Losung: Hiob
sprach zu Gott: Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat
mein Auge dich gesehen. Darum gebe ich auf und bereue in Staub und Asche. Hiob 42,5-6
Lehrtext: Petrus
dachte an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du
mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Matthäus
26,75
Liebe
Leserin, lieber Leser,
die
französische Chanson-Sängerin Edith Piaf hatte Anfang der 60er Jahre einen
Welt-Hit mit dem Chanson „Non, je ne regrette rien“ („Nein, ich bereue
nichts“). Darin ging es um ihr Liebesleben und all das Gute und Böse, das sie
erlebt hatte. Nun gut, das mag so gewesen sein. Aber wenn es um das Leben
überhaupt geht, kann dann so ein Satz stimmen?
Ich bereue
einiges und du vielleicht auch. Ich bereue Dummheiten, Fehleinschätzungen und
vor allem, dass ich anderen mit unbedachten und aufbrausenden Worten weh getan
habe. Stimmt, ich bin ein emotionaler Mensch und bisweilen etwas spontan und
impulsiv. Aber diese durchaus positiven Eigenschaften haben eben auch ihre
Kehrseite. Doch auch wenn ich manches bereue, gehe ich nicht in Sack und Asche.
Hiob bereut
in der heutigen Losung, dass er Gott wegen seines grausamen Schicksals bittere
Vorwürfe gemacht hatte. Nun ist Hiob in der Bibel ein Beispiel dafür, wie ein
Mensch mit Gott hadert und ringt, wenn ihn großes Leid getroffen hat. Ich kann
verstehen, wenn es da heißt: „Ich gebe auf“. Irgendwann muss man sich in das
fügen, was unabänderlich ist und sich in der Situation, so wie sie ist, wieder
zurechtfinden. Sonst wird das Leben zur Qual. Irgendwann muss man von seinen
Wünschen, Erwartungen und Hoffnungen Abschied nehmen, wenn sich herausstellt,
dass sie Illusionen waren. Das ist bitter. Das eröffnet aber auch wieder neue
Lebensmöglichkeiten.
Doch damit
bin ich nicht einverstanden, dass Hiob sagt »ich bereue in Staub und Asche«.
Wer Gott Vorwürfe macht oder wegen seines Leids anklagt, muss nicht bereuen. So
ist das zum Beispiel in den Klagepsalmen des Alten Testaments. Warum das bei
Hiob anders ist, weiß ich nicht. Jedenfalls verlangt mein Gott, wie er mir in
Jesus begegnet, nicht, dass ich vor ihm in Staub und Asche zu Kreuze krieche.
Im Gegenteil. Solange ich mich an ihn wende, und sei es, indem ich ihm Vorwürfe
mache, bin ich mit ihm verbunden. Solange ist er mein Gott, und halte ich an
ihm fest. Katastrophal wird es erst, wenn ich verstumme, nicht mehr mit ihm
rede und mich von ihm abwende. Dann bestrafe ich mich selbst. Wenn ich Gott
gegenüber etwas zu bereuen habe, dann, dass ich mehr hoffen, glauben und lieben
hätte sollen. Und das nicht, weil ich das müsste, sondern weil es mir und
meinen Mitmenschen gut getan hätte.
Die Szene
aus dem Lehrtext bewegt mich schon immer sehr. Ich sehe vor mir den gefesselten
und gefolterten Jesus, wie er mit großen und traurigen Augen Petrus anblickt,
der ihn soeben verleugnet hatte. Er weiß, dass die Angst vor dem Tod in Petrus
stärker war als die Liebe zu ihm. Und er wusste das schon immer. Wusste, dass
hinter dem großspurigen Bekennermut des Petrus die Angst lauerte. Wusste, dass
es mit dem Glauben seines Jüngers soweit nicht her war.
Sein Blick
hat Petrus ins Herz getroffen. Er trifft auch mich ins Herz, weil ich mich in
Petrus erkenne. Ich kann, wenn es hart auf hart kommt, für meinen Glauben, für
mein Gottvertrauen auch nicht die Hand ins Feuer legen. Aber Jesus hat das
getan. Hat sich für mich ans Kreuz schlagen lassen. Damit hat er die Garantie
gegeben, dass er mich unter allen Umständen bedingungslos liebt und dich auch.
Unter allen Umständen.
Petrus hat
sein Verhalten bitter bereut. Offenbar hatte er zuvor nicht wahrhaben wollen,
wie schwach er wirklich ist. Mir ist das eine Warnung, dass ich nicht zu
vollmundig von meiner Treue und meinem Vertrauen zu Gott rede. Und mir wird
durch diese Geschichte wieder einmal klar, dass im Glauben nichts von mir, aber
alles von Gott abhängt, von seiner Treue und seiner Barmherzigkeit.
Vieles
in meinem Leben bereue ich nicht. Manche Niederlagen sagen mir, dass ich
wenigstens gekämpft habe. Meine Narben an Leib und Seele zeigen mir, dass ich
gelebt und etwas riskiert habe. Aus manchem Leid bin ich stärker
hervorgegangen. Aber ein paar Dinge bereue ich schon. Und dazu gehört, dass ich
meinem Gott manchmal mehr hätte vertrauen sollen und ihm dankbarer
sein. Doch das ist Schnee von gestern. Heute habe ich eine neue Chance.
Gebet: Ja,
Herr, es wäre besser gewesen, wenn ich dir mehr vertraut, mehr auf dich gehofft
und dich und meine Mitmenschen mehr geliebt hätte. Und es tut mir leid, dass
ich andere verletzt habe. Wenn es wieder geschieht, will ich sie auch
wieder um Entschuldigung bitten. Doch heute hast du mir eine neue Chance
gegeben, so zu leben, dass ich nichts zu bereuen habe. Ich will diese Chance
nutzen. Doch wenn mir das nicht gelingt, wirst du mir vergeben und mir Mut
machen, es wieder zu versuchen. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
Edith PIaf: "Non, je ne regrette rien"
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Alle bisherigen Losungsauslegungen im Internet-Blog: <http:// glaubenswachstum.blogspot.com/
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Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach
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