Dienstag, 14. Mai 2024

Weggehen oder bleiben? hl

Losung: Die Hand unseres Gottes ist zum Besten über allen, die ihn suchen, und seine Stärke und sein Zorn gegen alle, die ihn verlassen. Esra 8,22

Lehrtext: Und Jesus sprach: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben. Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir (schon) gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Johannes 6,65-68

Liebe Leserin, lieber Leser, 

nein, ich habe mich nicht für Jesus entschieden. Ich war nur neugierig und wollte wissen, was denn am Glauben dran sei. Pfarrer wollte ich sowieso nicht werden. Als Jugendlicher hatte ich Kontakt zu Theologiestudenten aus der kirchlichen Hochschule von nebenan. Aber die haben mir hauptsächlich das "Schafkopfen" (Kartenspiel) beigebracht. So haben sie mich mit übertriebener Frömmigkeit wenigstens nicht abgeschreckt. 

Aus allen Wolken gefallen

Mehr bewirkt hat da noch meine pflichtbewusste Mutter, die mit mir und für mich gebetet hat. Meine Großmutter und meine Patin waren beide nach landläufiger Meinung fromm. Aber die eine war schon recht alt und die andere weit weg. Männer spielten in meiner religiösen Erziehung keine Rolle. Wie gesagt, ich habe mich für Jesus nicht entschieden. Darum sind auch alle, die mich kannten, aus allen Wolken gefallen, als sie hörten, ich wolle Theologie studieren. Dass ich einmal Pfarrer würde, hat mir niemand zugetraut. Ich mir auch nicht. 

Aber dann kam im Theologiestudium allmählich "mit dem Essen der Appetit". Mein Interesse wuchs, neue Horizonte öffneten sich und ehe ich mich versah, war das Examen da. Und danach machte ich eben das, was alle meine Kommilitonen machten: Vikariat und zweites Examen. Ich wurde ordnungsgemäß ordiniert und bekam meine erste Pfarrstelle. Hatte ich mich nun endlich für Jesus entschieden? 

Lagerfeuer und glimmender Docht

Ich glaube, es war umgekehrt. Jedenfalls hatte ich Feuer gefangen. Manches Mal glich mein Glaube eher einem glimmenden Docht.  Manches Mal glich er mehr einem Lagerfeuer, an dem sich meine Seele wärmen konnte. Verloren jedenfalls habe ich ihn nicht. Das war aber nicht mein Verdienst. Da hat offenbar schon der dafür gesorgt, von dem es in der Bibel heißt: "Er wird den glimmenden Docht nicht auslöschen" (Jesaja 42,3).

Dann war da noch mein Konfirmationsspruch, die Antwort auf Jesu Frage: "Hans, willst du auch weggehen?" (Lehrtext). Was sollte ich da sagen? Und so antwortete ich mit Petrus: "Herr, wohin soll ich schon gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens." So ganz verstanden habe ich dieses Wort damals nicht. Aber von Jesus weggehen? - das wollte ich auch nicht. Warum? Ich wusste es nicht. Vielleicht wollte ich kein Verräter sein, aber auch kein religiöser Sonderling. Ich wollte ganz normal sein wie meine Freunde auch. Wollte die Songs der Rolling Stones hören, lange Haare haben und Partys feiern. Und ab und zu, nicht oft, habe ich noch immer einen Gottesdienst besucht.

Kurvenreicher Glaubensweg

So begann ein langer, kurvenreicher, aber auch spannender Glaubensweg bis zu den Losungsauslegungen. Und auch damit lerne ich täglich dazu. Ich hoffe, immer tiefer zu verstehen, worauf es im Glauben ankommt und worauf nicht. Aber mir ist auch bewusst, dass es um mein Verständnis und um meinen Glauben geht. Ich erwarte nicht, dass andere, dass du das genauso siehst. Aber vielleicht bekommst du damit Anstöße, selbst über die Bibel nachzudenken und erhältst Impulse für das eigene Glaubensleben.

Gebet: "Hans, willst du auch weggehen?" Warum sollte ich, Herr? Ich weiß nichts und kenne niemand, dem ich mehr vertrauen könnte als dir und deinem Wort. Amen

Herzliche Grüße,     

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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6 Kommentare:

  1. Ich bin mir sicher, dass das Bleiben auf dem Wege, immer wieder auf die Worte des Herrn zu hören und ihn um Hilfe zu bitten, mur geholfen haben. Nach acht Monaten Eingeschränktheit kann ich mich wieder ohne Hilfen von Ort zu Ort bewegen. Unserm Herrn sei Dank!

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  2. Danke für Ihre ehrlichen Worte! Im Glaubensweg erkenne ich mich an vielen Stellen wieder! Und vielleicht haben wir ja mal Gelegenheit, miteinander Schafkopf zu spielen!

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  3. Ich finde mich auch in dem Ein oder Anderen Satz wieder😄.Mein Entschluss ist es auch zu bleiben,denn wem kann ich sonst voll Vertrauen. Ihre Auslegungen habe mir das Evangelium auch verständlich gemacht.Vieles habe ich nicht wirklich vorher verstanden.
    Danke für Ihre Impulse😉.
    Ute

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  4. Viele Ihrer Auslegungen poste ich in meinem Status und ich stelle fest,es werden mehr Freunde,die es lesen.Danke dafür.
    Ute

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  5. Mich bringen Ihre Auslegungen auch jeden Tag ein Stück näher zu Gott und auf weiter meinem Glaubsensweg. Einen riesigen Dank dafür lieber Herr Löhr!

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