Losung: Die Völker hören auf Zeichendeuter und Wahrsager; dir aber hat der
HERR, dein Gott, so etwas verwehrt. 5.Mose 18,14
Lehrtext: Einer ist euer Lehrer: Christus. Matthäus
23,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie sieht es wohl hinter dem Vorhang aus, der vor der
Zukunft hängt? Das möchten Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten doch zu
gern wissen, damals im alten Israel wie auch heute in der modernen Welt. Aber ist
denn die Zukunft etwas, das schon feststeht, das sich nach und nach enthüllt und unabänderlich
auf uns zu-kommt?
Der Journalist Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion
der Süddeutschen Zeitung, schrieb dazu in seinem Leitartikel zu Pfingsten: »Das Wort "zukunftsfähig" ist ein
verlogenes Wort, weil es so tut, als gäbe es eine feststehende Zukunft, für die
man sich fähig machen müsse. Es gibt aber keine Zukunft, von der man sagen
könnte, dass es sie einfach gibt. Es gibt nur eine, die sich jeden Augenblick
formt - je nach dem, welchen Weg ein Mensch, welchen eine Gesellschaft wählt,
welche Entscheidungen die Menschen treffen, welche Richtung die Gesellschaft
einschlägt. Zukunft gibt es nicht festgefügt, sie entsteht in jedem Moment der
Gegenwart, ist darum in jedem Moment veränderbar. Die Zukunft ist nicht
geformt, sie wird geformt. Die Frage ist also nicht, welche Zukunft man
hat oder erduldet, die Frage ist, welche Zukunft man haben will und wie man
darauf hinlebt und hinarbeitet. Die Frage ist nicht, was auf die Gesellschaft
zukommt, sondern wohin sie gehen will.«
Aus meiner Sicht gilt das nicht nur für die Gesellschaft,
sondern auch für jeden von uns persönlich. Mit meiner Art heute zu leben entscheide
ich über mein Leben morgen. Wer also wissen will, was die Zukunft bringt, muss
die Gegenwart studieren. Wer wissen will, was morgen auf ihn zu-kommt, muss auf
den Weg achten, den er heute geht. Und dazu braucht es keine Wahrsager und
Zeichendeuter, die genauso zukunftsblind sind wie jeder andere. Dazu braucht es
das, was der Lehrtext sagt, dass ich heute so lebe wie es mein Lehrer Christus
gesagt und vorgelebt hat.
Die täglich neue Herausforderung ist doch, ob ich das will,
ob ich auf ihn hören und auf ihn schauen und mich nach ihm richten will. Die
Zukunft meiner Partnerschaft und meiner Familie hat ganz viel damit zu tun, ob
ich in dem, was ich von anderen erwarte, ihnen zuvorkomme. Ob ich für ihre
Probleme Verständnis aufbringe, ob ich bereit bin, ihre Schwächen auszugleichen
und ihre Fehler zu verzeihen, ob ich sie annehmen kann wie sie sind und nicht
wie sie meiner Meinung nach sein sollten, ob ich mich mit ihnen freuen und mit
ihnen leiden kann, ob sie sich auf mich verlassen können und ich bereit bin,
für sie da zu sein. Das ist der Sinn der Goldenen Regel, die Jesus uns in der
Bergpredigt gibt: »Behandelt die Menschen
so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt!« Mit einem Wort, die
Liebe ist ein machtvolles Gestaltungselement für meine Zukunft und die der
anderen, mit denen ich zusammenlebe und -arbeite. Aber Gleichgültigkeit, Herzenskälte
und Ichbezogenheit sind ebenfalls machtvolle Instrumente, die Zukunft zu
gestalten. Aber dann nicht zum Guten, sondern zum Bösen. Ich habe die Wahl, wem
ich folgen, auf wen ich hören will: Auf Christus oder auf meinen Egoismus. Auf
die Stimme der Liebe oder der Selbstsucht.
Aber hat Gott denn nicht einen Plan mit mir, der feststeht
und meinen künftigen Weg festlegt? Ja und nein. Sein Plan für mich ist der Weg,
den Jesus gegangen ist und auf dem ich ihm folgen kann durch Freude und Leid. Aber
ich kann mich auch anders entscheiden und andere Wege gehen mit den
entsprechenden Folgen. Diese Freiheit lässt er mir. Der katholische Christ Heribert
Prantl hat Recht, wenn er schreibt: »Es
gibt nur eine Zukunft, die sich jeden Augenblick formt - je nach dem, welchen
Weg ein Mensch, welchen eine Gesellschaft wählt, welche Entscheidungen die
Menschen treffen.« Es ist auch mein Glaube oder Unglaube, der über meine
Zukunft entscheidet.
Gebet: Herr, hilf mir, die richtigen
Entscheidungen zu treffen und den Weg zu gehen, den du mir zeigst. Ich vertraue
darauf, dass du selbst der Weg bist, der mich sicher durch dieses Leben bringt
hin zu dir, wo du vollendest, was du mit mir begonnen hast. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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