Liebe
Freunde,
heute ist
Erntedanktag. Heute ist Zahltag. Heute präsentiert uns Gott die Rechnung
für den Sonnenschein und das
Rauschen der Blätter,
die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind,
den Vogelflug und das Gras und die Schmetterlinge,
für die Luft, die wir geatmet haben, und den Blick auf die Sterne
die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind,
den Vogelflug und das Gras und die Schmetterlinge,
für die Luft, die wir geatmet haben, und den Blick auf die Sterne
und für all die Tage, die
Abende und die Nächte.
Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen: bitte die Rechnung!
Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen: bitte die Rechnung!
Doch wir haben sie ohne den Wirt
gemacht:
Ich habe euch eingeladen, sagt der und lacht, so weit die Erde reicht:
Es war mir ein Vergnügen! (Lothar Zenetti)
Ich habe euch eingeladen, sagt der und lacht, so weit die Erde reicht:
Es war mir ein Vergnügen! (Lothar Zenetti)
Heute ist
Erntedank. Heute will Gott ernten für alles, was er uns auch in diesem Jahr
wieder geschenkt hat. Heute will er Dank ernten. Sonst nichts. Aber unseren
Dank möchte er schon haben. Er will sehen, ob wir zu schätzen wissen, was er
uns gegeben hat. Ob uns bewusst ist, wem wir das alles verdanken: Unser Leben
und das unserer Kinder genauso wie das tägliche Brot.
Und heute
wollen wir genau das tun und ihm unseren Dank bringen. Wir tun das mit den
Leiterwagen der Kinder voll Früchten aus Feld und Garten und Lebensmitteln, die
wir vorhin in die Kirche gezogen und wie ehedem vor den Altar gestellt haben.
Wir tun dies mit unseren Liedern und vor allem mit unseren Gebeten. Heute sagen
wir hier in der Kirche und nachher vor dem Mittagessen: Alle guten Gaben, alles was wir haben, kommt, o Gott, von dir. Dank sei
dir dafür!
Wofür genau
wir danken, dafür steht dieser kleine Bissen Schwarzbrot, den wir nachher beim
Abendmahl essen werden (HL zeigt einen kleinen Brotbrocken). Ich werde ihn euch
in die Hand legen. Nehmt ihn und riecht daran. Kein Parfüm riecht besser als
frisches Brot. Jemand hat dazu den schönen Satz geschrieben: »Wie eine Fee
tanzte er geheimnisvoll durch die Gassen und tauchte uns ein in Wärme und Lust,
der Duft vom frischen Brot.« (Manfred Poisel) Was kommen euch für Gedanken in
den Sinn, wenn ihr frisches Brot riecht? Ich denke daran, dass mein Bruder und
ich uns ums 'Knetzle', um den Anschnitt gestritten haben,
wenn Mutter frisches Brot nach Hause gebracht hatte. Um des Friedens willen,
hat sie dann das Brot von der anderen Seite noch mal angeschnitten. Und
manchmal haben wir dann gleich mehrere Scheiben gegessen ohne irgendwelchen
Belag. Einfach, weil frisches Brot auch pur fantastisch schmeckt so wie es Eva
Strittmatter in ihrem Gedicht ‚Brot‘ beschreibt:
Man muss sein Brot mit gar nichts
essen.
Mit nichts als Licht und Luft bestreut.
Gefühle, die man ganz vergessen,
Geschmack und Duft der Kinderzeit,
Sie sind im trocknen Brot beschlossen,
Wenn man es unterm Himmel isst.
Doch wird die Weisheit nur genossen,
Wenn man den Hunger nicht vergisst.
Mit nichts als Licht und Luft bestreut.
Gefühle, die man ganz vergessen,
Geschmack und Duft der Kinderzeit,
Sie sind im trocknen Brot beschlossen,
Wenn man es unterm Himmel isst.
Doch wird die Weisheit nur genossen,
Wenn man den Hunger nicht vergisst.
Von all den
zahllosen Brotsorten schmeckt mir fränkisches Schwarzbrot mit einer schönen
Kruste am besten. Auch eine französische Baguette schmeckt sehr gut. Aber auf
Dauer hat sie gegen unser fränkisches Brot bei mir keine Chance.
Wenn ihr
also nachher beim Abendmahl an diesem Bissen Brot gerochen habt, dann steckt
ihn euch in den Mund und kaut ihn langsam und mit Bedacht. Macht euch bewusst,
was genau ihr da esst. Es ist das tägliche Brot, um das wir in jedem Vaterunser
bitten: die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Ihr könnt darin die
Sonne schmecken und den Regen, die Fruchtbarkeit unserer Böden, das Mehl des
Müllers, die Hefe des Bäckers, die Hitze des Backofens. Aber das ist noch nicht
alles. Das tägliche Brot ist ein Zeichen, ein Symbol für so vieles, was unser
Leben ausmacht. Martin Luther schreibt dazu in seiner Auslegung zum Vaterunser:
Was heißt denn tägliches Brot?
Alles, was wir zum Leben brauchen, wie Essen und Trinken, etwas zum Anziehen, ein Dach überm Kopf, eine Arbeitsstelle, Geld, Besitz, einen lieben Partner, gute Kinder, gute Chefs, eine gute Regierung, gutes Wetter, Friede, Gesundheit, Disziplin, Ansehen, gute Freunde, hilfsbereite Nachbarn und usw. (revidierter Text von HL)
Alles, was wir zum Leben brauchen, wie Essen und Trinken, etwas zum Anziehen, ein Dach überm Kopf, eine Arbeitsstelle, Geld, Besitz, einen lieben Partner, gute Kinder, gute Chefs, eine gute Regierung, gutes Wetter, Friede, Gesundheit, Disziplin, Ansehen, gute Freunde, hilfsbereite Nachbarn und usw. (revidierter Text von HL)
Mit einem
Wort, das tägliche Brot ist Gottes täglicher Segen. Und diesen seinen Segen
esst ihr buchstäblich, daheim und hier beim Abendmahl. Denkt daran, wenn ihr das tut und seid dankbar dafür.
Doch
zugleich esst ihr hier auch geistliches Brot. Dieser von Gott so gesegnete Bissen
Brot ist zugleich „Christi Leib für dich gegeben“. In diesem kleinen
Brotbrocken steckt nicht nur Gottes Segen, sondern auch die grenzenlose
Menschenliebe seines Sohnes Jesus. Denkt auch daran, wenn ihr das Brot des
Abendmahls esst. Damit schmeckt ihr auch diese Liebe und ernährt eure Seele. Wer sonst liebt euch so sehr, dass er sein Leben für euch gibt? Darum nehmt das Brot voll Dankbarkeit zu euch und esst es mit Andacht.
So feiern
wir ein Erntedankfest, das über die materiellen Güter hinausgeht und
die himmlischen Güter mit einbezieht: Den Segen und die Liebe.
In diesem
Sinn ist jedes Brot, Brot von Gott. Es soll euch stärken an Leib und Seele. Es
soll euch Kraft geben für euer Leben, für die tägliche Arbeit, für das
Zusammenleben in Partnerschaft und Familie, für die Gemeinschaft im Dorf und in
unserer Kirchengemeinde.
Ja, heute
ist Zahltag. Heute präsentiert uns Gott die Rechnung für all das Gute in
unserem Leben, insbesondere für unser tägliches Brot. Aber wir haben sie ohne
den Wirt gemacht. ‚Ich lade euch ein‘, sagt der und lacht. ‚Es ist mir ein
Vergnügen!‘
Und wir
sagen: ‚Danke, Herr, danke!‘
So feiern
wir Erntedankfest. Und wenn wir von Menschen hören, denen es am täglichen Brot
fehlt, an einer guten Regierung, an Nahrung, an Frieden und nicht zuletzt an
Heimat, dann wissen wir: Brot ist teilbar.
Amen
Hans Löhr
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