Losung: In eurer Zeit
rede ich ein Wort und tue es auch, spricht Gott der HERR. Hesekiel 12,25
Lehrtext: Petrus schreibt: Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln
gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn
Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.
2.Petrus 1,16
Liebe Leserin, lieber Leser,
inzwischen wissen es wohl die meisten: Bob Dylan, der
amerikanische Songschreiber und Sänger, hat vorgestern für seine zahlreichen Liedtexte
den Literaturnobelpreis bekommen. Ob gerechtfertigt oder nicht, sei mal
dahingestellt. Ich höre Bob Dylan seit 51 Jahren. Erst in den letzten 15 Jahren
hat meine Begeisterung für seine Lieder etwas nachgelassen. In den sechziger
Jahren waren einige seiner Songs richtige Prophezeiungen, besonders sein
weithin bekanntes The Times They Are A-Changin‘ auf Deutsch: Die Zeiten ändern
sich. Er hat den großen Umbruch, der seit Mitte der sechziger Jahre die
westlichen Gesellschaften ergriffen hatte, vorausgespürt.
Ist Bob Dylan deswegen ein Prophet? Er selbst wollte das nie sein.
Und doch hat der neue Zeitgeist durch ihn gesprochen. So ähnlich kann man es
zumindest in diesen Tagen in den Zeitungen lesen. Aber ob das der Zeitgeist
war? Wer oder was sollte das denn sein? Es gibt nur einen Geist, der alle
anderen großen und kleinen Geister beherrscht und sich dienstbar macht: Gottes
Geist. Und darum heißt es im Anschluss an den heutigen Lehrtext in der Bibel: »Niemals
haben sich die Propheten selbst ausgedacht, was sie verkündeten. Immer trieb
sie der Heilige Geist dazu, das auszusprechen, was Gott ihnen eingab.«
Die Geister zu unterscheiden, ist ein schwieriges Unterfangen.
Schon mancher trat mit dem Anspruch auf, im Namen von Gottes Geist zu sprechen,
und war doch nur von sich selbst besoffen. Schon von manchem Super-Christ wurde
geglaubt, dass aus ihm der Heilige Geist spräche, und dann hat er sich doch
über kurz oder lang als Wolf im Schafspelz herausgestellt. Der Antichrist, von
dem die Bibel spricht, gibt sich ja gerade nicht durch glaubensfeindliche Reden
zu erkennen, sondern tarnt sich als Christ und treibt unter diesem Deckmantel
sein finsteres Werk.
Und so kann es auch durchaus umgekehrt sein, dass einer, der gar
kein Prophet sein will, sagen muss, was Gott ihn sagen lassen will, ohne dass
er selbst das weiß. Jedenfalls spricht Gott auch heute für diejenigen, die Ohren
haben zu hören. Nur beweisen kann man das nicht.
Ich persönlich glaube zum
Beispiel, dass er uns seit Jahren vor der größten Katastrophe warnt, auf die
die Menschheit noch immer ungebremst zusteuert, vor dem Klimawandel. Jahrelang
wurde das von maßgeblichen Politikern in unserem Land und anderswo bestritten. Seitdem der Klimawandel durch extreme Wetterphänomene wie
Überschwemmungen und Wirbelstürme jetzt schon Jahr für Jahr tausende von
Menschenleben fordert, kann er von niemanden mehr, der bei Verstand ist,
geleugnet werden. Aber das heißt noch lange nicht, dass global wirksam etwas
dagegen unternommen wird.
Was den Glauben betrifft, so haben sich Gottes Voraussagen, die im
Alten Testament stehen, in Jesus Christus erfüllt. Allerdings anders, als sich
die Menschen das damals und auch die Juden heute noch vorstellen. Da kam eben
kein Heilskönig mit Feuer und Schwert vom Himmel, zerstörte das Reich der
römischen Besatzer und rottete das Böse ein für alle Mal aus. Sondern da lag
ein kleines Kind armer Leute im hintersten Winkel der Provinz in einem erbärmlichen
Futtertrog und hing später als Mann am Kreuz. Gott will sich uns nicht beweisen.
Er will von uns geglaubt werden.
Auch von den weit mehr als zwölf Jüngern, die mit Jesus unterwegs
waren, haben trotz allem, was sie gehört und gesehen haben, viele immer wieder
an ihm gezweifelt und ihn schließlich wieder verlassen. Auch Judas hat ihn
verraten und Petrus, in dessen Brief der heutige Lehrtext steht, hat ihn
verleugnet. Erst das Wunder seiner Auferstehung und der Geist, den sie an
Pfingsten empfangen hatten, haben sie endgültig überzeugt und zu seinen Boten
gemacht.
Und wir? Das einzige, woran wir uns im Glauben festhalten können,
ist die Bibel. Und auch da muss sich jeder Einzelne immer wieder von neuem
fragen: Überzeugt mich, was da steht? Sind die Evangelisten, die die
Geschichten über Jesus und seine Worte aufgeschrieben haben und die Apostel,
die von ihm gepredigt haben, glaubwürdig? Die Nagelprobe darauf ist die
Wirklichkeit. Sie entscheidet darüber ob sich Gottes Wort auch heute in meinem
Leben als tragfähig erweist. Ob es mir hilft, mit meinem Leben in dieser Welt
zurechtzukommen.
Gebet: Herr,
gib mir Ohren, die dich aus dem Gewirr der vielen Stimmen heute heraushören. Gib
mir den Verstand, dein Wort zu verstehen und den Glauben, darauf zu vertrauen.
Gib mir die Gabe, die vielen Geister unserer Zeit zu unterscheiden und mich von
deinem Geist führen zu lassen. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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