Freitag, 19. Juli 2013

Provozierend gnädig ebl

Losung: Der HERR sprach zu Jona: Dich jammert die Staude, um die du dich nicht gemüht hast, die in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt? Jona 4,10-11

Lehrtext: Jesus sprach: Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten. Lukas 5,32

Liebe Losungsleserinnen und -leser,

der Vers aus dem Alten Testament, der über den heutigen Tag geschrieben ist, ist Teil einer äußerst spannenden Geschichte. Ein Mann namens Jona soll im Auftrag Gottes die Bewohner der Stadt Ninive aufsuchen und ihnen von Gott ausrichten, dass er mit ihrem Lebensstil überhaupt nicht einverstanden ist. Jona ahnt sehr schnell, dass ihn diese Botschaft bei den Leuten von Ninive nicht unbedingt beliebt macht - also versucht er die unangenehme Mission zum umgehen und taucht ab. Dabei gerät er in Lebensgefahr und ertrinkt fast im Meer, doch in letzter Sekunde rettet ihn ein riesiger Fisch und spuckt ihn heil an Land wieder aus. Jona erfüllt nun seine Pflicht und hält den Leuten von Ninive eine geharnischte Strafpredigt. Zu seiner grenzenlosen Überraschung - ja zu seinem Verdruss nehmen die Leute ihn wirklich ernst und ändern ihren Lebensstil. Gott straft sie nicht und Jona ist in seinem Gerechtigkeitsgefühl empfindlich getroffen. Er zieht sich gekränkt in eine Hütte zurück, die vor der sengenden Sonne durch eine Schatten spendende Pflanze geschützt ist. Von heute auf Morgen vertrocknet diese Pflanze - und Jona ist ein weiteres Mal frustiert und sauer. An diesem Punkt setzt unsere heutige Losung ein. "Der HERR sprach zu Jona: Dich jammert die Staude, um die du dich nicht gemüht hast, die in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt? (Altes Testament, Buch des Propheten Jona, Kapitel 4, Verse 10 - 11)


Gott ist so gnädig, dass es manche Menschen provoziert. Wie Jona können sie ihr eigenes Gerechtigkeitsempfinden nicht zusammenbringen mit dem, was sie an Gott erleben. Das ist eine Erfahrung, die fromme Menschen oft mit Jesus gemacht haben. Es hat sie frustriert, dass er nicht zuerst sie besucht und mit ihnen geredet hat, sondern dass er sich um die Leute gekümmert hat, die von den anderen schon abgeschrieben waren: um Steuersünder, um Prostituierte, um Abhängige ... Aber davon ging Jesus nicht ab: "Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße rufen und nicht die Gerechten", sagt er knapp. (Neues Testament, Evangelium des Lukas, Kapitel 5, Vers 32) Er ist da für die Menschen, die an sich selbst erleben, dass sie ihn und seine vergebende und annehmende Liebe brauchen.

Gebet: Vater, mach uns fähig zum ehrlichen Blick auf uns selber. Die Geschichte zwischen jedem einzelnen von uns und dir ist das, was zählt. Wie du andere Menschen siehst und richtest, soll deiner Barmherzigkeit überlassen sein. Amen.

Sommergrüße aus Sommersdorf!

Ihre / Deine

Pfarrerin Elfriede Bezold-Löhr

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