Losung: Elia sprach:
Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Ist der HERR Gott, so wandelt ihm nach,
ist's aber Baal, so wandelt ihm nach. 1.Könige 18,21
Lehrtext: Jesus
sprach: Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid;
sonst reißt der neue Lappen vom alten ab und der Riss wird ärger. Markus
2,21
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Keine faulen Kompromisse! Entscheidet euch!“ sagt der
Prophet Elia zu seinem Volk (Losung). „Richtet euch nach Gott oder richtet euch nach der Welt (Baal)!
Beides zugleich geht nicht.“ Und Christus sagt nach dem Zeugnis der Offenbarung
des Johannes: »Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach
dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder warm
noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.« Auch der Lehrtext lässt an
Klarheit nichts zu wünschen übrig: Keine Flickschusterei! Entweder gleich ein
neues Kleid, gleich ein Leben im Glauben an Jesus Christus oder weiter so im
alten Trott.
Das ist rigoros. Da wird uns jeder Ausweg verbaut.
Als ich jung war, hat mich diese Herausforderung fasziniert.
Da war ich, was meinen Glauben und was meine politische Einstellung betraf, auch
rigoros. Da wollte ich kompromisslos die Veränderung, das Neue, kein Hinken auf
beiden Seiten mehr. Jetzt hinke ich selber.
Einerseits bedaure ich das. Die vielen Kompromisse, die in
der Kirche eingegangen werden, die ich aber auch selber im Lauf meines Lebens
eingegangen bin, sind nicht unproblematisch. Sie führen dazu, dass man
zweideutig wird, ein klares Profil vermissen lässt und manchmal
orientierungslos wirkt. Andererseits stößt man auch viele vor den Kopf, wenn
man klare Vorstellungen hat und sie sich nicht durch alle möglichen
Einwendungen verwässern lassen will. Das sind entscheidende Gründe, warum ich
mich in meiner eigenen Kirche immer fremder fühle. Ich kann nur den Kopf
schütteln, wenn ich sehe, wer alles aus welchen Motiven nun 500 Jahre
Reformation und Martin Luther feiern will. Leider kann er sich nicht mehr
dagegen wehren.
Letzten Endes kommt man aber aus diesem Dilemma nicht
heraus, dass man einerseits klare Vorstellungen hat und durchsetzen will und
andererseits mit anderen zusammenleben und zusammenarbeiten will, die nicht
unbedingt die eigene Meinung teilen. Als ich noch jung und unabhängig war,
meinte ich, nicht so viel Rücksicht nehmen zu müssen. Inzwischen sehe ich das
anders. Trotzdem wünsche ich mir, ich hätte, zumindest was den eigenen Glauben
und die eigene Lebensführung betrifft, mehr von der Eindeutigkeit und Klarheit,
von der Losung und Lehrtext heute reden.
Gebet: Herr, mir zuliebe bist du unbeirrt deinen
Weg gegangen, hast dich auf keine Kompromisse mit den Mächtigen in Staat und Kirche
eingelassen, sondern warst klar und treu bis in den Tod. Ich aber hinke hinter
dir her und treffe immer wieder auch zweifelhafte Entscheidungen. Und trotzdem
oder gerade deswegen kommt es nicht auf mich an, wie unbeirrt, klar und
kompromisslos ich in meinem Glauben und Leben bin, sondern auf dich. Nicht mein
Weg bringt mich zu Gott, sondern deiner. Darum brauche ich dich als meinen
guten Hirten, der mir immer wieder nachgeht auf meinen Irrwegen, um mich zu
meinem himmlischen Vater zurückzubringen, dem ich gehöre. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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