Losung: Denke keiner
gegen seinen Bruder etwas Arges in seinem Herzen! Sacharja 7,10
Lehrtext: Das Auge
kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht, auch nicht der Kopf zu den
Füßen: Ich brauche euch nicht. Vielmehr sind eben jene Glieder des Leibes, die
als besonders schwach gelten, umso wichtiger. 1.Korinther 12,21-22
Liebe Leserin, lieber Leser,
Ein Rabbi stellte seinen
Schülern einmal folgende Frage: "Wann erkennt man, dass es Tag wird?"
Einer antwortete: "Vielleicht
dann, wenn man einen Hund von einem Schaf unterscheiden kann?" Der
Rabbi schüttelte den Kopf. "Oder vielleicht dann, wenn man von weitem
einen Dattel- von einem Feigenbaum unterscheiden kann?" Der Rabbi
schüttelte wieder den Kopf.
"Aber wann beginnt denn
dann der Tag?" Der Rabbi antwortete: "Dann, wenn ihr in das Gesicht
eines beliebigen Menschen schaut und darin eure Schwester oder euren Bruder
erkennt. Bis dahin ist die Nacht noch bei uns."
Diese Geschichte nimmt auf, was Friedrich Schiller gedichtet
und Ludwig van Beethoven komponiert hat: „Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium… alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt“
(=Europahymne). Angst und Hass
trennen. Freude und Vertrauen verbinden. Sie sind die Voraussetzung, dass ein
Mensch im anderen den Bruder, die Schwester erkennen kann.
Aber sind wir Menschen alle tatsächlich Geschwister? Sind
auch Afrikaner und Chinesen, Muslime und Homosexuelle, Atheisten und Juden
meine Brüder? Von mir aus gesehen nicht. Doch in dem Gedicht von Friedrich
Schiller heißt es auch: „Brüder, überm Sternenzelt muss ein lieber Vater
wohnen.“ Ich möchte das anders ausdrücken. Für mich wohnt Gott nicht über
einem fernen Sternenzelt, sondern bei mir und in mir auf der Erde.
Aber darin stimme ich Schiller zu, dass Gott der Vater aller Menschen ist, und wir alle demzufolge seine Kinder und darum untereinander Brüder und Schwestern. Wir sind das von Gott aus gesehen und darum Menschengeschwister im Glauben, auch wenn viele, vielleicht die meisten das nicht glauben. Das ist so ähnlich wie mit unserem Grundgesetz, in dem es heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Auch dieser Satz gilt für alle Menschen, unabhängig davon, wer ihn glaubt oder befolgt.
Aber darin stimme ich Schiller zu, dass Gott der Vater aller Menschen ist, und wir alle demzufolge seine Kinder und darum untereinander Brüder und Schwestern. Wir sind das von Gott aus gesehen und darum Menschengeschwister im Glauben, auch wenn viele, vielleicht die meisten das nicht glauben. Das ist so ähnlich wie mit unserem Grundgesetz, in dem es heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Auch dieser Satz gilt für alle Menschen, unabhängig davon, wer ihn glaubt oder befolgt.
Natürlich sind wir Menschen verschieden, aber „Verschiedenheit ist kein Grund für Ausgrenzung.“ (Carolin
Emcke) Und dass ich einem anderen das
gleiche Lebensrecht zubillige wie mir, setzt nicht voraus, dass er mir ähnlich
sein muss. Die Menschheit ist ein Leib genauso wie die Christengemeinde (Lehrtext).
Es können nicht alle Auge sein oder Kopf. Der Leib braucht auch Hände und Füße
und alle anderen Glieder, die sich unterscheiden und doch zusammenwirken, damit
das große Ganze sein kann. Nur als Verschiedene können wir eine Gemeinschaft
sein, in der einer für den anderen da ist und ihn bereichert.
Gott hat uns als Verschiedene
geschaffen. Wie langweilig und armselig wäre auch das Leben, wären alle
Menschen so wie ich. Als Verschiedene sind wir seine Kinder und für einander
Brüder und Schwestern. Das zu akzeptieren, ist nicht einfach. Das muss gelernt
werden, indem man einander begegnet und miteinander ins Gespräch kommt. Das
Zusammenleben der Verschiedenen geht nicht ohne Konflikte ab. Damit Menschen
verschiedener politischer Einstellung, unterschiedlicher kultureller Prägungen
und mit anderen Religionen miteinander auskommen können, müssen sie sich so
sehen, wie es der heutige Lehrtext sagt: Als verschiedene Glieder an einem
Leib, die zusammengehören und aufeinander angewiesen sind. Und dazu braucht es
die Bereitschaft, sich immer wieder einmal in die Lage des Anderen zu
versetzen, um mich und mein Leben mit seinen Augen zu sehen.
So und nur so haben
wir als Menschengeschwister und Gotteskinder eine gemeinsame Zukunft.
Wann wird es Tag? Wenn du im
Gesicht eines anderen Menschen den Bruder oder die Schwester erkennst.
Gebet: Herr, du
siehst seit Kain und Abel wie schwer sich der Bruder mit dem Bruder tut. Du
siehst tief in mir die Skepsis gegenüber dem, der anders ist als ich und damit
infrage stellt, dass allein meine Weltsicht, mein Glaube, meine Werte gültig
sind. Doch damit erlöst du mich davon, totalitär sein zu müssen. Ich muss mich
nicht mehr ständig selbst behaupten. Muss nicht mehr immer rechthaben. Muss
mich nicht in mir selbst einsperren. Du gibst mir den fremden Bruder als
Chance, dass ich mich öffnen und mit ihm austauschen kann. So machst du uns
beide reicher und freier. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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