Predigt am
Gemeindefest von Hans Löhr
Predigttext: »Jeden
Morgen weckt Gott mir das Ohr, dass ich auf ihn höre wie ein Jünger.« Jesaja
50, 4+5
Liebe Freunde,
(Gießkanne halbvoll
gefüllt) in diesen heißen Tagen ist das da für jeden, der einen Garten hat, ein
besonders wichtiges Gerät. Wie viel Wasser ist wohl jetzt in dieser Kanne? Sie /
Ihr könnt es nicht wissen, höchstens schätzen. Stell Dir vor, Du hast nur eine
einzige Gießkanne, um heute den Garten zu gießen. Welchen Pflanzen wirst Du was
geben? Den Blumen, dem Gemüse oder wirst Du das Rasenstück vor Deinem Haus gießen?
Und jetzt stell Dir vor, das, was in der Gießkanne ist, ist nicht Wasser
sondern Zeit, Deine Lebenszeit. Du weißt nicht wie viel die Kanne enthält. Du
weißt nur, dass Deine Lebenszeit begrenzt ist und Du sie nicht nachfüllen
kannst. Wofür willst Du Deine Zeit verwenden?
Die Älteren unter
uns wissen, wie kurz das Leben ist und wie schnell die Zeit verfliegt. Unaufhörlich
nimmt sie ab. Auch jetzt, in diesem Augenblick. Und Du weißt: Heute ist der
erste Tag vom Rest Deines Lebens. Wenn ich mir das klar mache, wird meine Zeit
kostbar und ich frage mich: Was fang ich damit an? Was, um im Bild zu bleiben,
begieße ich und was nicht?
Ein Kollege aus
einer Freikirche predigte einmal, dass man in seinem Leben Platz für Gott schaffen,
ihm Zeit einräumen soll, um auf sein Wort zu hören, seine Gegenwart zu spüren.
Nach dem Gottesdienst kam ein Geschäftsmann auf ihn zu und sagte aufgebracht:
»In was für einer Welt leben Sie eigentlich? Soll ich Ihnen mal meinen
Terminkalender zeigen? Jede Stunde, jede Minute ist durchgeplant. Ich brauche
alle meine Zeit für mein Geschäft und was übrig bleibt für meine Familie und
mein Haus. Ich habe einfach keine Zeit mehr, um mich auch noch still hinzusetzen
und auf Gott zu hören.« Der Kollege antwortete: »Zeit ist doch keine Frage des
Habens, sondern des Nehmens. Sie nehmen sich auch Zeit zum Essen, zum Schlafen,
Duschen und das, was Ihnen Spaß macht. Wenn Sie sich keine Zeit nehmen wollen,
um täglich auf Gott zu hören, ist das Ihre Entscheidung. Aber sagen Sie nicht, Sie
hätten keine Zeit.«
Ein paar Wochen später
lud der Geschäftsmann den Pfarrer nach Hause ein und zeigte auf einen Sessel. »Da«,
sagte er, »da sitze ich nun jeden Tag ein paar Minuten und höre, was Gott mir sagen
will.« Der Pfarrer war total verblüfft. Damit hatte er nicht gerechnet. Ein
paar Monate später fand wieder ein Gespräch statt. Der Geschäftsmann
informierte den Pfarrer, dass er nun seinen Job an den Nagel hängen und bei ihm
in der Gemeinde mitarbeiten wolle. Der Pfarrer wehrte ab: »Ja aber das macht
man nicht so einfach, besonders wenn man eine Familie hat. Wissen Sie, was Sie da
riskieren? Woher haben Sie eigentlich diese Idee?« Und der Mann antwortete:
»Das habe ich auf meinem Sessel gehört.« »Dann«, sagte der Kollege, »gehen Sie
jetzt zurück auf Ihren Sessel und fragen lieber nochmal nach.« Einige Wochen
später fing der Mann tatsächlich als Mitarbeiter in der Freikirche an und
erwies sich als Volltreffer.
Ein paar Jahre
später verließ er die Gemeinde, um einem anderen Pfarrer zu helfen, eine neue
Gemeinde aufzubauen. Auch das, so sagte er, habe er wieder auf seinem Sessel
gehört. Wieder ein paar Jahre später rief er noch einmal bei seinem alten
Pfarrer an: »Ich habe schlechte Nachrichten. Die Ärzte sagten mir, dass ich
Blutkrebs habe und nicht mehr lange leben werde«. Dann starb er. Nach der
Beerdigung kamen der Pfarrer und die Witwe auf den Sessel zu sprechen, in dem
der Mann all die Jahre jeden Tag ein paar Minuten auf Gott hörte. »Diesen
Sessel«, so die Witwe, »geben wir auf keinen Fall her. Er soll für die Kinder
und für spätere Generationen ein Zeichen sein, wie wichtig es ist, sich regelmäßig
Zeit zu nehmen, um auf Gott zu hören.«
Wo, so frage ich
Dich, wo steht Dein Sessel? Nimmst auch Du Dir regelmäßig Zeit, um zu hören,
was Gott Dir sagen will? In der Bibel heißt es im Buch Jesaja im Kapitel 50:
»Jeden Morgen weckt Gott mir das Ohr, dass ich auf ihn höre wie ein Jünger.«
Wie ist das mit Deinem Ohr? Ist es wach für Gott? ‚Jeden Morgen‘, heißt es in
dem Bibelwort. Letzten Endes ist es egal, wann und wo Du Dir Zeit für Gott
nimmst. Das kann morgens im Bett oder in einem Sessel sein. Oder ein bestimmter
Parkplatz, an dem Du jeden Morgen vorbeikommst, wenn Du zur Arbeit fährst. Das
kann auch abends sein. Wichtig ist, dass es regelmäßig geschieht.
Die Gießkanne hier
fasst nur eine bestimmte Menge Wasser. Unser Leben fasst nur eine bestimmte
Menge Zeit. Wofür nehme ich sie mir? Nehme ich mir auch Zeit für den, der sie
mir geschenkt hat? Habe ich ein Ohr für ihn, um zur Ruhe zu kommen und das Unwichtige
vom Wichtigen zu unterscheiden? Höre ich auf Gott, wenn ich vor wichtigen
Entscheidungen stehe?
[Schwamm] Ich habe
hier einen trockenen Naturschwamm. Sein Element ist das Wasser. Darin ist er gewachsen,
darin lebt er. Und so ist es seine Bestimmung, mit Wasser vollgesogen zu sein.
Ein trockener Schwamm, der das Wasser scheut, ist zu nichts nütze.
Das Element des Schwamms
ist das Wasser. Dein Element ist Gott. Du bist von ihm dazu bestimmt, vollgesogen
zu sein mit seiner Gegenwart, mit seinem Geist, mit der Liebe von Jesus. Er war
ganz und gar durchtränkt von Gott und hat uns damit ein Beispiel gegeben, wie auch
wir leben können: Ohne Furcht, voll Vertrauen und Zuversicht aus Gottes Kraft.
Stell Dir jetzt mal
vor, Du bist so ein ausgetrocknete Schwamm, ohne Energie, ohne Kraft, ohne
Freude und Perspektive. Vielleicht kennst Du ja dieses Gefühl. Und jetzt stell
Dir vor, wie Du in Gott eintauchst, in seine Gegenwart, in seine Kraft. Und wie
Du Dich vollsaugst und ganz und gar gesättigt bist mit seiner Gegenwart. [Schwamm
wird mit Wasser aus Gießkanne durchtränkt]
»Meine Seele dürstet
nach Gott, nach dem lebendigen Gott« heißt es im Psalm 42. Wie kann es Dir gut
gehen, wenn Deine Seele vertrocknet ist? Wie kannst Du Dich dann wehren gegen
das schwarze Tier der Schwermut, das Dich immer wieder mal angreift? Was hast
Du dagegen zu setzen, wenn Dich Enttäuschungen auszehren? Was hilft Dir dann
gegen die Angst vor dem, was die Zukunft bringt?
Nimm Dir Zeit für
Gott, dass Deine Seele sich vollsaugt mit seinem Frieden. Such Dir Deinen
Sessel – was immer das ist – und höre auf ihn. Lass Dich erfüllen von dem, was
er Dir sagt. Und dann geh erfüllt in den Tag, auf die Arbeit, zu anderen
Menschen. Ja, nimm Dir Zeit für Gott, dass Du lauschst wie ein
Jünger, und er Dich füllen kann mit seiner Kraft. Amen
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