Mittwoch, 22. Mai 2024

Nachdenken über Versöhnung hl

Losung: Er sandte Erlösung seinem Volk und gebot, dass sein Bund ewig bleiben soll. Psalm 111,9

Lehrtext: Jesus Christus selbst ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. 1. Johannes 2,2

Liebe Leserin, lieber Leser, 

gestern habe ich einen kleinen Teil dieser Losungsauslegung mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) verfasst. Ich habe in das Programm die Frage eingegeben: „Woher kommt das Wort Versöhnung und was bedeutet es?“

Hier die Antwort der KI: »Das Wort "Versöhnung" kommt aus dem Mittelhochdeutschen "versuenunge". Es hat Wurzeln im Verb "versühnen," was so viel bedeutet wie "sühnen" oder "wiedergutmachen." Die Bedeutung des Wortes "Versöhnung" umfasst den Prozess und das Ergebnis der Beilegung eines Konflikts oder Streits und der Wiederherstellung eines harmonischen Zustands zwischen Parteien. Es geht darum, durch Verständigung und Kompromiss eine vorherige Feindschaft oder Auseinandersetzung zu überwinden und Frieden oder Eintracht wiederherzustellen

Nun, das Ganze ist etwas hölzern formuliert, aber in der Sache stimmt es. Das Wort Versöhnung kommt nicht von ‚Sohn‘, wie manche meinen, sondern, wie auch die KI sagt, von Sühne. So heißt es zum Beispiel im Weihnachtslied „O du fröhliche“: »Christ ist erschienen, uns zu versühnen«, also wiedergutzumachen, was kaputt gegangen ist und den Frieden unter uns und zwischen Gott und uns wiederherzustellen.

Leuchtendes Beispiel für Versöhnung

Die jüngere Geschichte kennt ein leuchtendes Beispiel für Versöhnung. Und das ist die deutsch-französische Freundschaft nach den grauenhaften, verlustreichen Kämpfen im Ersten und gleich darauf noch mal im Zweiten Weltkrieg. Dass es bei dieser Freundschaft bleibt, daran muss weiterhin gearbeitet werden. Schließlich kann sie ein Beispiel sein, wie verfeindete Nationen wieder zueinander finden. Das wird auch die Zukunft der Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine sein müssen, wenn der Westen seine eigenen, machtpolitischen Interessen zurückstellt.

Auch die politische Versöhnung hat ihre Wurzeln in Christus, selbst wenn das vielen nicht bewusst ist. Aber noch mehr gilt das für die Versöhnung im persönlichen Umfeld, besonders in der Partnerschaft, in der Familie und am Arbeitsplatz. Weil wir durch ihn mit Gott versöhnt sind, haben wir in uns die Möglichkeit, uns untereinander zu versöhnen, also wiedergutzumachen, was kaputt gegangen ist und den Frieden wiederherzustellen. Ich habe das so erlebt und denke, dass das ohne Jesu Geist der Versöhnung nicht möglich gewesen wäre.

Doch nun überbietet der Lehrtext noch einmal alles, was auf der persönlichen Ebene möglich ist und sagt: »Jesus Christus selbst ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.« Was für eine Aussage! Er ist die Versöhnung für die Sünden der Deutschen und der Franzosen, der Russen und der Ukrainer, der Israelis und der Palästinenser ... Wenn zwischen Menschen und Nationen Frieden werden soll, dann, so meine ich, geht das nur auf seinem Weg, auf dem Weg, die eigene Schuld einzugestehen und um Ent-Schuldigung zu bitten, auf dem Weg der Vergebung, auf dem Weg der Reue und der Demut. In einem Wort: auf dem Weg des Friedens. 

Der Kniefall von Warschau*

Am Fenster meines Arbeitszimmers hängt eine Ansichtskarte. Darauf ist der Augenblick festgehalten, wie unser ehemaliger Bundeskanzler Willy Brandt am 7. Dezember 1970 in Warschau auf die Knie geht. Er tut das vor dem Mahnmal zum Gedenken an den jüdischen Ghetto-Aufstand von 1943 . Diese überraschende Geste hat für die Aussöhnung zwischen Deutschen, Polen und Juden mehr bewirkt als alle diplomatischen Gespräche und Verträge. Für seine Geste bekam Willy Brandt 1971 den Friedensnobelpreis, weil er »als Chef der westdeutschen Regierung und im Namen des deutschen Volkes die Hand zur Versöhnung zwischen alten Feindländern ausgestreckt« habe, hieß es in der Begründung. 

Versöhnung heißt für mich nicht, dass sich alle um den Hals fallen, sondern dass man sich gegenseitig respektiert als Menschen mit den gleichen Stärken und Schwächen, die sich Leid zufügen und Leid erfahren. Die einander schuldig werden und sich doch auch wieder vergeben. Die sich im Licht des Evangeliums Jesu als Brüder und Schwestern erkennen: Deutsche wie Polen, Russen wie Ukrainer, Israelis wie Palästinenser ...

Gebet: Herr, du allein weißt, wen ich alles in meinem Leben bewusst und unbewusst verletzt habe. Du allein weißt, wie oft ich dich habe links liegen lassen, um mich anderswo zu orientieren. Wie könnte ich das alles wiedergutmachen, wenn du es nicht für mich gutmachen würdest? „Du bist die Versöhnung für die Sünden der ganzen Welt“. So kommt dein Friede auch zu mir. Amen 

Herzliche Grüße,     

Ihr / dein Hans Löhr

* Hier der Link zum Kniefall von Warschau und zum YouTube-Video.

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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