Donnerstag, 25. Juli 2013

Himmlische Logik hl

Losung: Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Psalm 51,3

Lehrtext: Jesus sprach: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Lukas 7,47

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute ist der Lehrtext besonders interessant. Nach unserer menschlichen Logik stimmt dieser Vers nämlich nicht. Da müsste es parallel zum ersten Vers-Teil auch im zweiten heißen: ‚Wer aber wenig liebt, dem wird wenig vergeben‘. Aber Jesus dreht den Satz einfach um: »Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig«. Plötzlich geht es in erster Linie nicht mehr um den, der versagt hat, sondern um den, der ihm vergeben soll. Himmlische Logik eben.
Hm, da muss man sich erstmal Zeit nehmen und darüber nachdenken. Könnte demzufolge vielleicht die Lieblosigkeit in vielen Ehen und Familien auch damit zusammenhängen, dass man einander zu wenig vergibt? Dass man auf den Fehlern des andern zu sehr herumreitet und sie ihm nachträgt?
Ich glaube nicht, dass „viel vergeben” gleichbedeutend ist mit „alles durchgehen lassen”. Nicht wenige gehen Konflikten mit ihren Partnern oder Kindern aus dem Weg, weil sie entweder die Kraft dazu nicht haben oder fürchten, deren Zuneigung zu verlieren. Ich finde, dass die Dinge, die nicht in Ordnung sind, angesprochen werden müssen. Noch besser, dass ich sage, wie es mir damit geht, wenn der andere in meinen Augen etwas falsch gemacht hat,  statt ihn zu beschuldigen. Und dass ich ihm aber auch verzeihe und es dann gut sein lasse und nichts mehr nachtrage. Das ist leicht gesagt und schwer getan. Aber dann ist die gegenseitige Zuneigung wenigstens echt und nicht durch Konfliktvermeidung oder falsche Nachsicht erkauft.
Von Gott erwarten wir, dass er uns vergibt (Losung). Das sollen unsere Mitmenschen von uns auch erwarten können.

Gebet: Mein himmlischer Vater, vergib, dass ich nicht so gelebt habe, wie Du es von mir erwartest und wie es mir gut tut. Ich bin Dir und meinen Mitmenschen und auch mir selbst manches schuldig geblieben. Das tut mir leid und darum bitte ich Dich um Vergebung. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr


PS: Übrigens, die Geschichte, aus der der Lehrtext stammt, steht im Lukasevangelium im Kapitel 7, Verse 36-47 und gehört zu meinen fünf biblischen Lieblingsgeschichten.

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