Predigt im Lichtblickgottesdienst von Hans Löhr
Liebe Freunde,
vor 150 Jahren tagte in einem
Staat des nordamerikanischen Mittelwestens das Parlament. Ein fürchterliches
Unwetter, wie es in jener Gegend vorkommt, zog herauf und verdunkelte den
Himmel. Es wurde schwarz wie die Nacht, und der Weltuntergang schien nahe. Die
Parlamentarier wollten voll Schrecken die Sitzung abbrechen und aus dem
Sitzungssaal stürmen. Der Sprecher des Parlaments rief ihnen zu: ,Meine Herren!
Entweder die Welt geht jetzt noch nicht unter und unser Herr Jesus Christus kommt
noch nicht – dann ist kein Grund vorhanden, die Sitzung abzubrechen. Oder unser
Herr kommt jetzt – dann soll er uns bei der Arbeit finden. Die Sitzung geht
weiter!
Der Sturm der Angst hat nicht nur
damals geweht. Der Sturm der Angst hat in den Jüngern Jesu geweht, als sie auf
dem See Genezareth waren und fürchteten, unterzugehen. Der Sturm der Angst weht
immerzu. Auch heute.
Zur Zeit weht er verstärkt in
unserem Land und droht das gesunde Urteilsvermögen weg zu blasen. Drei von vier
Deutschen fürchten sich vor Terrorismus, aber nur jeder zweite vor einer
schweren Krankheit. Das hat eine neue Umfrage der R + V Versicherung ergeben.
Und nur wenige fürchten sich, ins Auto zu steigen, obwohl die
Wahrscheinlichkeit, dabei verletzt oder getötet zu werden extrem viel höher ist
als Opfer eines Terroranschlags zu werden. Nach einem Bericht der AOK sterben
jährlich 19.000 Menschen im Krankenhaus an Behandlungsfehlern, die hätten
vermieden werden können. Trotzdem werden solche Meldungen verhältnismäßig
gleichmütig zur Kenntnis genommen. Warum also gerade die extreme Angst vor
Terroranschlägen? Warum werfen sich inzwischen bei Wahlen immer mehr Menschen
den Populisten an den Hals? Aus meiner Sicht ist das eine viel größere Gefahr
für unser Land und unser aller Zukunft als der Terror.
Offensichtlich haben viele Leute Probleme,
die Verhältnisse bei uns so wahrzunehmen, wie sie wirklich sind, statt sie
verzerrt durch die Brille der Angst zu sehen.
Bundestagspräsident Lammert hat am
3. Oktober in Dresden eine Rede bei den Einheitsfeiern gehalten. Er erwähnte
eine Untersuchung des amerikanischen Gallup-Instituts bei 138 Nationen. Dabei
sollten die Menschen einschätzen, wie glücklich sie in ihrem Land sind. Die
Deutschen verorten sich selbst auf Platz 46 zwischen dem Senegal und Kenia,
obwohl wir hier in Verhältnissen leben, um die wir fast von der ganzen Welt
beneidet werden. In den Augen von Afrikanern, Menschen aus Südamerika und Asien
sind wir hier die reinsten Glückspilze.
Der Sturm der Angst weht in unserem
Land. Doch die Welt geht nicht unter. Der jüngste Tag ist noch nicht
angebrochen. Die Sitzung, liebe Freunde, geht weiter. Unser alltägliches Leben
geht weiter. Und dazu brauchen wir einen kühlen Kopf und ein tapferes Herz und
dürfen uns von Angst nicht lähmen lassen.
Aber man fürchtet sich bei uns ja
nicht nur vor Terror, vor Überfremdung durch Flüchtlinge, vor dem Islam oder
vor dem Zusammenbruch der Finanzmärkte. Viele von uns sorgen sich wegen
möglicher Krankheiten wie Krebs oder Demenz, wegen Arbeitslosigkeit, zu wenig
Rente, wegen ihrer finanziellen Situation, wegen ihrer krisengeschüttelten
Partnerschaft oder davor, dass die Kinder auf einen falschen Weg geraten. Viele
haben Angst vor dem Altwerden oder davor, den Ansprüchen anderer nicht gerecht
zu werden und das tägliche Pensum nicht zu schaffen…
Der Sturm der Angst weht auch
immer wieder im persönlichen Leben eines jeden von uns. Egal, ob das berechtigt
ist oder nicht. Aber auch für dich und für mich gilt: Die Welt geht nicht
unter. Die Sitzung geht weiter und dein und mein Leben auch.
Ich finde, dass man es ernst
nehmen muss, wenn jemand Angst hat. Man kann sie ihm nicht so ohne weiteres
ausreden. Doch was hilft gegen die Angst egal wovor?
Am ehesten hilft wohl, dass du sie
aussprechen kannst und ein anderer dir zuhört. Damit trägst du sie nicht immer
nur tief innen mit dir herum, sondern kannst sie dir von der Seele reden.
Manche suchen deshalb Hilfe bei
Profis wie bei Psychotherapeuten oder Lebensberatern. Manche rufen die
Telefonseelsorge an und sprechen sich anonym aus. Manche haben einen guten
Freund oder eine gute Freundin, der sie sich anvertrauen können. Das alles kann
eine große Hilfe gegen die lähmende Angst sein.
Doch was machst du, wenn gerade
niemand erreichbar ist oder wenn du mitten in der Nacht aufwachst, weil dir die
Angst auf der Brust sitzt und den Schweiß auf die Stirn treibt?
Manche stehen auf, nehmen
Beruhigungstabletten, essen etwas, lenken sich ab, schauen fern, lesen und
versuchen so auf andere Gedanken zu kommen. All das kann hilfreich sein. Mir
hilft am besten, wenn ich das, was mich bewegt, bedrückt oder mir Angst macht,
Gott sage. Ihn kann ich jederzeit erreichen. Ihm kann ich meine innersten
Gefühle zeigen. Ihm kann ich alles sagen, was mir durch Kopf und Herz geht.
Und das ist deshalb sinnvoll, weil
ich darauf vertraue, dass er mich kennt und hört und weiß, wie es um mich
steht. Im Glauben bin ich mit meiner Angst nicht allein. Da habe ich einen zur
Seite, der größer und stärker ist als sie. Die Bibel ermutigt mich zu diesem
Glauben. Wie ein roter Faden durchzieht sie der Satz: Fürchte dich nicht!
Beim Propheten Jesaja sagt Gott:
»Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen
gerufen, du bist mein!«
Und der Weihnachtsengel singt vor den Hirten auf den Feldern von Bethlehem: »Fürchtet euch nicht, siehe ich verkündige euch große Freude, die allen Menschen zuteil wird. Denn euch ist heute der Retter geboren, Christus, der Herr.«
Und als die Frauen am Ostermorgen zum leeren Grab kommen, sitzt dort wieder ein Engel und sagt: »Fürchtet euch nicht! Jesus ist auferstanden.« Immer wieder klingt es aus der Bibel beruhigend, ermutigend und tröstend: »Fürchtet euch nicht, fürchte dich nicht!«.
Und der Weihnachtsengel singt vor den Hirten auf den Feldern von Bethlehem: »Fürchtet euch nicht, siehe ich verkündige euch große Freude, die allen Menschen zuteil wird. Denn euch ist heute der Retter geboren, Christus, der Herr.«
Und als die Frauen am Ostermorgen zum leeren Grab kommen, sitzt dort wieder ein Engel und sagt: »Fürchtet euch nicht! Jesus ist auferstanden.« Immer wieder klingt es aus der Bibel beruhigend, ermutigend und tröstend: »Fürchtet euch nicht, fürchte dich nicht!«.
Das hat schon seinen Grund. Jesus sagt
im Johannesevangelium: »In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe
die Welt überwunden.« Das kann mir kein Psychotherapeut, kein Seelsorger, kein
Freund sagen. Das kann nur er sagen. Und ich kann es hören, so wie ihr jetzt
diesen Satz hört. Und ich kann es glauben. Und ihr, und du, bist du nicht auch
deswegen in diesen Gottesdienst gekommen, damit du hier etwas hörst, was du
sonst die Woche über nicht hörst? Damit du hier von Gottes Wort getröstet und
ermutigt wirst? Damit du wieder innerlich gestärkt nach Hause und morgen auf
die Arbeit gehen kannst? Lass es dir sagen, dass du nicht allein bist. Lass es
dir sagen, dass Christus die Welt überwunden hat. Lass dir von ihm seine Angst
nehmen. Gib sie ihm und alle deine Sorgen. Und sage: ‚Herr, ich habe niemand anderen, der mich so gut kennt wie du. Du weißt
was ich brauche. Darum gebe ich dir alle meine Sorge und bitte dich um deinen
Frieden. Darum gebe ich dir alle meine Angst und bitte dich um deinen Trost.
Darum gebe ich dir alle meine Unsicherheit und bitte dich, dass du meinen
Glauben stärkst.‘
Wenn es in der Bibel immer wieder
heißt „Fürchte dich nicht!“, dann heißt das für mich auch: Fürchte dich nicht,
glaube nur und lebe. Lebe auch auf die Gefahr hin, etwas falsch oder dich
schuldig zu machen. Riskiere, dass du scheitern kannst. Hab keine Angst zu
versagen. Hab keine Angst vor Gott und erst recht nicht vor den Menschen. Höre
immer wieder auf sein Wort. Höre, was König David im Psalm 27 sagt: Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor
wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft. Vor wem sollte
mir grauen? Das sind goldene Worte, die dir die Furcht nehmen können.
Natürlich kannst du nicht wissen,
was die Zukunft bringt. Niemand kann das wissen. Aber selbst, wenn du
niedergeschlagen bist und meinst, mit deinen Möglichkeiten am Ende zu sein,
bedenke, dass dann Gottes Möglichkeiten erst anfangen. Er zeigt dir einen neuen
Weg, wo vorher keiner war. Er öffnet dir eine Tür, wo vorher keine war. Darum
fürchte dich nicht, sondern vertraue. Denn wenn auch die Stürme in deinem Leben
wehen, so geht doch die Welt nicht unter. Die Sitzung geht weiter und dein
Leben auch.
Mit einer Hoffnungsgeschichte habe
ich diese Predigt begonnen. Mit einer Hoffnungsgeschichte möchte ich sie
beschließen. Sie erzählt, wie man recht Gottesdienst feiern soll, wenn einen
die Angst lähmen will:
Einst lebte ein Zimmermann, den
eines Abends auf seinem Heimweg ein Freund anhielt und fragte: "Mein
Bruder, warum bist du so traurig?"
"Wärest du in meiner Lage, du empfändest wie ich", sagte der Zimmermann. "Erkläre dich", sprach der Freund. "Bis morgen früh" sagte der Zimmermann, "muss ich elftausendelfhundertelf Pfund Sägemehl aus Hartholz für den König bereit haben" oder ich werde enthauptet."
Der Freund lächelte und legte ihm den Arm um die Schulter. "Mein Freund", sagte er, "sei leichten Herzens. Lass uns essen und trinken und den morgigen Tag vergessen. Der allmächtige Gott wird, während wir ihm Anbetung zollen, statt unserer des Kommenden eingedenk sein."
Sie gingen also zum Hause des Zimmermanns, wo sie Weib und Kind in Tränen fanden. Den Tränen wurde Einhalt getan durch Essen, Trinken, Reden, Singen, Tanzen und allsonstige Art und Weise von Gottvertrauen und Güte. Inmitten des Gelächters fing des Zimmermanns Weib zu weinen an und sagte: "So sollst du denn, mein lieber Mann, in der Morgenfrühe enthauptet werden und wir alle vergnügen uns indessen und freuen uns an der Güte des Lebens. So steht es also." "Denke an Gott", sprach der Zimmermann und der Gottesdienst ging weiter. Die ganze Nacht hindurch feierten sie.
Als Licht das Dunkel durchdrang und der Tag anbrach, wurde ein jeglicher schweigsam und von Angst und Kummer befallen. Die Diener des Königs kamen und klopften sacht an des Zimmermanns Haustür und der Zimmermann sprach: "Jetzt werde ich sterben" und öffnete.
"Zimmermann", sagten sie, "der König ist tot. Mache ihm einen Sarg!" (William Saroyan)
Amen"Wärest du in meiner Lage, du empfändest wie ich", sagte der Zimmermann. "Erkläre dich", sprach der Freund. "Bis morgen früh" sagte der Zimmermann, "muss ich elftausendelfhundertelf Pfund Sägemehl aus Hartholz für den König bereit haben" oder ich werde enthauptet."
Der Freund lächelte und legte ihm den Arm um die Schulter. "Mein Freund", sagte er, "sei leichten Herzens. Lass uns essen und trinken und den morgigen Tag vergessen. Der allmächtige Gott wird, während wir ihm Anbetung zollen, statt unserer des Kommenden eingedenk sein."
Sie gingen also zum Hause des Zimmermanns, wo sie Weib und Kind in Tränen fanden. Den Tränen wurde Einhalt getan durch Essen, Trinken, Reden, Singen, Tanzen und allsonstige Art und Weise von Gottvertrauen und Güte. Inmitten des Gelächters fing des Zimmermanns Weib zu weinen an und sagte: "So sollst du denn, mein lieber Mann, in der Morgenfrühe enthauptet werden und wir alle vergnügen uns indessen und freuen uns an der Güte des Lebens. So steht es also." "Denke an Gott", sprach der Zimmermann und der Gottesdienst ging weiter. Die ganze Nacht hindurch feierten sie.
Als Licht das Dunkel durchdrang und der Tag anbrach, wurde ein jeglicher schweigsam und von Angst und Kummer befallen. Die Diener des Königs kamen und klopften sacht an des Zimmermanns Haustür und der Zimmermann sprach: "Jetzt werde ich sterben" und öffnete.
"Zimmermann", sagten sie, "der König ist tot. Mache ihm einen Sarg!" (William Saroyan)
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