Sonntag, 24. Oktober 2021

Im Licht des Glaubens (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr in Unternbibert und Rügland

Predigtwort: Klagelieder des Jeremia 3,22

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein Pfarrer ist mit seiner Frau im Auto unterwegs. Sie sitzt etwas verkrampft neben ihm, weil er wieder mal zu schnell fährt. Da fragt er sie: „Glaubst du an Schutzengel?“ „Ja.“ „Warum?“ Und sie sagt: „Wir leben noch.“

     Aber jetzt zu dir und im Ernst: Sag mal, wie kann es sein, dass du noch lebst? Müsstest du nicht längst tot sein? Ich jedenfalls war in meinem Leben mehrmals in Todesgefahr, sei es durch Krankheiten oder Unfälle. Und ich nehme mal an, dass das bei den meisten von euch nicht anders ist

     Also, wie kann es sein, dass wir alle noch am Leben sind? Manche sagen vielleicht: „Schwein gehabt.“ Andere: „Das waren glückliche Zufälle.“ Wieder andere verweisen auf die Statistik und sagen, dass eben die Lebenserwartung in Deutschland über 80 liege und es deshalb normal sei, dass Jüngere noch am Leben sind.

     Nun gut, das kann man alles sagen. Die Bibel sagt etwas anderes. Im Alten Testament heißt es: »Die Güte des HERRN ist's, dass wir noch am Leben sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende.« (Klagelieder des Jeremia 3,22)

     Natürlich hat jeder von uns für sich selbst Verantwortung, dass er, so gut es geht, auf sein Leben und das seiner Mitmenschen achtet. Und dazu gehört nun mal auch, dass ich nicht riskant Auto fahre und auch sonst so lebe, dass ich meine Gesundheit nicht gefährde. Doch eine Garantie ist das nicht.

     Du kannst schuldlos in einen schweren Unfall verwickelt werden. Du kannst so gesund leben wie möglich und trotzdem Krebs bekommen oder einen Schlaganfall.

     Aber du kannst eben auch das Risiko, frühzeitig zu sterben, verringern, indem du mit dir sorgsam umgehst. Hier wie auch sonst gilt der Satz: Wir sollen tun, was in unseren Kräften steht und Gott wird das Seine dazu tun. Nur rumsitzen und die Hände in den Schoß legen, reicht nicht.

     Aber auch das gilt: Gott, der jeden von uns ins Leben gerufen hat, wird ihn auch wieder zu sich rufen zu der Zeit, da er will. Kann ich denn dann mein Leben nicht verlängern, indem ich gesund esse und mich viel bewege? Kann denn nicht in bestimmten Fällen ein Arzt mein Leben retten und es durch Therapien und Medikamente verlängern?

     Aus menschlicher Sicht ist das so. Doch Gott, so glaube ich, hilft uns auch durch unsere Lebensweise und durch die Kunst der Medizin. Er ist auch in der Praxis und auf der Intensivstation. Er ist dabei, wenn du in die Röhre musst oder zur Bestrahlung, auch wenn du nicht daran denkst. Er nimmt uns die Verantwortung für unser Leben nicht ab. Doch letzten Endes geschieht nur, was er will. Das ist ein Widerspruch, den ich nicht auflösen kann, sondern aushalten muss.

     Und Gott hilft uns auch durch seine Gebote. „Durch sie lebt der Mensch“, heißt es in der Bibel. Und wenn wir uns nicht danach richten, bestraft nicht er uns, sondern wir bestrafen uns selbst. Das unsägliche Leid, das die Nazis über so viele Menschen gebracht haben, hat nicht er verhängt. Es war die Folge, dass die meisten Deutschen den Nazis zugejubelt hatten und dann von ihnen ins Verderben gestürzt wurden.

     Ich denke noch einmal an unser Bibelwort: »Die Güte des HERRN ist's, dass wir noch am Leben sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende.« Dieses Wort, liebe Freunde, sagt mir: „Fürchte dich nicht vor deinem Gott. Er ist kein unerbittliches Schicksal. Er setzt seinen Willen nicht rücksichtslos durch. Sondern du hast einen barmherzigen und gütigen Gott. Ihm kannst du vertrauen und ihm kannst du danken.“

     Ja, das glaube ich. Und trotzdem geschehen manchmal Dinge, die mich erschüttern, die ich nicht verstehe, die ich mit einem gütigen Gott nicht zusammenbringe. Jeder von euch hat sich bestimmt schon mal gefragt: „Warum? Warum, Herr, konntest du das zulassen? Warum müssen manche so sehr leiden und manchmal auch ich?“

     Und dann hast du auch die Erfahrung machen müssen, dass es auf solche Fragen keine Antwort gibt. Für manches ist eben unser Kopf und auch unser Herz zu klein. Niemand von uns kennt die langfristigen Folgen von Unfällen, Katastrophen und Leid. Niemand überblickt das Ganze außer ihm. Und gerade dann, wenn ich keine Antwort mehr weiß, ist es umso wichtiger, dass ich meine Fragen und meine Sorgen, meine Schmerzen und meinen Kummer in seine Hand lege und darauf vertraue, dass er weiß, was er tut und alles zu einem guten Ende bringen wird.

     Nein, ich weiß nicht, warum Unglück geschieht. Ich weiß aber auch nicht, warum Glück geschieht. Wenn es mir schlecht geht, bin ich schnell bei der Hand mit der Frage „warum?“. Doch wenn es mir gut geht, frage ich in aller Regel nicht so. Das halte ich dann für selbstverständlich. Aber ist es das? Ist es selbstverständlich, was der Liedvers sagt:

     »Dass unsere Sinnen / wir noch brauchen können / und Hände und Füße, / Zung‘ und Lippen regen«? Nein, das ist es nicht. Und ist es denn selbstverständlich, dass du noch lebst und nicht schon längst tot bist? Nein, das ist es auch nicht. Und darum heißt es am Ende dieses Verses: »Das haben wir zu danken seinem Segen. Lobet den Herren!«

     Das, liebe Freunde, was uns selbstverständlich scheint, der ganz normale Alltag ohne besondere Vorkommnisse, das ist Segen.

     Es kommt eben darauf an, wie ich diese Welt und mein Leben sehe. Ich kann es so sehen, wie die meisten in meiner Umgebung. Kann so denken und so urteilen wie sie. Ich kann diese Welt so sehen, wie es in der Zeitung steht oder im Fernsehen gezeigt wird als eine Welt ohne Gott. Und ich kann auch mich so sehen als einen Menschen ohne Gott, der sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen muss und wenn er daran nichts ändern kann, es hinnehmen muss, wie es ist. Ja, wenn ich alles so sehe, bin ich in guter Gesellschaft.

     Aber will ich das? Will ich ohne Gottvertrauen leben und ohne Zuversicht, auch wenn es nach menschlichem Ermessen nichts zu hoffen gibt? Will ich in ständiger Furcht oder zumindest in Sorge leben vor einer Ansteckung mit Corona trotz Impfung oder vor den Folgen des Klimawandels oder vor familiären oder wirtschaftlichen Problemen? Nein, das will ich nicht. Und du wirst das auch nicht wollen.

     Alle unsere Vorfahren, deine und meine, hatten ein deutlich schweres Leben als wir. Und vermutlich hätten sie die vielen Pest-, Hunger- und Kriegszeiten nicht ausgehalten, hätten sie nicht immer neue Kraft aus ihrem Glauben geschöpft und auf Gott vertraut allen Katastrophen zum Trotz.

     Und deshalb frage ich: Warum soll ich das, warum sollst du das nicht auch tun? Der Glaube hilft uns, diese Welt und unser eigenes Leben in einem anderen Licht zu sehen als nur in dem der Computer und Handybildschirme und Fernsehapparate.

     Der Glaube hilft uns, im Licht des heutigen Bibelwortes zu sagen: »Die Güte des HERRN ist's, dass wir noch am Leben sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende.« Ja, wir haben einen barmherzigen und gütigen Gott, wie er uns in Jesus Christus begegnet. Er hat uns am Leben erhalten bis zu dieser Stunde. Und er wird das auch in Zukunft tun solange er will. Doch dazu braucht er auch uns, indem wir besonnen, vernünftig und verantwortungsvoll leben. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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2 Kommentare:

  1. Mit diesen Worten kann ich getrost in den Tag hineingehen und in die Zukunft schauen. LG Manfred

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  2. Bravo, genau so ist es. Der Glaube hilft, zuversichtlich und vertrauenvoll in die Zukunft zu gehen. Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich Jesus noch nicht vertrauen konnte. Als ich mich entschlossen habe, das bewusst zu tun, hatte ich Angst, was es mich kosten würde. Angst davor, dass Gott mich gegen meinen Willen verändern würde. Heute schäme ich mich dafür, denn nichts von meinen Befürchtungen hat sich eingestellt. Durch Jesus habe ich eine innere und auch äußere Freiheit geschenkt bekommen, Frieden im Herzen, Selbstvertrauen und Zuversicht. Ich kann es manchmal selber nicht begreifen. Gott wartet wirklich darauf, dass wir bereit werden uns von ihm beschenken zu lassen. Allen Lesern wünsche ich einen frohen, gesegneten Sonntag.

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