Losung: Gott ist
dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind. Psalm 73,1
Lehrtext: Simeon
wartete auf den Trost Israels. Lukas 2,25
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Bruder des Glaubens, so sagt man, sei der Zweifel. Auch
ich beginne an Gott zu zweifeln, wenn ich wieder von irgendwelchen
entsetzlichen Ereignissen erfahre, die unschuldige Menschen getroffen haben. „Warum
lässt Gott das zu?“ Diese Frage haben vor mir schon zahllose Menschen gestellt.
Viele fragen heute so und viele werden auch in Zukunft so fragen.
Auch den Menschen in der Bibel waren Zweifel nicht fremd. Asaf
hat sie in seinem Psalm 73 niedergeschrieben. Da heißt es: »Gott ist gut zu Israel
(= seinen Leuten), zu allen, die ihm ganz vertrauen (Losung).
Das kann niemand bestreiten! Ich aber hätte beinahe an ihm gezweifelt,
fast hätte ich den Glauben aufgegeben. Sie tragen ihren Stolz zur Schau. Mit Verachtung schauen sie auf andere herab
und verhöhnen sie, mit zynischen Worten setzen sie jeden unter Druck. Sie
tun, als kämen ihre Worte vom Himmel; sie meinen, ihre Sprüche seien für die
ganze Menschheit wichtig. Darum läuft sogar Gottes Volk ihnen nach, es
hängt an ihren Lippen und glaubt alles, was man ihm vorsetzt. Denn diese
eingebildeten Leute sagen: "Gott kümmert sich um nichts - wie sollte er
auch? Er thront so weit oben und weiß nicht, was sich hier unten
abspielt!" War es denn völlig umsonst, dass ich mir nie etwas
zuschulden kommen ließ? Also versuchte ich zu begreifen, warum es dem Gottlosen
gut und dem Frommen schlecht geht, aber es war viel zu schwer für mich. Da
ging ich in Gottes heiligen Tempel, und dort wurde mir auf einmal klar:
entscheidend ist, wie ihr Leben endet! Wie ein Traum beim Erwachen
verschwindet, so vergehen sie, wenn du dich erhebst, o Herr«.
Vermutlich muss man nur ein paar Sätze austauschen, und dann
können diesen Psalm auch heute viele nachsprechen, weil sie sich darin wieder
finden. Doch es wäre schon gut, wenn du dich nicht nur in den Problemen wiederfändest,
die Asaf umgetrieben haben, sondern auch in seinem Gottvertrauen, wenn er
fortfährt: »Als ich verbittert war und
mich vor Kummer verzehrte, da war ich dumm wie ein Stück Vieh, denn ich
verstand dich nicht. Jetzt aber bleibe ich immer bei dir, und du hältst
mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan und nimmst mich am Ende
in Ehren auf. Herr, wenn ich nur dich habe, bedeuten Himmel und Erde mir
nichts. Selbst wenn alle meine Kräfte schwinden und ich umkomme, so bist
du doch, Gott, allezeit meine Stärke - ja, du bist alles, was ich habe!« Gerade
die letzten vier Sätze können ein starker Trost sein für jeden, der sie sich zu
eigen macht.
Die Menschen der Bibel haben ja nicht nur ähnlich gezweifelt
wie wir, sie waren auch ähnlich trostbedürftig. Wie zum Beispiel
Simeon, ein Greis, der sein Leben lang auf den Retter gewartet hat, den doch
Gott versprochen hatte (Lehrtxt).
Wahrscheinlich haben ihn deswegen nicht wenige ausgelacht. Aber Simeon ließ
sich nicht beirren. Er hielt am Glauben fest und lebte entsprechend. Und
tatsächlich, plötzlich sah er ihn, den Retter Israels, den Retter der Welt, deinen und meinen. Das war kein strahlender
Held auf hohem Ross in goldener Rüstung mit Feuer und Schwert und einer
riesigen Streitmacht von Engeln, kein James Bond und kein Superman, sondern ein
Säugling. Da musste man schon ganz besondere Augen haben, solche wie Simeon, um
in ihm den versprochenen Retter zu erkennen. Wie heißt es in der Geschichte
„Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry: »Man sieht nur mit dem Herzen
gut«. Simeon hat so gesehen. Auch die Hirten von Bethlehem, die Weisen aus dem
Morgenland, Maria und Josef. Und wen sehen wir, du und ich, wenn wir in die
Krippe schauen?
Gebet: Was auch geschieht, ich bleibe bei dir,
und du hältst mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan. Herr,
wenn ich nur dich habe, bedeuten Himmel und Erde mir nichts. Selbst wenn
alle meine Kräfte schwinden, so bist du doch, Gott, allezeit meine Stärke - ja,
du bist alles, was ich habe! Dir nahe sein, ist mein ganzes Glück! Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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