Losung: Du sollst dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber
deinem armen Bruder. 5.Mose 15,7
Lehrtext: Paulus sprach: Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und
sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der
selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen. Apostelgeschichte
20,35
Liebe Leserin, lieber Leser,
beim Nachdenken über die heutige Losung und den Lehrtext
fiel mir eine Begebenheit aus der Grundschule ein. Einer meiner Mitschüler hatte ausnahmsweise auf seinem Brot dünne Schokoladenplättchen. Da „tropfte uns
allen der Zahn”. Zu gerne hätte ich damals von diesem Brot gebissen.
Schokoladenplättchen auf dem Pausebrot - das war in einer Zeit, in der
Schokolade noch etwas Besonderes war, Luxus pur. Und als ich den
Klassenkameraden frug, ob ich mal beißen dürfte, bekam ich zur Antwort: »Selber
essen macht fett«. Mich hatte dieser Satz damals verletzt. Heute würde ich
sagen, es war der blanke Egoismus, der mir weh getan und mich abgestoßen hat.
Das Wort Jesu, welches der Apostel Paulus zitiert, sagt das genaue
Gegenteil: »Geben macht glücklicher als Nehmen«. Für mich bringt es der
Gegensatz zwischen diesen beiden Worten auf den Punkt: Wer nach dem Motto
vieler in unserem Land handelt »Ich bin doch nicht blöd!« und schaut, wie er
ohne Rücksicht auf Verluste raffen kann, der wird fett. Vielleicht nicht
äußerlich, aber sein Herz versteinert unter der dicken Fettschicht des Geizes.
Wer aber eine offene Hand und ein Herz für andere hat, erlebt, wie
Großzügigkeit ein gutes Gefühl gibt, mehr noch: glücklich macht.
Wenn das so ist, warum sind dann nicht alle großzügig?
Vielleicht deswegen, weil sich auch der Großzügige immer wieder dazu überwinden
muss, von dem, was er hat, anderen etwas abzugeben. In der eigenen Familie ist
das nicht schwer. Aber wie ist das bei Fremden, die Not leiden und auf Hilfe
von anderen angewiesen sind? Da findet man schnell Gründe, warum man ihnen
nicht helfen möchte.
Gott sei Dank erleben meine Frau und ich in unserer Gemeinde
viel Großzügigkeit. Wir sehen das zum Beispiel an den Spenden für unsere
Waisenkinder in Kalali in Tansania. Natürlich müssen wir bei uns selber
anfangen, wenn wir wollen, dass sich auch in unserem Land an diesem Punkt etwas
ändert. Aber deshalb dürfen wir uns trotzdem nicht damit abfinden, dass besonders
in Deutschland die Schere zwischen Arm und Reich so weit auseinander geht. Wir brauchen dringend eine Politik, in der die soziale Gerechtigkeit wieder
ganz oben auf der Tagesordnung steht. Darum geht es auch in der Bibel. Wer sich
Zeit nimmt, sie zu lesen, erfährt, dass ein Volk nur dann Zukunft hat, wenn es
die Armen nicht vergisst.
Gebet: Herr, Du bist
die Quelle aller Großzügigkeit. Alles, was ich bin und habe, kommt von Dir. Gib
mir ein mitfühlendes Herz, dass auch ich großzügig sein kann. Amen
Herzliche Grüße und Gottes Segen in der neuen Woche!
Hans Löhr
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