Vorbemerkung: Warum gestern und heute eine Traueransprache statt der Losungsauslegungen? Ich möchte damit zeigen, wie ein Mensch im Licht des Glaubens gewürdigt werden kann und wie Angehörige und die Trauergäste in diesem Licht Abschied nehmen können. Die Trauerfeiern fanden am Wochenende statt.
Lieber Herbert, liebe Familie B., lieber Herr L. und alle Angehörigen,
wir, die Trauergäste verneigen uns respektvoll vor eurem Schmerz. Und
wir verneigen uns vor Rosi B., dieser tapferen und liebevollen Frau. Es ist uns
ein Bedürfnis, ihr die letzte Ehre zu erweisen, ihr, die das viele Leid nicht
klein gemacht hat, sondern groß. Die nicht schwach geworden ist, sondern stark.
Die ihr Schicksal bis zuletzt nicht beklagt, sondern getragen hat. Und die sich,
als die Kräfte erschöpft waren, von Gott und ihrer Familie hat tragen lassen.
Sie war eine Persönlichkeit, zu der wir aufblicken können.
Ja, auf eure Rosi haben viele geschaut und haben sich gefragt: „Wie
schafft die das nur, so viele Sorgen und so viel Leid in ihrem Leben und doch
bleibt sie lebensfroh, freundlich und herzensgut? Woher nur nimmt sie die
Kraft, die vielen Schicksalsschläge zu überwinden?“ So ist sie für manchen von
uns hier ein heimliches Vorbild gewesen. Und der eine oder die andere denkt sich
vielleicht jetzt: „So wie Rosi das gemacht hat, so möchte ich das auch können,
wenn einmal auf mich große Herausforderungen zukommen.“
Auch sie hatte ihr Vorbild, ihre Mutter, die vor fünf Jahren gestorben
ist. An ihr hat sie sich orientiert. Und vielleicht könnt auch ihr, die Kinder
und Enkel, euch nach Rosi richten, eurer Mutter und Oma, je mehr ihr in eurem
Leben Orientierung braucht. Sie soll in euren Herzen lebendig bleiben, auch
wenn sie für die Außenwelt tot ist. Und die Liebe, die ihr von ihr empfangen
habt, soll in euch weiter leuchten gerade dann, wenn ihr ein Licht braucht.
Könnte es nicht sein, so frage ich mich, dass Gott euch diese
Frau, Mutter und Oma geschenkt hat, weil ihr gerade sie gebraucht habt? Dass er euch mit ihr gesegnet hat
und ihr mit diesem Segen weiterleben könnt? Ja, ihr hattet gemeinsam schwere
Zeiten, doch immer wieder auch schöne. Ihr hattet auch das Glück, dass Rosi
viele Jahre bei euch war und ihre Tür und ihre Arme für euch immer offen standen.
Und ihr habt es nach der Tumordiagnose geschafft, gemeinsam mit ihr und medizinischer
Hilfe dem Tod noch zweieinhalb besonders wertvolle Jahre abzuringen. Auch diese
Zeit war noch einmal ein Geschenk. Sie hat euch reifer und empfindsamer
gemacht. Das soll euch helfen, dankbar von ihr Abschied zu nehmen.
Und doch ist sie nicht einfach fort. Rosi hat die Liebe an euch
weitergegeben, die sie von Gott empfangen hat. Dadurch bleibt sie mit ihm und mit
euch verbunden. Denn das Bibelwort für diese Trauerfeier sagt: »Nichts kann uns
scheiden von der Liebe Gottes, weder Freude noch Leid, weder Glück noch Schmerz
noch Angst, keine Macht im Himmel und auf Erden, weder eigene Schuld noch
äußerer Zwang. Nicht einmal der Tod kann uns scheiden von Gottes Liebe, die in
Jesus Christus ist, unserem Herrn.« (Römer
8,35+39)
Das, liebe Freunde, wollen wir festhalten. Darauf lasst uns vertrauen,
dass auch der Tod Rosi nicht scheiden kann von der Liebe Gottes und dich und
mich auch nicht. Und auch davon nicht, dass sie ihr Andenken bei uns lebendig
bleibt.
Doch wie soll man so positiv von Gott sprechen, wenn man weiß, dass
Rosi und Herbert ihre drei eigenen Kinder und ein angenommenes wieder hergeben
mussten? Und wie sollst erst recht du, Herbert, das können, der du deine Frau
hergeben musst, die das Herz der Familie war und der Mittelpunkt in deinem
Leben? Die nicht nur für dich, die Kinder und Enkelkinder da war, sondern dich
auch bei der Arbeit auf dem Hof tatkräftig unterstützt hat?
Mir scheint, auch du hast dich an ihrem unerklärlich festen Glauben
orientiert, den sie nicht aufgegeben hat, auch nicht, als sie wusste, dass ihr die
Krankheit nicht mehr viel Zeit lassen würde. Rosi hat erfahren, dass es gerade
in den finsteren Tälern ihres Lebens keinen anderen Halt gibt als den großen Hirten, der von sich sagt: »Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir und
tröste dich.« Und du Herbert, der du mit ihr die Freuden des Lebens geteilt und
die Lasten getragen hast, du siehst das ähnlich, da du sagst: »Ich habe schon
auch mit Gott gehadert. Aber dann habe ich zu ihm gesagt: Ich brauche dich
jetzt umso mehr.«
Genauso ist es. Es ist schön, Gott für die frohen und hellen Tage
danken zu können und für allen Segen, den es doch auch in unser aller Leben
gibt. Doch in den trüben und dunklen Tagen brauchen wir ihn umso mehr. Woran
willst du dich sonst halten, wenn du keinen Halt mehr hast und auch Menschen
mit ihrer begrenzten Kraft dich nicht mehr halten können?
Rosi hatte von ihrer Freundin ein Buch geschenkt bekommen, in dem sie
bis zuletzt täglich las. Eine Stelle hat ihr besonders zugesagt. Da sagt Jesus:
»Wenn die Dinge nicht so laufen, wie du es dir erhoffst, dann schau gelassen
auf mich und sage: „Was soll‘s!“ Du wirst feststellen, dass die meisten Dinge,
die dir Sorgen bereiten, nicht wichtig sind. Und wenn dir dann ernste Probleme
begegnen, hast du für sie mehr Reserven.«
Vielleicht war das das Geheimnis ihrer Kraft, dass sie es gelernt hat, das
Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Dass sie im Blick auf Jesus immer
wieder sagen konnte „Meine Alltagssorgen? Ich lasse sie los. Was soll‘s!“. So blieb
ihr dann die Kraft, mit dir Herbert und mit Gottvertrauen auch die schweren
Lasten zu tragen.
Der Abschied tut weh, auch Ihnen, Herr L., der sie schon am Grab ihrer
Frau haben stehen müssen, am Grab von zwei ihrer vier Töchter und heute am Grab der dritten. Auch die letzte Schwester und die Schwiegermutter tragen schwer
an diesem Leid. Wie wird das in Zukunft sein? Wird die Zeit alle Wunden heilen?
Nein. Doch sie lehrt uns, mit dem Unbegreiflichen zu leben.
Zuletzt möchte ich im Namen der Familie euch, den Trauergästen für die
Anteilnahme danken, euch den Freunden und Nachbarn, den ehemaligen Lehrlingen
und Mitarbeitern auf dem Hof. Ihr sagt mit eurem Kommen: „Wir haben Rosi
geschätzt und gemocht, diese wunderbare Frau, die das viele Leid nicht bitter
gemacht hat, nicht gebeugt und nicht gebrochen.“ Von ihr heißt es in der Todesanzeige:
„Wie ein Löwe gekämpft und viel gelitten,
hoch erhobenen Hauptes durchs Leben geschritten.“
So wollen wir Rosi B. in Erinnerung behalten, die auch in ihren dunklen Zeiten
für andere ein Licht war. Amen
P.S. Rosi B. wurde 61
Danke für diese beiden wunderbaren "Trauerpredigten".
AntwortenLöschenWir machen uns zu viel Sorgen um alles, hängen zu viel an gestern und haben Angst vor dem Morgen.
Heute werden wir mit Gottes Hilfe leben mit Glauben und Vertrauen:
Wirf dein Anliegen auf den Herrn, er wird dich versorgen
Ja, wenn wir ihn lassen. Loslassen! Er kann es besser!
Elisabeth
Manche Menschen werden einem zum Vorbild, obwohl man sie nie kennengelernt hat. Danke für die Predigt und das Lebenszeugnis von Rosi
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