Losung: Ich habe
mein Wort in deinen Mund gelegt und habe dich unter dem Schatten meiner Hände
geborgen. Jesaja 51,16
Lehrtext: Fürchte
dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir. Apostelgeschichte 18,9-10
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, sagt man. Doch das
ist eine Faustregel, die nicht immer stimmt. Manchmal muss man reden, auch wenn
man sich den Mund dabei verbrennt. Im Losungswort heißt es, dass Gott denen,
die zu ihm gehören, sein Wort anvertraut hat; doch wohl nicht, um es zu
verschweigen, sondern um davon zu reden. Nur wie soll man das machen?
Als
Pfarrer tue ich mich da leicht. Schließlich ist es mein Beruf, von Gott zu
reden. Das erwartet man von mir. Aber wie ist das bei Ihnen /dir? Ich glaube
nicht, dass Gott von dir erwartet, dass du ständig Bibelverse zum Besten gibst.
Aber er erwartet von uns beiden, dass wir in bestimmten Situationen den Mund
aufmachen und widersprechen, wenn zum Beispiel andere Menschen herabgesetzt
werden, weil sie Fremde sind oder ungeliebte Nachbarn, weil sie eine andere
Hautfarbe haben oder vielleicht zur angeheirateten Verwandtschaft gehören und
so weiter. Und wenn du dann gefragt wirst, wieso du eine andere Meinung hast,
kannst du sagen, dass das mit deinem Glauben zu tun hat, zum Beispiel mit dem
8. Gebot: Du sollst über andere nicht schlecht reden noch Unwahrheiten
verbreiten (siehe Auslegung von Martin Luther zum
8. Gebot).
Man muss seine Meinung ja nicht gleich aggressiv vorbringen.
Man kann sie auch anbieten wie man jemandem ein Stuhl anbietet. Vielleicht
nimmt er ja darauf Platz.
Natürlich ist das nicht immer einfach, weil man leicht
selbst zum Angriffsziel werden kann. Aber immerhin hat, wer für eine gerechte
Sache, insbesondere für Gottes Sache den Mund aufmacht, ihn auf seiner Seite. So
wurde es, dem heutigen Lehrtext dem zufolge, Paulus gesagt. Und ich glaube, dass
das nach wie vor stimmt.
Gebet: Herr, wenn es denn so weit ist, dass ich jemandem
widersprechen muss, dann gib mir den Mut dazu, aber auch die richtigen Worte,
damit ich ihn nicht verletze und mich so selbst ins Unrecht setze. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen