Mittwoch, 21. Dezember 2016

Die Frage der Gerechtigkeit nach dem Anschlag von Berlin hl

Losung: Wehe denen, die aus einem Schuldigen einen Gerechten machen gegen Bestechung und Gerechten ihre Gerechtigkeit absprechen! Jesaja 5,22.23

Lehrtext: Nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Matthäus 7,2

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie hältst du es mit der Gerechtigkeit? Bist du zu anderen gerecht? Auch zu dir selbst? 
Gerechtigkeit fängt immer bei mir an. Ich muss mich selbst fragen, ob ich Maßstäbe und Grundsätze habe, nach denen ich mich verhalte, ob ich selbst einen, wenn auch kleinen Beitrag für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt und in unserem Land leiste oder ob ich auf Kosten anderer auf meinen Vorteil bedacht bin (Losung). Wie will ich auch von anderen Gerechtigkeit verlangen, nicht zuletzt von den Richtern in unserem Land, wenn ich es damit selbst nicht so genau nehme? 

Der Terroranschlag von Berlin wühlt mich auf. Ich bin empört, entsetzt. Zugleich fühle ich mich hilflos und ohnmächtig. Ich hätte gerne, dass gegen solche Verbrechen wirksam etwas unternommen wird und weiß doch zugleich, dass es keinen absoluten Schutz geben kann. Aber jede Form von Besserwisserei, die man jetzt wieder in den Internetforen findet, ist fehl am Platz. Ich will mit meinen Emotionen die Wut nicht noch anheizen. Ich will die Aufarbeitung des Terroranschlags und den Umgang mit Terroristen den zuständigen Institutionen überlassen. Sie sind jetzt dran, das Verbrechen aufzuklären, mögliche Hintermänner aufzuspüren und den oder die Attentäter einer gerechten Strafe zuzuführen.
Meine Aufgabe ist es, für die Angehörigen und Freunde der Opfer zu beten, aber auch für die Einsatzkräfte und alle diejenigen, die in Politik und Justiz zuständig sind. Keinesfalls aber will ich mich dazu hinreißen lassen, Öl ins Feuer zu gießen und Hass zu schüren. Schlimm genug, dass es so viele in unserem Land gibt, die das jetzt tun und sich damit doch nur mit den Terroristen auf eine Stufe stellen.
Das Maß, mit dem ich jetzt messen soll, wie es der Lehrtext sagt, heißt Besonnenheit. Das Recht, nach dem ich (mich) richten soll, heißt: Menschenfreundlich bleiben gegenüber den vielen Flüchtlingen, die jetzt unter Generalverdacht gestellt werden, obwohl sie unschuldig sind.
"Wie halte ich es mit der Gerechtigkeit?" Darauf muss jeder von uns in diesen Tagen seine Antwort finden.

Gebet: Herr, ich klage dir das namenlose Leid aller, die von dem Anschlag betroffen sind.
Ich bringe im Gebet die Toten vor dich, dass du dich ihrer annimmst.
Ich denke an die Leidtragenden. Hilf du ihnen in ihrem Schmerz und nimm dazu Menschen in deinen Dienst.
Ich bitte dich für die Verletzten und bringe dir das Entsetzen derer, die dabeiwaren:
Herr, erbarme dich!
Ich denke an alle, die jetzt zuständig sind, diesen Anschlag aufzuarbeiten.
Gib ihnen die Besonnenheit und Kraft, die sie jetzt brauchen:
Herr, erbarme dich!
Ich denke auch an den oder die Mörder, wer auch immer es gewesen sein mag. Für ihn habe ich kein gutes Wort. Darum musst du ihm gerecht werden. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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