Liebe Angehörige von Elsa F., liebe Trauergemeinde,
heute
und morgen nehmen wir Abschied von zwei bemerkenswerten Frauen aus unserer
Gemeinde. Morgen von Rosi B., heute von Elsa F. Beide haben den guten Geist in
den Dörfern T. und K. entscheidend mitgeprägt, ohne dass sie das wollten oder
dass ihnen das bewusst gewesen wäre.
Frau F.
war, was man in der Stadt eine vornehme Dame nennt. Aufs Dorf passt dieser
Ausdruck nicht. Und es hätte ihr auch nicht gepasst, sie so zu nennen. Aber was
damit gemeint ist, trifft auf sie zu.
Streichen
wir also das Wort Dame. Aber das Wort „vornehm“ will ich nicht streichen. Nein,
sie hat nicht nach außen hin vornehm getan. Aber sie war von vornehmer
Geisteshaltung und vornehmer Herzensbildung. Ihre inneren Qualitäten waren das,
was ihre Familie, auch die Enkel, geschätzt haben. Aber ebenso ihre Freundinnen
und Nachbarn und alle, die sie näher gekannt haben.
Dabei
hat sie durchaus auch auf ihr Äußeres geschaut. Sie hat sich bis zuletzt nicht
gehen lassen, sondern war darauf bedacht, das ordentliche Leben, dass sie
geführt hatte, zu Ende zu bringen. Und dabei haben ihr ein großes Maß
Selbstdisziplin und Energie geholfen, womit sie ihr Leben so gestaltete, wie
sie es für richtig hielt. Allein dafür, wie sie bis zuletzt ihre Wohnung in
Ordnung hielt und mit Familienfotos und Blumen schmückte, kann man vor ihr den
Hut ziehen. Aber noch bemerkenswerter war ihre Toleranz und Großzügigkeit, ihre
Gastfreundschaft und Güte. Davor will
ich meinen Hut ziehen, vor ihrem großen Herzen, das sie nicht nur für ihre
Angehörigen, sondern auch für andere hatte.
So hat
sie sich in T. und darüber hinaus Achtung erworben. Das zeigten auch die vielen
Trauergäste, die an der Aussegnung teilgenommen hatten. Das zeigt ihr, die ihr
heute zu ihrer Trauerfeier gekommen seid und ihr die letzte Ehre erweist.
Doch
das Schicksal schien zunächst eine andere Richtung einzuschlagen. Sie kam am 1930
als uneheliches Kind in S. zur Welt. Das war damals eine Hypothek, die Mutter
und Kind zu tragen hatten. Da war die Selbstgerechtigkeit und Empörung und die
nicht immer ehrliche Moral in den Dörfern noch groß. Aufgewachsen ist sie dann als
Elsa S. in T. und hat schon als Kind mit ihrem offenen und liebenswürdigen
Wesens bald die Herzen erobert. Zur Familie gehörten noch zwei Brüder, von
denen einer schon verstorben ist.
Geschenkt
hat sie ihr Herz aber keinem Einheimischen, sondern einem Flüchtling aus dem
Sudetenland. Auch damit hat sie wohl wieder allerhand Gerede auf sich gezogen.
So war das damals, wenn sich ein Mädel in einen Fremden verliebte, zumal in
einen Flüchtling. Und so ist das bis heute geblieben. Diese Erfahrungen haben
sie geprägt, haben sie tolerant gemacht gegenüber ihren Kindern und
Enkelkindern. Sie hat sich gehütet, über andere schlecht zu reden oder sie zu
verurteilen.
Mit ihrer Geisteshaltung und Herzensbildung
hat sie wesentlich dazu beigetragen, dass in T. alles in allem ein guter Geist
herrscht und es eine gute Dorfgemeinschaft gibt. Oft ist es nur eine Hand voll
Menschen, die das öffentliche Klima in einem Dorf positiv prägen. Frau F.
gehörte dazu. Dazu passt auch ihr Konfirmationsspruch aus den Seligpreisungen
Jesu, wo es heißt: »Selig sind, die reinen Herzens
sind, denn sie werden Gott schauen.« (Matthäus
5,8)
Hatte sie denn ein reines Herz? Nein. Niemand kann sich in dieser Welt
ein reines Herz bewahren, völlig unbefleckt von Versagen und Schuld. Doch darum
geht es nicht. Der hat ein reines Herz, wer zu seinen Mitmenschen aufrichtig
ist, wer Mitgefühl zeigt, hilfsbereit ist und dessen Herz kein Neid trübt, kein
Groll, keine Gemeinheit und kein Hass.
Elsa F.
gehörte zu T. beinahe möchte ich sagen wie der Kirchturm zur Kirche. Sie nahm
rege am öffentlichen Leben teil zum Beispiel sang sie im Kirchenchor mit, war
Mitglied im Brieftaubenverein, bei den Landfrauen, bei der IG Maibaum und hat,
solang sie konnte, bei der Kirchweih bedient und danach den Kartoffelsalat
gemacht. Auch im Gottesdienst und im Seniorennachmittag war sie regelmäßiger
Gast. Und darum fehlt sie nicht nur ihrer Familie, sondern auch ihren Freunden
und Nachbarn.
Zuletzt
war es gut, dass Gott sie nach 90 Lebensjahren wieder heimgeholt hat. Aber nur
die letzten Tage waren noch einmal besonders schwer. Bis dahin hat sie mit
geistiger Frische am Leben ihrer Familie teilgenommen und hat im letzten
September noch einmal so richtig ihren 90. Geburtstag gefeiert. Von diesem
Ereignis, von dieser Freude hat sie bis zuletzt gezehrt. Kurz vor ihrem Tod
haben wir dann noch einmal im kleinsten Kreis an ihrem Sterbebett Abendmahl
gefeiert. Das hat sie noch mitbekommen. Und ich hoffe, dass sie das gestärkt
und getröstet hat.
Und so
möchte ich als Resümee von ihrem Leben sagen: Else F. war ein von Gott
gesegneter Mensch. Er hatte sie mit Lebensfreude, Tatkraft und einer angenehmen
Leutseligkeit gesegnet. Er hatte ihr die Kraft gegeben, auch Krisen zu
überstehen und Leid zu tragen. So ist ihr Mann schon vor bald 40 Jahren
gestorben. Sie hatte nicht nur ihre Kinder und zum Teil auch Enkel zu erziehen,
sondern pflegte auch die Urgroßmutter, die Schwiegermutter und den Vater.
Daneben hat sie dann mit Heimarbeit noch dazuverdient.
Gott
hatte sie aber auch mit drei Töchtern gesegnet, mit vier Enkeln, von denen einer
in jungen Jahren schon gestorben ist, und sieben Urenkeln. Und er hat sie mit
Freude gesegnet an ihrer Familie, an der Musik, am Garten, an Blumen und damit,
dass sie eine hervorragende Köchin war.
Ja, Elsa F. war eine bemerkenswerte Frau, keine Dame, aber trotzdem
vornehm, nicht nach außen hin, sondern im Geist und im Herzen. Nun soll sie
schauen, was sie geglaubt hat. Nun soll sie Gott schauen im Angesicht ihres
Erlösers Jesus Christus. Und er wird sie anstrahlen und sagen: Nun komm, Elsa,
es ist Zeit. Du warst lange genug auf der Erde. Jetzt gehe ein in meinen
Frieden. Da bist du geborgen.
Wir,
liebe Trauergäste, verneigen uns vor diesem Leben und nehmen von Elsa F.
Abschied in Frieden und Dankbarkeit. Amen
Ist das ein Versehen, dass hier die Trauerpredigt steht statt Gedanken zur Losung?
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