Losung: Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner
großen Barmherzigkeit. Psalm 51,3
Lehrtext: Jesus sprach: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe
gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Lukas 7,47
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute ist der Lehrtext besonders interessant. Nach
unserer menschlichen Logik stimmt dieser Vers nämlich nicht. Da müsste es
parallel zum ersten Vers-Teil auch im zweiten heißen: ‚Wer aber wenig liebt,
dem wird wenig vergeben‘. Aber Jesus dreht den Satz einfach um: »Wem aber wenig
vergeben wird, der liebt wenig«. Plötzlich geht es in erster Linie nicht mehr
um den, der versagt hat, sondern um den, der ihm vergeben soll. Himmlische
Logik eben.
Hm, da muss man sich erstmal Zeit nehmen und darüber
nachdenken. Könnte demzufolge vielleicht die Lieblosigkeit in vielen Ehen und
Familien auch damit zusammenhängen, dass man einander zu wenig vergibt? Dass
man auf den Fehlern des andern zu sehr herumreitet und sie ihm nachträgt?
Ich glaube nicht, dass „viel vergeben” gleichbedeutend ist
mit „alles durchgehen lassen”. Nicht wenige gehen Konflikten mit ihren Partnern
oder Kindern aus dem Weg, weil sie entweder die Kraft dazu nicht haben oder
fürchten, deren Zuneigung zu verlieren. Ich finde, dass die Dinge, die nicht in
Ordnung sind, angesprochen werden müssen. Noch besser, dass ich sage, wie es
mir damit geht, wenn der andere in meinen Augen etwas falsch gemacht hat,
statt ihn zu beschuldigen. Und dass ich ihm aber auch verzeihe und es
dann gut sein lasse und nichts mehr nachtrage. Das ist leicht gesagt und schwer
getan. Aber dann ist die gegenseitige Zuneigung wenigstens echt und nicht durch
Konfliktvermeidung oder falsche Nachsicht erkauft.
Von Gott erwarten wir, dass er uns vergibt (Losung). Das
sollen unsere Mitmenschen von uns auch erwarten können.
Gebet: Mein
himmlischer Vater, vergib, dass ich nicht so gelebt habe, wie Du es von mir
erwartest und wie es mir gut tut. Ich bin Dir und meinen Mitmenschen und auch
mir selbst manches schuldig geblieben. Das tut mir leid und darum bitte ich
Dich um Vergebung. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
PS: Übrigens, die Geschichte, aus der der Lehrtext stammt,
steht im Lukasevangelium im Kapitel 7, Verse 36-47 und gehört zu meinen fünf biblischen
Lieblingsgeschichten.
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