Samstag, 15. Oktober 2016

Propheten, Bob Dylan und Wölfe im Schafspelz hl

Losung: In eurer Zeit rede ich ein Wort und tue es auch, spricht Gott der HERR. Hesekiel 12,25

Lehrtext: Petrus schreibt: Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen. 2.Petrus 1,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

inzwischen wissen es wohl die meisten: Bob Dylan, der amerikanische Songschreiber und Sänger, hat vorgestern für seine zahlreichen Liedtexte den Literaturnobelpreis bekommen. Ob gerechtfertigt oder nicht, sei mal dahingestellt. Ich höre Bob Dylan seit 51 Jahren. Erst in den letzten 15 Jahren hat meine Begeisterung für seine Lieder etwas nachgelassen. In den sechziger Jahren waren einige seiner Songs richtige Prophezeiungen, besonders sein weithin bekanntes The Times They Are A-Changin‘ auf Deutsch: Die Zeiten ändern sich. Er hat den großen Umbruch, der seit Mitte der sechziger Jahre die westlichen Gesellschaften ergriffen hatte, vorausgespürt.
Ist Bob Dylan deswegen ein Prophet? Er selbst wollte das nie sein. Und doch hat der neue Zeitgeist durch ihn gesprochen. So ähnlich kann man es zumindest in diesen Tagen in den Zeitungen lesen. Aber ob das der Zeitgeist war? Wer oder was sollte das denn sein? Es gibt nur einen Geist, der alle anderen großen und kleinen Geister beherrscht und sich dienstbar macht: Gottes Geist. Und darum heißt es im Anschluss an den heutigen Lehrtext in der Bibel: »Niemals haben sich die Propheten selbst ausgedacht, was sie verkündeten. Immer trieb sie der Heilige Geist dazu, das auszusprechen, was Gott ihnen eingab.«
Die Geister zu unterscheiden, ist ein schwieriges Unterfangen. Schon mancher trat mit dem Anspruch auf, im Namen von Gottes Geist zu sprechen, und war doch nur von sich selbst besoffen. Schon von manchem Super-Christ wurde geglaubt, dass aus ihm der Heilige Geist spräche, und dann hat er sich doch über kurz oder lang als Wolf im Schafspelz herausgestellt. Der Antichrist, von dem die Bibel spricht, gibt sich ja gerade nicht durch glaubensfeindliche Reden zu erkennen, sondern tarnt sich als Christ und treibt unter diesem Deckmantel sein finsteres Werk.
Und so kann es auch durchaus umgekehrt sein, dass einer, der gar kein Prophet sein will, sagen muss, was Gott ihn sagen lassen will, ohne dass er selbst das weiß. Jedenfalls spricht Gott auch heute für diejenigen, die Ohren haben zu hören. Nur beweisen kann man das nicht. 
Ich persönlich glaube zum Beispiel, dass er uns seit Jahren vor der größten Katastrophe warnt, auf die die Menschheit noch immer ungebremst zusteuert, vor dem Klimawandel. Jahrelang wurde das von maßgeblichen Politikern in unserem Land und anderswo bestritten. Seitdem der Klimawandel durch extreme Wetterphänomene wie Überschwemmungen und Wirbelstürme jetzt schon Jahr für Jahr tausende von Menschenleben fordert, kann er von niemanden mehr, der bei Verstand ist, geleugnet werden. Aber das heißt noch lange nicht, dass global wirksam etwas dagegen unternommen wird.
     Was den Glauben betrifft, so haben sich Gottes Voraussagen, die im Alten Testament stehen, in Jesus Christus erfüllt. Allerdings anders, als sich die Menschen das damals und auch die Juden heute noch vorstellen. Da kam eben kein Heilskönig mit Feuer und Schwert vom Himmel, zerstörte das Reich der römischen Besatzer und rottete das Böse ein für alle Mal aus. Sondern da lag ein kleines Kind armer Leute im hintersten Winkel der Provinz in einem erbärmlichen Futtertrog und hing später als Mann am Kreuz. Gott will sich uns nicht beweisen. Er will von uns geglaubt werden.
Auch von den weit mehr als zwölf Jüngern, die mit Jesus unterwegs waren, haben trotz allem, was sie gehört und gesehen haben, viele immer wieder an ihm gezweifelt und ihn schließlich wieder verlassen. Auch Judas hat ihn verraten und Petrus, in dessen Brief der heutige Lehrtext steht, hat ihn verleugnet. Erst das Wunder seiner Auferstehung und der Geist, den sie an Pfingsten empfangen hatten, haben sie endgültig überzeugt und zu seinen Boten gemacht.
Und wir? Das einzige, woran wir uns im Glauben festhalten können, ist die Bibel. Und auch da muss sich jeder Einzelne immer wieder von neuem fragen: Überzeugt mich, was da steht? Sind die Evangelisten, die die Geschichten über Jesus und seine Worte aufgeschrieben haben und die Apostel, die von ihm gepredigt haben, glaubwürdig? Die Nagelprobe darauf ist die Wirklichkeit. Sie entscheidet darüber ob sich Gottes Wort auch heute in meinem Leben als tragfähig erweist. Ob es mir hilft, mit meinem Leben in dieser Welt zurechtzukommen.

Gebet: Herr, gib mir Ohren, die dich aus dem Gewirr der vielen Stimmen heute heraushören. Gib mir den Verstand, dein Wort zu verstehen und den Glauben, darauf zu vertrauen. Gib mir die Gabe, die vielen Geister unserer Zeit zu unterscheiden und mich von deinem Geist führen zu lassen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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