Losung: Mein Wort wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. Jesaja 55,11
Lehrtext: Gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Strecke deine Hand aus zur Heilung und lass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus. Apostelgeschichte 4,29-30
Das,
liebe Leserin, lieber Leser, bleibt die große Frage:
Wessen
Wort gebe ich weiter, wenn ich predige oder Losung und Lehrtext auslege? Sein Wort oder mein Wort? Die Antwort ist leider alles andere als einfach. Sein
Wort muss immer erst durch mich gehen, durch mein Verständnis, meine
Lebenserfahrungen, meine Welt- und Selbstsicht und nicht zuletzt durch meinen
Glauben, bevor ich es mündlich oder schriftlich weitergebe. Ist es dann noch sein Wort?
Doch
daran schließt sich gleich die nächste Frage: Was kommt bei dir, dem Empfänger,
an? Auch was du hörst oder liest muss durch dich gehen, durch dein Verständnis,
deine Lebenserfahrungen, deine Welt- und Selbstsicht und nicht zuletzt durch deinen
Glauben. Ist es dann noch sein Wort,
das bei dir ankommt?
Vor
diesem Problem stehen alle, die sich mit Gottes Wort befassen, von Anfang an. Und
leider gibt es kein Patentrezept, welches sicherstellen könnte, dass dann
letztlich doch immer Gottes Wort „gesendet“ und „empfangen“ wird.
Manche
meinen, sie seien auf der sicheren Seite, wenn sie die Bibel wörtlich nehmen. Aber
damit kommen sie nur in Teufels Küche, weil sie dann viele Ungereimtheiten
irgendwie erklären und so lange zurechtbiegen müssen, bis sie in ihren Kopf passen. Manche erklären sich selbst zu „bibeltreuen“
Christen. Aber was heißt das schon? Wem genau sind sie dann treu? Den
Buchstaben? Der Weltanschauung und den Glaubenstraditionen der Antike und des
Alten Orients? Einer bestimmten Übersetzung? Einer bestimmten Frömmigkeitsprägung
und damit doch wieder nur dem, was andere ihnen gesagt haben?
Ich selbst möchte ein „jesustreuer“ Mensch sein, einer, der sich an ihm orientiert, weil er glaubt, dass ihm der barmherzige und treue Gott in Jesus begegnet. Ob mir das gelingt, kann ich nicht beweisen. Ich kann mich nur darum bemühen, in Treue zu Jesus die Bibel zu verstehen und auszulegen. Und dabei kommt es mir vor allem darauf an, was für ihn das Wichtigste war.
Ich habe viele Jahre als Pfarrer gebraucht, um das zu entdecken und daraus die entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen. Doch eigentlich ist es ganz einfach. Das Wichtigste für Jesus war die Feindesliebe. Die Nächstenliebe kennen auch die anderen Religionen, vorweg das Judentum. Aber ich kenne keine Religion, in der Gott als ein Mensch geboren wird und in Liebe zu seinen Feinden stirbt, die ihn töten. Das ist für mich das Ende aller Religionen und der Anfang und die Vollendung des Glaubens.
Es
war die Feindesliebe, mit der Jesus damals die Mächtigen in Kirche und Politik
herausgefordert hatte und mit der er auch mich heute herausfordert. Ihretwegen
musste er sterben, weil er damit alle menschlichen Ordnungen auf den Kopf
stellt. Denn wer seine Feinde liebt, der muss auf Macht verzichten, womit er
sie sonst bekämpft. Der muss werden wie Jesus: wehrlos, arm, ohnmächtig,
unempfänglich für Ehrerbietung, Titel und Ämter, Positionen und Karrieren, ohne
Vorurteile und Berührungsängste gerade vor den Ausgestoßenen und Verachteten. Wer
seine Feinde liebt, der braucht keine Institution, keine Hierarchie, keine
Religion, keine Kirche. Wer seine Feinde liebt, der liebt Gott, den Schöpfer
seiner Feinde und ihren Erlöser. Der hat in dieser Welt keinen Erfolg und kein
Ansehen. Der bleibt fremd und manchmal auch einsam.
Aber die Feindesliebe Gottes ist meine einzige Hoffnung und ich denke, das gilt auch für dich. Nur sie stellt sicher, dass du wirklich von ihm bedingungslos geliebt wirst. Dass dir alle deine Feindseligkeiten und Gleichgültigkeit ihm und deinen Mitmenschen gegenüber vergeben sind. Dass du für ihn nichts mehr tun musst, weil du alles von ihm bekommst. Nein, nicht ein guter und frommer Mensch namens Jesus hat mich am Kreuz erlöst und ist von den Toten auferstanden, sondern der, der bis zuletzt seine Feinde geliebt hat.
Woher
ich das zu wissen glaube? Aus der Bibel, die ich im Licht seiner Feindesliebe lese,
verstehe und beurteile.
Gebet: Herr, um dein
Wort weiterzugeben, brauche ich innere Freiheit und den Mut, das auszusprechen,
dem widersprochen wird. Das kann ich nicht aus mir schöpfen. Das musst du mir
geben. Denn mit dir, der du deine Feinde liebst, macht man sich keine
Freunde. Darum möchte ich darauf vertrauen können, dass du bei mir bist und
mich die Straße führst, die dir recht ist. Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr
/ dein Hans Löhr
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