Losung: Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der HERR hat es nicht getan? Amos 3,6
Lehrtext: Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Lukas 24,26
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Gott ist nicht das Gute, sondern das Ganze“, so
lautet ein Zitat von Thomas Mann, das für meinen Glauben aufschlussreich
geworden ist. Schon immer hätten wir Menschen Gott am liebsten nur mit dem
Guten und Hellen, dem Heil und dem Glück in Verbindung gebracht. Aber in der
Losung heißt es klipp und klar, dass auch das Unheil mit ihm zu tun hat. Und
das ist ja auch nachvollziehbar. Denn was soll schon ohne oder sogar gegen seinen
Willen geschehen? Doch ich kann mir noch so den Kopf zermartern, warum Gott
auch Unglück zulässt – ich werde darauf keine Antwort finden. Manche
Fragen muss ich einfach offen lassen. Manche Dinge muss ich einfach hinnehmen,
ohne sie zu verstehen.
Ich kann dazu nur zwei Dinge sagen:
Erstens, Gott sieht weiter als ich.
Ich sehe nur, was im Augenblick ist, kann aber nicht sagen, was daraus werden
wird und wozu es dient. Rückblickend kann ich sagen: Ohne die Hölle der
Nazidiktatur und des Zweiten Weltkrieges wäre die Welt eine andere als sie ist.
Ob besser oder schlechter, sei dahingestellt. Ohne diese Vergangenheit gäbe es vermutlich
den Staat Israel nicht, wo Juden endlich eine sichere Heimat haben. Ohne diese
Vergangenheit gäbe es dich und mich nicht, weil sich vermutlich unsere Eltern
oder Großeltern nicht kennengelernt hätten. Und so weiter und so fort. „Gott“,
so Dietrich Bonhoeffer, „kann auch aus dem Bösesten Gutes entstehen lassen“.
Zweitens, da nichts ohne Gott geschieht,
bin ich auch in den finsteren Tälern des Lebens nicht ohne ihn. Ich weiß nicht,
warum ich da hinein muss. Aber ich vertraue darauf, dass er auch dort bei mir
ist und sein „Stecken und Stab mich tröstet“ (Psalm 23,4). Er hat die Macht und
die Kraft aus der Finsternis Licht zu schaffen und aus dem Tod neues Leben zu wecken.
Er hat die Macht und die Kraft, dass nach dem Karfreitag der Ostersonntag
kommt.
Zum Lehrtext: Ob Christus wirklich leiden musste? Die meisten meinen, dass dies im Sinne
Gottes gewesen sei, weil er nur so uns Sünder vor dem Todesurteil hat retten
können. Ich denke so nicht. Ja, er musste leiden, aber nicht weil Gott es so
wollte, auch nicht weil er es selbst so wollte, sondern weil es die Mächtigen
in Staat und Kirche so wollten. Doch damit haben sie nichtsahnend gezeigt,
weswegen Christus in Bethlehem geboren ist und auf Golgatha am Kreuz gehangen
hat. Denn selbst Folter und Tod haben ihn nicht davon abbringen können, alle
Geschöpfe Gottes, seine Freunde und auch sie, seine Feinde, bis zum letzten
Atemzug zu lieben.
Gebet: Herr, ich bitte dich, dass du mich vor Leid und Unglück verschonst. Doch
wenn es mich trifft, sei du ganz nah bei mir, dass du mich hindurchträgst und
bewahrst, damit ich nicht darin untergehe. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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