Sonntag, 7. Juni 2015

Leben, was dem Frieden dient hl

Losung: Der HERR schafft deinen Grenzen Frieden. Psalm 147,14

Lehrtext: Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander. Römer 14,19

Liebe Leserin, lieber Leser,

„das Politische ist privat und das Private ist politisch“ – so lautete eine These Ende der sechziger Jahre. Ob das immer und überall gilt, weiß ich nicht. Aber die heutige Losung legt es nahe. Darin geht es zunächst um die Grenzen des Staates Israel vor zweitausendfünfhundert Jahren. Wie schafft Gott diesen Grenzen Frieden? Er tut das auf dieselbe Weise, wie er auch heute den Grenzen der Staaten und Länder Frieden schafft: Durch friedliebende Menschen in verantwortlichen Positionen, die bereit sind, miteinander zu reden, Kompromisse zu suchen, Konflikte friedlich zu regeln, Grenzen anzuerkennen, Verträge zu respektieren, sich gegenseitig zu achten, auch mal zurückzustecken, im Geist der Versöhnung eine gute Nachbarschaft zu pflegen. Zwar waren es in der Bundesrepublik und bei den ehemaligen Kriegsgegnern vor vierzig, fünfzig Jahren Politiker, die durch einen längeren Prozess der Aussöhnung und gegen den erbitterten Widerstand ihrer innenpolitischen Gegner dazu beigetragen haben, dass wir heute in Deutschland mit unseren Nachbarn in Frieden und innerhalb sicherer Grenzen leben können. Aber dieses Wunder nach dem unvorstellbaren Grauen des Zweiten Weltkrieges, der damals gerade mal zwanzig, dreißig Jahre vorbei war, kann ich mir ohne Gottes Wirken nicht vorstellen. Soweit das Politische.
Und nun zum Privaten. Hier gilt im Großen und Ganzen das gleiche. Wie will ich in der Partnerschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz oder im Verein gut mit andren auskommen, wenn ich nicht gesprächs- und versöhnungsbereit bin? Wenn ich nicht kompromissfähig bin und mein Gegenüber achte? Wenn ich nicht die Grenze des anderen respektiere? Und gerade das ist ein wichtiger Punkt, dass ich ein Gespür dafür habe, mit welchen Worten oder Verhaltensweisen ich einen anderen verletze oder beleidige, ihn kränke oder verachte. Grenzverletzungen, Grenzüberschreitungen führen immer zu Konflikten, sei es politisch oder privat. Demgegenüber ist es der Auftrag von uns Christen, sowohl in der Öffentlichkeit als auch daheim „dem nachzustreben, was dem Frieden dient“ (Lehrtext).
In Friedrich Schillers Theaterstück „Wilhelm Tell“ sagt der Schweizer Nationalheld: »Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.« Das ist ein gefährliches Wort, weil dann immer der andere der Böse ist. Zu einem Streit aber gehören immer zwei. Das gilt in der Ehe wie auch beim aktuellen Konflikt in der Ostukraine oder zwischen den Israelis und Palästinensern heute. Was ist das nur für eine Politik, wo man sich gegenseitig die Schuld zuschiebt wie es kleine Kinder tun? Wo der böse Putin beim Gipfel der Mächtigen auf Schloss Elmau nicht dabei sein darf, sondern in der Ecke stehen muss. Wo man sich gegenseitig mit Sanktionen bedroht und Diplomaten ausweist? Gerade jetzt wäre es so wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben auch wenn es schwierig ist, und darauf zu verzichten, immer noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Die Bibel mahnt gute, dem Frieden dienliche Umgangsformen an im persönlichen Bereich wie in der Politik. Sie sind die Werkzeuge, durch die uns Gott auch künftig erträgliche Partnerschaften, friedliche Landesgrenzen und eine gute Nachbarschaft ermöglicht.

Gebet: Herr, ich habe es selbst in der Hand, ob ich mich nach den friedensstiftenden Prinzipien richte, die du mir gegeben hast oder meinen eigenen Emotionen und Interessen folge. Gib mir die Bereitschaft, im Privaten das zu leben, was auch im Politischen einem guten Zusammenleben dient. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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