Predigt von Hans Löhr am Sonntag Reminiszere, 28.02.2021, in Thann
Predigtwort: Losung und Lehrtext vom 28.02.21
Liebe
Freunde,
wie
geht's euch heute Morgen hinter eurer FFP-2-Maske? Die meisten würden mir
vielleicht jetzt sagen: „Danke, gut“. Damit sagen sie im Grunde: „Ich möchte
über mein Befinden nicht weiter sprechen.“ Andere, die ich besser kenne, sagen
vielleicht: „Es muss gehen“. Dann weiß ich, dass sie mit Problemen zu kämpfen
haben. Wieder andere sagen vielleicht: „Es geht mir den Umständen entsprechend
gut.“ Und damit sagen sie: „Meine Lebensumstände lassen zwar zu wünschen übrig,
aber ich komme im Großen und Ganzen zurecht.“ Und dann sind da noch die, die
auf die Frage „Wie geht’s?“ antworten: „Ich lasse es mir nicht schlecht gehen.“
Auch das kann eine nichtssagende oder witzige Floskel sein. Aber nicht selten
ist es eine echte Botschaft. Dann sagen sie mir damit: „Ich hätte schon Grund
zu jammern. Aber damit ändere ich nichts. Stattdessen bemühe ich mich um das, was
mir gut tut und hilft.“ Und das hat wesentlich mit den beiden Bibelworten für
diesen Sonntag zu tun, mit Losung und Lehrtext.
In dem
einen aus dem Buch des Propheten Jesaja heißt es:
So
spricht Gott: „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.“ Jesaja 43,5 Das könnte,
das sollte dein Motto und Leitspruch sein nicht nur für diesen Tag und die neue
Woche, sondern für alle Tage deines Lebens. Oft genügt ja schon so ein kleiner
Satz für einen großen Glauben, dass du das selbst immer wieder mal zu dir
sagst: „Ich fürchte mich nicht; denn Gott ist bei mir.“
Das andere
Bibelwort, der Lehrtext, stammt vom Apostel Paulus und heißt: „Wir sind von allen Seiten
bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.
Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt,
aber wir kommen nicht um.“ 2. Korinther 4,8-9
Im
Licht dieser beiden Bibelworte möchte ich jetzt mit dir auf unser Leben
schauen. Sie sollen uns helfen, mutig und zuversichtlich in diesen Tag und in
die neue Woche zu gehen. Und genau das ist doch ein wesentlicher Grund, warum
wir uns heute in der Kirche treffen und Gottesdienst feiern. Christen, so meine
ich, sollte man auch daran erkennen, dass sie selbst in schwierigen Zeiten
zuversichtlich bleiben und sich nicht so leicht unterkriegen lassen.
Doch
wovon hängt es ab, ob einer guten Mutes ist, auch wenn er mit allerhand
Problemen zu tun hat? Aus meiner Sicht sind es zwei Dinge: Erstens ein gutes
Verhältnis zu den Mitmenschen und zweitens eine gute Beziehung zu Gott.
Für
ein gutes Miteinander in der Familie und Nachbarschaft ist jeder selbst
verantwortlich. Da gilt der Satz: ‚Wie man in den Wald hineinruft, so schallt
es heraus.‘ Und auch das gilt: ‚Warte nicht darauf, dass andere zu dir
freundlich sind, sondern komme ihnen damit zuvor.‘ Das ist das Geheimnis. Also
grüße als erster, gehe auf andere zu, beginne ein Gespräch. Auch damit kann ich
mir nicht alle zu Freunden machen, aber doch werden die meisten freundlich sein.
Und
wie ist es mit meiner Beziehung zu Gott? Ersteinmal gehöre ich ihm, bevor ich
mir noch Gedanken machen kann, wie ich mich zu ihm verhalte. Aber in gewisser
Weise bin ich schon auch dafür verantwortlich, dass etwas von mir ausgeht, dass
ich mich um eine gute Beziehung zu ihm bemühe. Mir jedenfalls reicht es nicht, wenn
es mir nicht so gut geht und ein anderer sagt: „Kopf hoch, es wird schon
wieder.“ Damit würde er meine Schwierigkeiten nicht ernst nehmen. Aber ich kann
zu mir sagen: „Kopf hoch, Hans. Lass dich nicht hängen. Da ist noch ein Größerer
und Stärkerer für dich da. Du kämpfst nicht allein.“
Soll
es denn umsonst gewesen sein, dass ich mich als Konfirmand damit geplagt habe, alle 12 Verse von dem
Paul-Gerhardt-Lied "Befiehl du deine Wege" zu lernen? Zum Beispiel
den Vers sieben:
Auf, auf, gib deinem Schmerze / und Sorgen gute
Nacht, / lass fahren, was das Herze / betrübt und traurig macht; / bist du doch
nicht Regente (Regierungschef), der alles führen soll, / Gott sitzt im
Regimente (regiert) / und führet alles wohl.
Ja,
das oder so ähnlich kann ich zu mir sagen. Oder ich kann auch aus Verszeilen
wie dieser neuen Lebensmut schöpfen: „Wenn alles bricht / Gott verlässt mich
nicht; größer als der Helfer / ist die Not ja nicht.“ (aus dem Lied: „Harre,
meine Seele)
Solche
Verse schreibt man nicht einfach mal so auf Papier. Die Dichter haben sie ihren
Schwierigkeiten, ihren Nöten und ihren Ängsten förmlich abgerungen. Deshalb
sind sie Kraftworte, Kraftlieder, sind sie Waffen des Glaubens, mit denen wir
uns heute noch wehren können gegen die Verzweiflung und gegen das Böse. Und die
Quelle, aus denen die Liederdichter ihre Verse schöpften sind Bibelworte wie
unser heutiges Losungswort: „Fürchte dich nicht, denn ich, dein Gott, bin bei
dir.“
Das,
liebe Freunde, sind kostbare Worte, kostbare Glaubenserfahrungen. Ob sie auch
für andere kostbar sind, ist nicht so wichtig. Hauptsache für dich und für
mich. Vielleicht hast du daheim irgendein Werkzeug in der Küche oder im
Werkzeugkasten, das du geerbt hast. Vom vielen Gebrauch ist es schon ganz
abgegriffen, aber immer noch gut. Und vielleicht denkst du dann, wenn du es in
der Hand hältst: „Mit diesem Hammer hat schon mein Großvater gearbeitet. Den
halte ich in Ehren. Den schmeiß ich nicht weg. Der tut auch mir noch gute
Dienste.“ Oder du denkst: „Mit dem Kochlöffel hat schon meine Oma gekocht. Mit
dem koche ich weiter, der ist mir kostbarer als jeder neue, den ich kaufen
könnte.“
Und
darum sollst du auch zu dir selbst sagen: ‚Mit diesem meinem Glauben haben
schon meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern geglaubt. Sie sind damit durch
gute und schlechte Zeiten gekommen, haben daraus immer wieder von neuem Kraft
geschöpft, Lebensmut und auch Freude. Diesen Glauben schmeiße ich nicht weg. Er
ist mir viel zu kostbar. Mit ihm kann auch ich heute glauben. Mit ihm stehe
auch ich heute auf festem Grund.‘
Nein
liebe Freunde, wir sind nicht hilflos den Wechselfällen des Schicksals
ausgeliefert. Wir können Gott loben und danken, wenn es uns gut geht. Wir
können aber auch mit unserem Glauben widerstehen, uns nicht unterkriegen lassen
und schon gar nicht klein beigeben. Dazu haben wir keinen Grund. Und wenn doch
mal der eine oder andere von uns dazu keine Kraft mehr hat, dann sind immer
noch wir da, die für ihn beten, die ihn begleiten, die ihm auf verschiedene
Weise zeigen, dass er nicht vergessen ist.
Vorgestern
war ich bei einem Schwerkranken zum Hausabendmahl. Da habe ich einen Liedvers
angestimmt und der Kranke und seine nächsten Angehörigen an seinem Pflegebett
haben hinter ihrer Maske leise mitgesungen. Sie konnten die Zeilen auswendig.
Das war ein Augenblick, der mich sehr berührt hat. Da standen nicht mehr die
Krankheit und der nahe Tod im Mittelpunkt, sondern der lebendige Gott. Da war
nichts mehr von unserem Kleinglauben zu spüren, sondern von Zuversicht und
Frieden. Da war für eine kleine Zeit nicht mehr von den Sorgen die Rede,
sondern von Gottes Liebe in Jesus Christus. Ja, an den Umständen hat das alles
nichts geändert. Der Kranke war danach noch so krank wie zuvor. Aber in uns
hatte sich was geändert. Zumindest hatte ich Eindruck, dass sich unsere
Gesichter aufgehellt hatten und wir alle getroster waren.
Der
Apostel Paulus hat mit seinem Wort aus dem Lehrtext schon recht: Wir sind immer
wieder einmal von allen möglichen Schwierigkeiten, Sorgen und Ängsten bedrängt.
Aber wir geben nicht auf. Wir haben eine Hoffnung, an der halten wir uns fest.
Wir haben einen Glauben, der trägt uns auch durch schlechte Zeiten. Wir haben
einen Gott, der bleibt uns treu und steht uns bei auch wenn andere uns verlassen. An ihm will ich festhalten,
solange es geht. Und wenn ich aus irgendwelchen Gründen das nicht
mehr kann, dann wird er noch immer an mir festhalten - und an dir. Amen
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