebe stärker als ich befürchtet habe. So bin ich zu euch gekommen im Kind im Stall und im Mann am Kreuz, damit Friede auf Erden werde und unter euch.

Aber ihr habt der Gewalt und der Gier nicht abgeschworen. Habt die Angst vor euresgleichen nicht abgelegt. Eure Fäuste blieben geballt zum Schlag. Ihr habt euch nicht die Hände zur Versöhnung gereicht. Ihr habt euch weiterhin gefürchtet, obwohl ich bei euch war. Habt einander nicht über den Weg getraut, weil ihr mir nicht vertraut habt. So viel Leid, so viel! Wofür? Ihr hättet als meine Kinder ein besseres, ein leichteres Leben haben können. Doch ihr habt es euch selbst schwer gemacht.“

Mit gesenktem Kopf

Und wir Menschen werden stumm bleiben, weil wir dazu nichts zu sagen haben. Wir werden beschämt unsere Köpfe senken, wenn wir Gottes Tränen sehen und mit einem Mal alles erkennen, was wir nicht erkennen wollten: all unsere Fehler, all unser Versagen, all unsere Schuld (Losung). Und Gottes Stimme wird aus dem Mund Jesu kommen und sagen: „Das ist das Gericht über euch alle, dass ihr euch jetzt vor mir schämt. Ich weiß, ihr würdet am liebsten im Boden versinken. Doch da sollt ihr nicht sein. Eure Scham hat euch gerichtet. Meine Gnade hat euch befreit. Eure Schuld ist vergeben. Meine Liebe hat euch erlöst. Lebt mit mir im Licht.“

Das, liebe Leserin, lieber Leser, glaube ich – für mich und für dich.

GebetHerr, deine Tränen machen mir Kummer. Dein Schmerz tut mir weh. Deine Güte beschämt mich. Nicht erst am Ende der Zeit, sondern heute. Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen, weil ich es nicht kann. Darum bekenne ich dir mein Versagen. Zugleich vertraue ich dir, dass du mich annimmst und bei mir bleibst in diesem Leben und danach. Amen

Herzliche Grüße,    

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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9 Kommentare:

  1. Ich bin betroffen, im wahrsten Sinne.
    Danke, Amen
    Annelie

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  2. Ja, danke, Amen!

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  3. Auch wenn es betroffen und traurig macht, so ist es doch gleichzeitig unheimlich schön und wohltuend, wie Gott mit uns ist und sein wird.
    DANKE lieber Hans Löhr für diese Worte und danke, dass sie uns jeden Tag an ihren wunderbaren und befreienden Gedanken teilhaben lassen!!!!!

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  4. Sie haben genau das in Worte gefasst, was ich schon lange denke! Im "Gericht" werden wir nicht bestraft, sondern zu-recht-gerichtet. Uns selbst mit allen unseren Fehlern einen Spiegel vorgehalten bekommen, wird schmerzhaft genug sein. Doch danach, wird Gott alles gut machen. Danke!

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  5. Danke Herr Löhr!!
    Es tut so gut und ist so befreiend, wenn ein Pfarrer die gleiche Vision von Gottes Gericht hat, an die man selber aus ganzem Herzen glaubt.
    Seien Sie reich gesegnet und behütet.

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