Lichtblickgottesdienst am dritten
Advent 2018.
Predigttext: Römer 15,11b-13
Liebe Freunde,
jetzt mal ehrlich, worum geht es
denn grundsätzlich im Glauben? Um Wunder, die die Naturgesetze außer Kraft
setzen wie die Jungfrauengeburt? Oder dass Jesus die Fähigkeit besessen
habe, auf dem Wasser zu gehen? Das sind grobe Missverständnisse, die wie eine
Erbkrankheit von Generation zu Generation weitergetragen worden sind. Mit
Glauben hat das aus meiner Sicht nichts zu tun.
Ganz
grundsätzlich geht es im Glauben um das Geheimnis der Welt und unseres Lebens.
Um Fragen wie die:
· Warum
gibt es überhaupt das Universum, das Weltall? Warum gibt es überhaupt das
Leben? Warum gibt es überhaupt uns – dich und mich? Es könnte doch einfach auch
nichts geben, gar nichts.
· Und
es geht um die Frage, was ist das überhaupt für ein Geheimnis, das alles
hervorgebracht hat und ohne das nichts ist, was ist,?
· Es
geht um die Fragen: Woher kommen wir, was sind wir, wohin gehen wir?
· Es
geht um die Fragen: Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Was können wir
hoffen?
· Und
schließlich geht es auch um die Fragen: Ist alles nur Zufall und Notwendigkeit
und damit ohne Sinn und Ziel? Oder wirkt da in allem ein höherer Wille, der
eine bestimmte Absicht verfolgt und auf ein bestimmtes Ziel hinsteuert?
Das,
liebe Freunde, sind die großen Fragen der Menschheit von Anfang an. Auf sie
versuchen die Religionen eine Antwort zu geben. Und die Wissenschaften? Wenn
sie seriös sind, treten sie demütig zurück, weil sie nicht imstande sind, auf
solche Grundsatzfragen zu antworten. Denn da geht es nicht mehr um Wissen, das nachprüfbar und darum gesichert wäre. Da kann es nur um Interpretationen gehen.
Um Glauben. Oder, wie ich meine, um Vertrauen.
Ich
kenne das Bedürfnis, dass man bei solchen Fragen gerne handfeste Antworten
hätte. Etwas, woran man sich festhalten, worauf man sich verlassen, was man
besitzen kann. Etwas, das zweifelsfrei ist und felsenfest. Ich kenne das
Bedürfnis nach einer gesicherten Wahrheit, die unumstößlich ist.
Doch
das ist nicht möglich. Die Antworten, die
uns überliefert sind und die wir selbst finden, sind keine greifbaren Steine,
die wir uns gegenseitig an den Kopf werfen könnten. Die Antworten
auf jene großen Fragen der Menschheit und auf das Geheimnis der Welt – sie
bleiben in der Schwebe. Sie lassen sich nicht dingfest machen. Lassen sich
nicht in Bekenntnisse pressen und kirchliche Dogmen sperren. Die
Antworten ahnen wir in den Geschichten und Mythen der
Religionen. Sie führen letzten Endes zu einem großen Staunen,
welches zu Glauben und Vertrauen führt.
Jede
Religion hat ihre eigenen Geschichten und Mythen und versucht die großen Fragen
der Menschheit zu beantworten. Für mich sind es die Geschichten und Mythen der
Bibel, die mich das Geheimnis der Welt und meines Lebens erahnen lassen: Das,
was das Alte Testament in der Urgeschichte vom Wesen des Menschen erzählt. Und
dann von Abraham und Mose. Von Jakob und Josef. Von David, Hiob und den
Propheten. Und vor allem, was das Neue Testament von Jesus erzählt: Seine
Geburt im Viehstall. Sein Leben als einer, der Menschen heilt und sie die Liebe
lehrt. Der leidet, stirbt und aufersteht. In einem Satz: In Jesus ahne ich das
große Geheimnis der Welt und meines Lebens. Er nennt es Gott,
den Schöpfer. Die Quelle der Liebe. Den barmherzigen Vater von allem was lebt. Ihm vertraue ich mich an.
Auf diesen Gott, liebe Freundinnen und Freunde, wie
er mir in Jesus begegnet, setze ich meine Hoffnung. So hat es Paulus in dem
Satz geschrieben, der dieser Predigt zugrunde liegt. Da heißt es in seinem
Brief an die Christen in Rom:
„Der
Prophet Jesaja hat prophezeit: »Der Trieb, der aus der Wurzel
hervorsprießt, ein Nachkomme aus der Familie Davids, wird groß werden und über
die Völker herrschen. Auf ihn werden sie ihre Hoffnung setzen.« Deshalb wünsche ich für euch
alle, dass Gott, der diese Hoffnung schenkt, euch in eurem Glauben mit großer
Freude und vollkommenem Frieden erfüllt, damit eure Hoffnung durch die Kraft
des Heiligen Geistes wachse.“
Für Paulus hat sich diese Hoffnung
in Jesus erfüllt. Für mich auch. Und darum setze auch ich meine Hoffnung auf
ihn. Denn ich brauche sie. Ich kann Hoffnung nicht entbehren. Kann und will
ohne sie nicht leben. Denn ohne diese Hoffnung hätte ich keine Freude am Leben.
Würde ich von einer Sorge in die nächste laufen. Ohne diese Hoffnung hätte ich
keinen inneren Frieden. Wäre ich angesichts dessen, was mit mir, meinen Kindern
und dieser Welt Schlimmes passieren kann, tief beunruhigt.
Offengestanden,
meine Hoffnung gleicht eher einem schwachen Pflänzchen als einem starken Baum.
Der Zustand der Welt, schlechte Nachrichten von Freunden und Bekannten, die
Sorge um die Zukunft meiner Kinder und Enkel, die Frage, wie es mir mit zunehmendem Alter
wohl gehen wird – das alles kann mich deprimieren, auf Deutsch „niederdrücken“.
So wie ein Unwetter eine schwache Pflanze niederdrücken kann.
Das ging
auch den Leuten zur Zeit der Bibel nicht anders. Und darum wünscht Paulus dir
und mir mit dem heutigen Bibelwort: »Euere Hoffnung soll durch die Kraft des
Heiligen Geistes wachsen.« Sie soll gegenüber den Herausforderungen, mit denen
wir zu tun haben, widerstandsfähiger werden, stärker, größer. Was für den
Glauben und die Liebe gilt, gilt auch für die Hoffnung: Sie soll wachsen! Zur
Zeit des Paulus ist die Hoffnung nicht gewachsen durch die Politik des Kaisers
in Rom. Und zu unserer Zeit wächst sie nicht durch die Politik der Regierenden
in Washington, Moskau, Peking, Brüssel und Berlin. Sie wächst nicht durch die
Wirtschaftskraft der Großkonzerne und nicht durch die Finanzkraft der Banken.
Nicht durch das Internet und nicht durch das Militär.
Hoffnung,
so Paulus, wächst durch die Kraft des Heiligen Geistes, durch die Kraft des
Geistes Jesu, durch die Kraft Gottes. Er ist das Geheimnis der Welt. Und darum
glaube ich, dass es eine gute Kraft ist, die alles hervorgebracht hat. Die
alles lenkt und alles zu einem guten Ende bringt. Ja, das glaube ich. Oder
besser, darauf vertraue ich, auf Gottes gute Kraft in meinem Leben und in der
Welt. Sie lässt mich immer wieder von neuem hoffen, wenn ich verzweifeln
möchte. Sie bringt immer wieder Freude in mein Leben zurück, wenn ich
deprimiert bin. Sie erfüllt mich immer wieder neu mit Frieden, wenn mir so
manches angst und bange machen möchte. Auf diese Kraft setze ich meine
Hoffnung.
Und damit bin ich nicht allein. In
den Wochen vor Weihnachten des Jahres 1839 wurden einige von den Straßenkindern
sehr krank, die der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern aufgenommen
hatte. Er hatte sie in einem Heim in Hamburg untergebracht, das er für sie gebaut
hatte. In dieser trostlosen Zeit hatte Wichern eine geniale Idee. Er erfand den
Adventskranz. Die Kerzen auf dem Kranz sollten ein Lichtblick sein, ein
Hoffnungslicht, das zu dem Jesuskind in der Krippe führt. Und diese Hoffnung
auf das nahe Weihnachtsfest sollte den Kindern neue Energie und neuen Lebensmut
geben.
Wichern hatte
etwas verstanden, was auch wir verstehen: Hoffnung kann in einem Menschen
ungeahnte Kräfte wecken. Kann bewirken, dass ein Kranker sich nicht aufgibt.
Ein Gescheiterter den nächsten Versuch wagt. Ein Gefallener wieder aufsteht.
Ein Verzweifelter neuen Lebensmut fässt. Hoffnung ahnt schon den Morgen, auch
wenn die Nacht noch dunkel ist.
Ich
vertraue darauf, dass meine Hoffnung nicht ins Leere läuft, weil nicht ich sie
erfüllen muss, sondern weil Gott sie erfüllt. Ich kann für das, worauf ich
hoffe, beten. Ich kann dafür tun, was in meinen Kräften steht. Doch ob sich
meine Hoffnung erfüllt, liegt nicht an mir, sondern an ihm. Er tut das zu seiner Zeit
und auf seine Weise. Und darum gehört zur Hoffnung auch die
Geduld.
In mir
trage ich eine widerspenstige, aufsässige, unbelehrbare Hoffnung, dass das gute
Ende von allem längst feststeht, nicht, weil ich es mir wünsche, sondern
weil Gott es so will. Amen
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Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach
Danke, für so viele hoffnungmachende Worte!
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