Losung: Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand
es vermag. Sprüche 3,27
Lehrtext: Johannes der Täufer sprach: Wer
zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue
ebenso. Lukas 3,11
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir sind aus dem
Urlaub wohlbehalten zurück. Jetzt gibt es auch wieder die Losungsauslegungen,
nach denen wir inzwischen mehrfach gefragt worden sind. Doch die heutigen
Bibelworte sind eine Herausforderung, zumindest für mich:
Also, das ist so eine Sache, wenn man aufgefordert wird,
anderen etwas abzugeben. Das tun Kinder schon nicht gern, wenn man mit der
Schwester oder dem Bruder die leckeren Erdbeeren teilen soll. Und Erwachsene auch
nicht, vor allem, wenn's ums Geld geht. Sie zeigen es in der Regel nur nicht
so. Wenn man nichts abgibt, hat man oft ein schlechtes Gewissen. Und wenn man's
gegen den eigenen Willen tut, ärgert man sich. Und wenn du dann doch freiwillig
etwas spendest, machen das Moralapostel wieder madig, indem sie sagen, du
würdest doch nur dein schlechtes Gewissen damit beruhigen wollen.
Warum aber will die Bibel, wie es die heutige Losung und der
Lehrtext sagen, dass man anderen etwas abgibt? Meiner Meinung nach hat das zwei
Gründe. Erstens, wenn jeder nur haben und keiner geben will, haben wir Menschen
keine Zukunft. Denn Gier ist Todsünde. Und zweitens, weil mich nur das Geld wirklich reich macht, das ich gebe und nicht das, das ich besitze. Ob
ich mit meiner Meinung recht habe? Probier es einfach aus. Gib einem Bettler in
der Innenstadt mal fünf Euro anstelle von fünfzig Cent. Lass das Wechselgeld
einfach mal im Automaten. Gib mal beim Friseur oder im Gasthaus das Doppelte
von dem Trinkgeld, dass du sonst gibst. Wenn es dir hinterher gut damit geht,
mache es wieder. Wenn nicht, lass es bleiben. »Gott segne die Gebenden und die Verwendung
der Gaben!«, heißt es manchmal im Gottesdienst, wenn Spenden abgekündigt wurden.
Aber er segnet nur, was gern geschieht.
Und wie viel soll man geben? ‚Die Hälfte‘, sagt Johannes der
Täufer. Die Hälfte dessen, was man besitzt (Lehrtext).
Und Jesus? ‚Alles‘, sagt er zu einem reichen jungen Mann, der vollkommen sein
wollte. Der aber, so heißt es im
Evangelium, ging traurig von ihm weg, denn er hatte ein großes Vermögen (Matthäus 19,22). Und wie viel gebe ich? Wenig.
Ich arbeite daran, dass es ein bisschen mehr wird. Denn was ich besitze, gehört
mir nicht. Gott hat es mir geliehen, damit ich gut davon leben kann und andere
ein bisschen besser.
Gebet: Herr, wie gut, dass du gern und viel gibst.
Ja, alles, was ich bin und habe, kommt von dir. Alles! Einmal aber muss ich es
sowieso wieder hergeben. Bewege mich dazu, schon jetzt damit zu beginnen,
solange meine Hände noch warm sind. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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