Freitag, 5. April 2013

Der Ast, auf dem wir sitzen hl

Losung: Ich bin der HERR, dein Gott, und du solltest keinen andern Gott kennen als mich und keinen Heiland als allein mich. Hosea 13,4

Lehrtext: Das ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Johannes 17,3

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Tageslosungen führen uns bisweilen in die entlegensten Winkel der Bibel; dorthin, wo keine Sonntagspredigt reicht. Das heutige Bibelwort aus dem Buch des Propheten Hosea lässt uns in den Abgrund der Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel blicken. Brennender Zorn lodert aus dem Gotteswort, das der Prophet verkündet:  
»Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten geführt hat! Für euch gibt es keinen anderen Gott, und keiner kann euch helfen außer mir(Losung) Ich war es, der euch in der ausgedörrten Wüste am Leben erhalten hat. Doch als es euch immer besser ging, wurdet ihr satt und überheblich und ihr vergaßt mich. Darum bin ich euer Feind geworden: Wie ein Löwe oder Panther laure ich euch auf; ich falle euch an wie eine Bärin, der man die Jungen geraubt hat; ich zerfleische euch, ich reiße euch in Stücke, ich verschlinge euch. Es ist dein Untergang, Israel, dass du dich gegen mich, deinen einzigen Helfer, gewandt hast ... Ich denke nicht daran, euch vor dem Tod zu bewahren oder aus der Totenwelt loszukaufen. Tod, schicke deine Seuchen aus! Totenwelt, zeige deine Macht! Ich kenne kein Mitleid mehr.« (Die Bibel, Altes Testament, Hosea 13,4-9.14. Übersetzung: GNB)
Als Martin Luther diese Sätze übersetzte, traute er seinen eigenen Kenntnissen nicht und wendete den letzten Satz ins Positive. Aber dieses Wort steht nun mal so hart und schroff in der Bibel, dass es einem heute noch weh tut, es zu lesen. Und ich denke, ich muss es auch so stehen lassen. Darf es nicht abschwächen und weich spülen. Denn dass man Gott nur allzu leicht vergisst, wenn es einem gut geht – das gilt gerade auch für unsere Zeit. Wie dumm wir Menschen doch manchmal sind! Wenn wir Gott in guten Tagen vergessen, ist es genauso, als würden wir die Feuerwehr abschaffen, weil unser Haus noch nicht gebrannt hat oder die Krankenhäuser schließen, weil wir noch nicht ernstlich krank gewesen sind. Anders gesagt, wer Gott vergisst, sägt den Ast ab, auf dem er sitzt.
Bei genauem Hinsehen ist das Wort des Johannes (Lehrtext) nicht weniger eindringlich. Auch er spricht von der Rettung aus dem ewigen Tod und auch er kennt letztlich nur diesen einen Weg, zu erkennen und zu bekennen, dass Gott, so wie er sich in Jesus Christus gezeigt hat, der einzige Gott ist, unsere einzige Hilfe im Leben und im Sterben.
Ja, wir lassen uns gerne die aufbauenden und tröstenden Worte aus der Bibel sagen. Aber solche wie diese hier gehören nun mal auch dazu. Sie sind so etwas wie die Abwehrkräfte unseres Glaubens gegen die Infektion der Gottvergessenheit.

Gebet: Gott, Du bist allmächtig und heilig, meine einzige Hilfe und mein einziger Trost, wenn mir Unglück und Leid den Boden unter den Füßen wegzieht. Doch Du bist es auch, der mir gute Zeiten schenkt, mich segnet, behütet und liebt. Nie will ich Dich vergessen. Und wenn es doch geschieht, so vergiss Du mich nicht und bring mich wieder zur Besinnung. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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