Losung: Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten. Jesaja 53,5
Lehrtext: Christus hat unsre Sünde selbst hinaufgetragen
an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der
Gerechtigkeit leben. 1.Petrus 2,24
Liebe Leserin, lieber Leser,
tust du dich schwer mit der biblischen Aussage, dass einer
für alle hat leiden müssen, dass einer für andere die Sünde getragen und die
Strafe auf sich genommen hat, dass ein Unschuldiger für die Schuldigen hat
sterben müssen? Ich schon. Was für einen Sinn soll das haben und was hat das
mit mir zu tun? Ich kann mich einer Antwort nur vorsichtig annähern. Und es
kann keine allgemeingültige Antwort sein, sondern eine persönliche, vorläufige,
die ich für mich gefunden habe.
Beispiel 1: Das kommt schon mal vor, dass es in unserer
Familie Streit gibt, wer denn nun die Pistazien aufgegessen hat, die doch für
alle gedacht waren. Wenn dann der Streit zu eskalieren droht, weil einer die
Schuld auf den anderen schiebt, sage ich manchmal: ‚Na gut, dann war's eben
ich. Und jetzt ist Schluss.‘ Die ideale Lösung ist das auch nicht. Aber das
Streitfeuer fällt in sich zusammen und allmählich kehrt wieder Friede ein.
Beispiel 2: Wenn du auf dem Gehsteig eine zerbrochene
Saftflasche siehst, dann bückst du dich, sammelst die Scherben ein und trägst
sie zum nächsten Abfallbehälter. Mancher, der an dir vorbei geht, denkt dann:
‚Wie ungeschickt ist doch dieser Typ, dass er eine Flasche fallen lässt.‘ Aber
das darf dir dann nichts ausmachen. Wichtig ist nur, dass die Scherben vom Gehsteig
verschwinden und sich niemand verletzt oder weiterer Schaden entsteht. Es würde
nichts bringen, nach dem Schuldigen zu fahnden. Der ist längst über alle Berge.
Es bringt nur etwas, wenn du dich so verhält, als seist du selbst der Schuldige
gewesen, der Verursacher der Scherben, und sie beseitigst.
Vielleicht weißt du noch ein besseres Beispiel, wie einer,
der selbst keine Schuld hat, für die Schuld anderer einsteht.
Bei Jesus nun geht es nicht um solche Geringfügigkeiten wie
aufgegessene Pistazien oder zerbrochene Saftflaschen, sondern um das Versagen,
die Fehler und die Schuld von uns allen. Indem er das alles aufs Kreuz (Holz)
hinaufgetragen hat, macht er deutlich: Gerechtigkeit heißt, dass man für die
eigene Schuld einstehen und die Konsequenzen tragen muss. Sie kann aber auch
heißen, dass einer bereit ist, für die Schuld anderer einzustehen und die Konsequenzen auf sich zu nehmen, damit
endlich vergeben und ein Schlussstrich gezogen werden kann. Gott zeigt uns
diesen Weg zum Frieden und zur Versöhnung. Er ist ihn in Jesus vorausgegangen.
Doch wer hat die Kraft und die Größe ihm zu folgen?
Nein, ich erfasse den Sinn des Opfertodes Jesu am Kreuz in
seiner ganzen Tiefe noch immer nicht. Und es wäre noch viel dazu zu sagen. Aber
ich vertraue darauf, dass Gott mir vergibt, wenn ich ihn darum bitte, weil Jesus
alle meine Schuld abgebüßt hat. Das befreit mich und motiviert mich, so zu
leben, wie es ihm gefällt.
Gebet: Herr, ich danke dir, dass du mir mein
Versagen nicht nachträgst. Du nagelst mich nicht auf meine Schuld fest. Du bist
mir nicht böse und verfolgst mich nicht mit deinem Zorn. Um meines Bruders
Jesus willen vertraue ich darauf, dass du mir vergibst, wenn ich dich
aufrichtig darum bitte. Gib mir auch die Kraft, so zu leben, wie du es von mir
erwartest und wie es mir und anderen gut tut. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Um besser zu verstehen, versuche ich, die Spannung zunächst eine Weile zu halten und den Gedanken vom leidenden Gottesknecht nicht zu früh und zu einseitig auf Jesus Christus hin zu interpretieren. Wenn ich mich gedanklich in die Zeit Jesajas zurückversetze, finde ich die Vorstellung des leidenden Gottesknechts angesichts des vielen ungerechten Leids in der Welt einerseits und andererseits der Tatsache, dass Fehlverhalten oft keine ersichtliche Strafe nach sich zieht, sehr bemerkenswert.
AntwortenLöschenEr hilft dem Leidenden, seinem Leid nicht obendrein noch Selbstvorwürfe hinzuzufügen und motiviert den Sünder vielleicht, dem Leidenden zu helfen, weil ihn dessen Leid eben doch etwas angeht.