Liebe Freunde,
„Des hätt’s fei
net braucht“ - so heißt es heute auf gut Fränkisch in vielen Wohnzimmern, wenn
die Weihnachtsgeschenke ausgepackt werden. Ins Hochdeutsche übertragen heißt
das: „Ich freue mich total, dass du mir etwas schenkst.“
Ja, Weihnachten
ist Zeit der Geschenke. Die Kinder können es heute kaum erwarten, bis endlich
Bescherung ist. Aber auch wir Erwachsene freuen uns, wenn wir etwas geschenkt
bekommen und sei es eine Kleinigkeit. Manchmal sind Geschenke eine lästige
Pflicht. Aber meistens sagst du doch mit einem Geschenk: Ich schätze dich, ich
mag dich, du bist mir wichtig, ich verdanke dir vieles. Und wenn Eltern einem
Kind etwas schenken, dann sagen sie damit schlicht und einfach: Wir lieben
dich.
Doch woher kommt
der Brauch, dass es an Weihnachten Geschenke gibt? Wieder einmal war es Martin
Luther, der etwas Bahnbrechendes in die Wege geleitet hat. Zu seiner Zeit hatte
der Nikolaus Geschenke gebracht hat. Aber mit dem konnte Luther nichts
anfangen, weil der für den Glauben bedeutungslos ist. So war es dann für ihn das
Christuskind oder das Christkind, wie wir heute sagen, das die Geschenke bringt
und damit auf die Liebe hinweist, die Gott uns mit ihm schenkt. Dass aus dieser
Idee einmal ein weltweites Konsumfest werden würde auch in Gegenden, in denen
das Christentum keine Rolle spielt, wie in Japan, hätte sich Luther nicht
träumen lassen.
Doch nun zum Kern von
Weihnachten. Jeder hier kennt die Geschichte von den Heiligen Drei Königen. Auf
jedem Weihnachtsmarkt sind sie in den Krippen zu sehen. Und vielleicht habt
auch ihr daheim eine Krippe mit den drei Königen aufgebaut so wie unsere
Mesnerinnen am Kircheneingang. Diese biblische Geschichte erzählt, dass für das
Kind in Bethlehem ein Stern am Himmel stand. Es war so wichtig für die Menschen,
dass dieser Stern selbst Heiden aus fernen Ländern zu ihm geführt hat.
Und vielleicht war es auch
so ein geheimnisvoller, wenngleich unsichtbarer Stern, der dich heute Abend
hierher geführt hat. Manchmal kann auch eine Gewohnheit, eine Tradition so ein
Stern sein, der uns den Weg weist. Vielleicht war es ja die eigene Frau, die
gesagt hat, geh halt auch mit in die Kirch, wenigstens an Weihnachten. Oder du
hast deine Mutter begleitet. Oder du hast in dir selbst so ein unbestimmtes
Gefühl gespürt, dass es dir gut, wenn du heute Abend den Weihnachtsgottesdienst
besuchst. Manchmal kann man ja gar nicht genau die Gründe nennen, warum man
etwas tut. Man tut‘s halt, vielleicht, weil es sich richtig anfühlt oder weil‘s
andere auch tun.
Zurück zu den Geschenken.
Die Heiligen Drei Könige oder die Weisen aus dem Morgenland, wie sie auch
heißen, haben dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe geschenkt. Das waren
wertvolle Gaben. Sie erwiesen damit dem göttlichen Kind ihre Ehre. Aber sie
haben ihm noch etwas geschenkt ohne es zu wissen. Und genau so, das behaupte ich jetzt, geht es dir
auch. Du kommst ja an Weihnachten in die Kirche, weil wir hier gemeinsam Jesu
Geburt in Bethlehem feiern. Er ist, so glaube ich, jetzt hier, wo wir wegen
seines Geburtstags zusammengekommen sind. Aber wo sind unsere Geschenke? Hast
du ihm etwas mitgebracht?
Vielleicht denkst du jetzt:
Was soll diese Frage? Aber ich will sie beantworten. Ja, du hast etwas
mitgebracht, das Wertvollste und das Kostbare, das du hast: dich selbst. Du
bist sein Geschenk. Ob das für dich stimmt? Ich glaube, dass das nicht
entscheidend ist; denn für ihn, für Jesus stimmt das. Für ihn bist du ein
Geschenk sowie manchmal Eltern von ihren Kindern sagen, dass sie ein Geschenk
sind, ohne dass die Kinder das wissen.
Und jetzt möchte ich mit
dir, mit euch allen darüber nachdenken, was genau wir ihm denn schenken. Da
sind zum einen unsere guten Seiten. Die können wir ohne Probleme herzeigen. Ich
denke da an unsere Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, an unsere
Großzügigkeit, an die Freude, die wir empfinden, an das, was jeder von uns gut
kann und daran, dass wir einander respektieren. Vielleicht hast du noch eine
Reihe anderer guter Eigenschaften, die ich jetzt nicht aufgezählt habe.
Aber wenn wir für Jesus ein
Geschenk sind, dann bringen auch die anderen Seiten von uns mit, die wir nicht
so gern herzeigen: unseren Neid, die Eigensucht, Ungeduld und Stress, unsere
schlechten Angewohnheiten, manche problematischen Abhängigkeiten, negative
Gedanken und Gefühle und noch manches, wo wir an anderen und auch an uns selbst
schuldig geworden sind.
Doch an diesem Weihnachten
2016 bringen wir ihm noch etwas anderes mit: Die wachsende Unsicherheit, wie es
wohl weitergehen wird mit unserem Land und mit uns selbst. Wir spüren, dass sich
zur Zeit immer mehr Risse zeigen, was bisher fest zu sein schien. Die
europäische Gemeinschaft droht auseinander zu brechen. England hat sich schon
verabschiedet. Andere Länder stehen auf der Kippe. Mitten durch die Länder
gehen Risse zwischen denen, die bisher Regierungsverantwortung hatten und neuen
politischen Kräften, die einfache Antworten auf die komplizierten Fragen unserer
Gegenwart anbieten. Wie es mit Amerika unter Donald Trump weitergeht, weiß niemand.
Erdogan spielt in der Türkei ein gefährliches Spiel, das das eigene Land aber
auch die Länder ringsum in große Probleme stürzen kann. Und immer wieder
versetzen Terroristen die Menschen in Angst und Schrecken.
So fragt sich der eine oder
andere bang: Wird das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche
Fundament halten, auf dem so viele in Deutschland ihr kleines Glück aufgebaut
haben? Auch diese Unsicherheit, vielleicht sogar Angst gehört zu uns. Und heute
Abend bringen wir sie mit zu dem Kind in der Krippe.
Nicht zuletzt gehören auch
die ganz privaten Fragen zu mir: Dass ich mir Sorgen mache wie es wohl mit mir
und meinen Angehörigen weitergehen wird. Ob ich auch in Zukunft finanziell über
die Runden kommen werde. Was mit meiner Gesundheit sein wird und so weiter.
All diese Gedanken und
Gefühle habe ich heute mit in die Kirche gebracht. Ist es wirklich so, dass all
das mein Geschenk für den Gottessohn ist? Will er das, will er mich wirklich
als sein Geburtstagsgeschenk, mehr noch als Gold, Weihrauch und Myrrhe der Heiligen
Drei Könige?
Doch, liebe Freunde, ich
glaube, dass Jesus mich so will wie ich bin. Dass er mich und dich als sein
Geschenk ansieht und deshalb, wie es in der Bibel heißt, vom Himmel auf die
Erde gekommen ist, um seine Geschenke, um uns anzunehmen.
Und so wie ich sein Geschenk bin, so ist er heute meins. Auch er schenkt sich mir ganz. Er
will mir meine Sorgen und meine Furcht nehmen und mir dafür seinen himmlischen
Frieden schenken. Er will von mir nehmen, was ich falsch und schlecht gemacht
habe und mir dafür seine Vergebung schenken. Er will mir seine Nähe schenken,
auch wenn ich an Gott wenig Interesse gezeigt habe. Er will von mir nehmen,
dass ich meinen Mitmenschen gegenüber gleichgültig war und mir dafür seine
Liebe schenken.
Er will mich so nehmen wie
ich bin und sich mir so schenken wie er ist.
Und noch etwas will er: In
dieser Welt, die sich zur Zeit so rasant verändert und das nicht zum Guten,
will er mir Hoffnung und Lebensmut geben. Die meisten von euch haben noch den
Psalm 23 gelernt mit der Zeile: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal“.
Nein, uns ist hier auf Erden kein Paradies versprochen. Nach guten Zeiten kommt
auch immer wieder ein finsteres Tal, sei es in meinem kleinen Leben oder im
großen Weltgeschehen. Das ist so. Und wir hier werden daran nichts ändern. Wir
können uns nur selber ändern, wenn wir nicht kopflos werden oder wütend oder
verzweifelt, sondern diese ganze Zeile aus Psalm 23 sagen: „Und ob ich schon
wanderte im finsteren Tal – fürchte ich kein Unglück. Denn du, Gott, bist bei
mir.“
Und genau das feiern wir
heute wieder, dass Gott zu uns kommt in diesem Jesuskind, zu dir und zu mir, um
in alle Dunkelheiten unseres Lebens, das Licht der Hoffnung zu bringen, eine
Hoffnung, die in dem Satz aus der Bibel gipfelt: „Nichts kann uns scheiden von
der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, kein Leid, kein Unglück und nicht
einmal der Tod.“
Das alles, was ich gesagt
habe will Gott tun für dich und für mich. Und ich zweifle nicht daran, dass er
das auch tut. Doch ich muss das auch wollen, mich ihm öffnen und ihn für mich
annehmen.
So kommt es zum großen Geschenketausch
an Weihnachten.
Sind das nur schöne Worte?
Oder ist da was dran? Du wirst das daran merken, ob du nachher etwas anders aus
der Kirche wieder hinaus gehst als du hereingekommen bist, ob dich dieser
Weihnachtsgottesdienst ruhiger und nachdenklicher gemacht hat, vielleicht sogar
zuversichtlicher und froher. Entscheidend wird sein, ob du dich jetzt auf das
einlassen kannst, was wir hier singen und sagen und beten. Ob du dich der
Weihnachtsbotschaft öffnen kannst, dass Gott dich nicht verlieren will, weil du
sein Geschöpf bist, weil du ihm wichtig und wertvoll bist. Es geht ja hier und
heute nicht um irgendwas, sondern es geht um dich ganz persönlich.
Ja, schenken wir heute Abend
dem Jesuskind in der Krippe alle unsere Lasten. Er will uns davon erlösen,
damit wir Frieden haben in uns. Erlösung, liebe Freunde, dieses alte, oft wenig
verstandene Wort – das ist das Geheimnis von Weihnachten, dass wir nach diesem
Gottesdienst wieder etwas erlöster heimgehen, freier, vielleicht auch
unbeschwerter, weil uns gesagt wird: „Ihr Menschen seid mit euren Sorgen und Problemen
nicht allein. Ich, Gott, mache euch an Weihnachten mit dem Sohn mein großes
Geschenk. Nehmt dieses Geschenk an und bringt mir dafür, was ihr loswerden wollt,
macht euch mir selbst zum Geschenk, so wie ihr seid. Ich bin für euch da.“
Das sagt Gott. Und du und ich, wir können antworten
mit dem Vers, den wir vorhin gesungen haben:
Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesu, du mein Leben.
Ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn.
Herz, Seele und Mut, nimm alles hin
und lass dir‘s wohlgefallen.
Frohe Weihnachten!
Frohe Weihnachten!
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