Erntedankfest 2018.
Predigt über Psalm 145 von Hans Löhr im Lichtblickgottesdienst
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Ja, liebe Freunde,
es ist Zeit, Erntedank zu feiern und Gott dem Herrn für den großen Sommer zu danken. Für die vielen Sonnentage seit April und das viele Obst an den Bäumen, an den Sträuchern und in den Weingärten. Manche Apfelbäume sind unter der Last ihrer Früchte zusammengebrochen. Viele Pflaumen sind unter dem Baum liegen geblieben, weil man sie einfach nicht mehr alle essen und verarbeiten konnte. Nicht nur die Menschen, auch die Wespen, Hornissen und andere Insekten haben sich an den Birnen satt gegessen. Manche Brombeere und Himbeere ist ungepflückt am Strauch vertrocknet. Die Weinbeeren allerdings wurden fast alle gelesen, weil der Jahrgang 2018 besonders vielversprechend ist.
Herbsttag von Rainer
Maria Rilke:
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Ja, liebe Freunde,
es ist Zeit, Erntedank zu feiern und Gott dem Herrn für den großen Sommer zu danken. Für die vielen Sonnentage seit April und das viele Obst an den Bäumen, an den Sträuchern und in den Weingärten. Manche Apfelbäume sind unter der Last ihrer Früchte zusammengebrochen. Viele Pflaumen sind unter dem Baum liegen geblieben, weil man sie einfach nicht mehr alle essen und verarbeiten konnte. Nicht nur die Menschen, auch die Wespen, Hornissen und andere Insekten haben sich an den Birnen satt gegessen. Manche Brombeere und Himbeere ist ungepflückt am Strauch vertrocknet. Die Weinbeeren allerdings wurden fast alle gelesen, weil der Jahrgang 2018 besonders vielversprechend ist.
Es
stimmt, bei den Feldfrüchte ist in diesem trockenen Jahr der
Ertrag etwas kleiner ausgefallen und auch auf den Wiesen ist weniger
Gras gewachsen. Aber alles in allem ist die Ernte
trotzdem zufriedenstellend. Auch heuer können wir wieder dankbar sein.
Doch
jetzt frage ich dich: Weißt du eigentlich, was das für ein Gott ist, dem du
dankst? Von ihm gibt es vermutlich so viele unterschiedlichen Vorstellungen wie
Gäste hier im Lichtblick-Gottesdienst sind. Darum möchte ich mit euch jetzt das
Bibelwort für die Predigt lesen. Es soll uns helfen, Gott besser kennenzulernen.
Ich beginne und bitte euch, jeweils den eingerückten Vers zu lesen:
Der HERR ist gut zu
allen und schließt niemanden von seinem Erbarmen aus, darum sollen dich alle
deine Geschöpfe loben. Auf das Wort des HERRN kann man sich verlassen, und was
er tut, das tut er aus Liebe.
Alle: Gnädig und
barmherzig ist der HERR; groß ist
seine Geduld und grenzenlos
seine Liebe.
Wer keinen Halt mehr
hat, den hält der HERR; und wer am Boden liegt, den richtet er wieder auf.
Alle: Gnädig und
barmherzig ist der HERR; groß ist seine Geduld und grenzenlos seine Liebe.
Alle schauen
erwartungsvoll zu dir, und du gibst ihnen zu essen zur rechten Zeit. Du
öffnest deine Hand und sättigst deine Geschöpfe; allen gibst du, was sie brauchen.
Alle: Gnädig und
barmherzig ist der HERR; groß ist seine Geduld und grenzenlos seine Liebe, denn er hat allen das Leben gegeben! (Psalm 145,8-10.14-16)
So spricht die Bibel
von Gott. Ist das nicht wunderbar? Dieser Gott begeistert mich. Aber stimmt das
auch mit deinem Bild von Gott überein?
Mein Gottesbild hat sich im Lauf meines
Lebens deutlich geändert. Als kleines Kind haben mich
hauptsächlich die Engel interessiert. Das hängt vielleicht mit
dem Bild zusammen, das mir meine Großmutter geschenkt hatte. Darauf sieht
man, wie zwei Kinder an einem Abgrund spielen. Doch hinter ihnen
steht ein großer, weißer Schutzengel und passt auf sie auf.
Später, in der
Grundschule, wurde mir viel von Jesus erzählt. Doch ich konnte Jesus
und Gott nicht zusammenbringen. Der eine war auf der Erde und
vollbrachte Wunder. Der andere war ein strenger, alter Mann mit
weißem Bart über den Wolken, so wie er im
Religionsbuch abgebildet war.
Diese Vorstellung von Gott spukte noch in
meiner Konfirmandenzeit durch meinen Kopf. Doch je älter ich wurde,
desto mehr verblasste dieses Bild. Und damit trat auch Gott in den
Hintergrund. Dafür trat Jesus mehr hervor als Vorbild, wie
man sich als Christ verhalten solle. Doch zu ihm beten konnte ich
nicht. Ich beließ es beim Vaterunser. Das hat sich geändert.
Ja, ich glaube, dass Gott der allmächtige
Schöpfer des Himmels und der Erde ist. Aber was sagt das über ihn aus, sein
Wesen und seine Beziehung zu mir?
Die Bibel sagt von ihm, das, was er
gemacht hat, sei sehr gut. Sie sagt weiter, dass er „alles, was lebt, ernährt“
und dass er seine Geschöpfe segnet, damit sie das Leben weitergeben. Und sie
sagt, dass er uns Menschen nach seinem Bild geschaffen hat. So spricht die
Bibel von Gott als einem persönlichen Wesen, das sich an seiner Schöpfung freut,
sich um seine Geschöpfe kümmert und zu den Menschen eine Beziehung eingeht.
Das ist etwas anderes, als wenn Gott nur
irgendeine anonyme Kraft ist, aus der alles hervorgeht. Er ist auch mehr, als
eine Art Uhrmacher, der die Welt zusammengebaut hat und sie nun sich selbst
überlässt.
Mit dem Psalm 145 haben wir vorhin
gemeinsam gesagt: „Grenzenlos ist seine Liebe, denn er hat allen das Leben
gegeben.“
Die Bibel gibt mir die Sprache, mit der
ich von Gott reden kann. Von ihr erfahre ich, dass eine unbegreifliche Kraft
das Universum, die Erde und alles, was lebt, geschaffen hat. Doch jetzt kommt
das Eigentliche: Diese unbegreifliche Kraft wird Gott genannt. Er ist ein persönliches
Wesen. Er liebt seine Geschöpfe grenzenlos, auch dich und mich.
Heute sagen viele, vor allem Gebildete: „Ja,
das Universum ist mit allem, was lebt, aus einer unbegreiflichen Energie
hervorgegangen. Aber weder ist sie persönlich, noch hat sie Gefühle und liebt.
Diese Kraft hat mit Gott nichts zu tun. Sie ist die Evolution, die Entwicklung
von allem, was ist. Sie begann vor 13,7 Milliarden Jahren mit dem Urknall und
dauert seitdem an. Sie hat keinen erkennbaren Sinn und kein Ziel. Niemand kann
wissen, was sie bewirkt hat. Niemand kann die Frage beantworten: Warum ist
überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“ Soweit die naturwissenschaftliche
Sicht.
Auch ich meine: Ja, die Wissenschaftler
haben mit ihrer Evolutionstheorie recht. Alles, was sie bisher erforscht haben,
sei es im Makro- oder im Mikrokosmos, ist plausibel und beweisbar. Und sie
geben uns damit erstaunliche Einblicke in wahre Wunderwelten. Doch an einem
entscheidenden Punkt habe ich eine andere Sichtweise. Und darum glaube ich:
Nicht
ein Zufall oder ein Urknall, sondern Gott ist der Schöpfer von allem, was ist.
Von allem! Vielleicht war er es, der die Naturgesetze geschaffen hat und sich
der Evolution als eines Werkzeuges bedient. Entscheidend ist für mich, dass er die Welt und alles, was lebt geschaffen
hat und dass er seine ganze Schöpfung grenzenlos liebt. Und das, liebe Freunde,
können auch Naturwissenschaftler sagen, für deren persönliches Leben Gott
wichtig ist und bleibt.
Das wirkt sich darauf aus, wie ich mich
erlebe. Wenn ich an Gott denke, dann glaube ich, dass alles von dieser
unbegreiflichen Kraft eingehüllt ist in seine Liebe. Alles ging aus ihr hervor,
alles ist jetzt in ihr geborgen und alles wird wieder mit ihr eins werden: alle
Sterne und Sonnen, alle Galaxien, alle Planeten, auch diese winzige,
staubkornkleine Erde mit allem was auf ihr lebt, mit dir und mir. Nichts, was
aus Gottes Liebe hervorgegangen ist, wird je aus ihr herausfallen. Das war so,
das ist so, das wird so sein. Das glaube ich. Und ich lade auch dich zum
Glauben an diesen persönlichen Gott ein, von dem es in der Bibel heißt: „Gott
ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
Zu ihm kannst du sagen, bevor du heute
einschläfst: „Mein Gott, ich schlafe ganz in Frieden, denn du deckst mich mit
deiner Liebe zu.“ Und wenn du morgen aufwachst, kannst du sagen: „Danke, lieber
Gott, schön, dass du da bist. Mit deiner Liebe umgibst du mich von allen Seiten
und bringst mich gut durch den Tag.“ Aber vielleicht hast du Sorgen oder großen
Kummer, sei es deinetwegen oder wegen eines Menschen, der dir nahesteht. Dann
sage: „Herr, mein Leid, und sei es noch so groß, kann mich nicht von deiner Liebe
trennen. Darauf vertraue ich und daraus schöpfe ich Kraft, um meine Last zu
tragen.“
Ich weiß, dass so vieles in dieser Welt
und manches in meinem Leben dagegen spricht. Dennoch halte ich an diesem
Glauben, dennoch halte ich an diesem Gott fest. Denn das gibt meinem Leben und
auch der Welt einen Sinn. Und auch das glaube ich, dass Gott größer ist als
alle meine Bedenken und Zweifel, größer als mein Leid, und dass die Schwerkraft
seiner Liebe mich auch dann noch hält, wenn ich davon nichts zu spüren meine. So
wie es im heutigen Bibelwort heißt: „Wer keinen Halt mehr hat, den hält der
HERR; und wer am Boden liegt, den richtet er wieder auf.“
Und nun noch ein Letztes. Auch dieser Gott der
Liebe ist noch immer unfassbar und gesichtslos. Wie begegnet er mir, sodass ich
ihn erkennen und wieder lieben kann?
Er begegnet mir in Jesus. Der Sohn gibt
dem Vater im Himmel ein Gesicht, gibt ihm sein
Gesicht. Die Bibel sagt: Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. In
dem, was Jesus sagte, was er tat, wie er lebte erkenne ich ihn. Jetzt
erst bricht die Sonne hinter den Wolken des Alten Testaments hervor. Im Psalm
145, den wir vorhin gemeinsam gesprochen haben, leuchtete sie schon einmal kurz
auf, strahlend und schön. Doch erst mit Jesus wird vollends klar, wer und wie
Gott ist, wie er zu mir und zu dir ist, da es heißt: „Gnädig und barmherzig ist
der HERR; groß ist seine Geduld und grenzenlos seine Liebe, denn er hat allen das Leben gegeben!“
Diesem
Gott danken wir, nicht nur heute am Erntedankfest. Ihm verdanken wir alles, was
wir sind und haben. Amen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen