Losung: Wer bestimmt den Geist des HERRN, und welcher Ratgeber unterweist ihn? Jesaja 40,13
Lehrtext: O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis
Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Römer 11,33
Liebe Leserin, lieber Leser,
unsere Regierung lässt sich für viel Geld von Unternehmensberatern wie von
Geheimdiensten beraten, von Diplomaten wie von Experten, von Wirtschaftsweisen
wie von Meinungsforschern – sie seien Männer oder Frauen.
Wer berät dich?
In Buchhandlungen und Internetläden werden zahllose Ratgeber angeboten für
Ernährung, gesundes Leben, Erziehung, Erfolg, Glück etc. Und, sind die
Menschen zu unserer Zeit und in unserem Land glücklicher als früher? Ich habe
nicht den Eindruck.
Nun, Gott braucht keine Ratgeber. Das versteht sich von selbst. Und du? Und
ich? Befände ich mich in einer schweren, persönlichen Krise, würde ich wohl
eine Beratungsstelle aufsuchen. Doch dann wollte ich keinen besserwisserischen
Rat von außen. Die beratende Person sollte vielmehr helfen, dass ich mir das,
was in mir schon angelegt ist, bewusst machen kann. Dazu muss sie sorgfältig zuhören
und nur ab und zu eine passende Frage stellen. Die Antworten, die
Entscheidungen, die Veränderungen aber müssen aus mir kommen, sonst bleibt die
Beratung erfolglos. Beraterinnen und Berater haben, wie schon der griechische Philosoph
Sokrates sagte, eine Hebammenfunktion. Sie sollten helfen, die Lösung in mir
zur Welt zu bringen.
Auch ich kann dir mit diesen Losungsauslegungen nichts überstülpen, sondern
bestenfalls die Saiten zum Klingen bringen, die in dir sind. Dein Glaube kann
nur deine eigene, unverwechselbare Melodie sein. Vielleicht schläft das
Glaubenslied schon lang in dir und ist nur verschüttet von Moral, Vorschriften,
Verboten, negativen Gottesbildern, Ängsten und so weiter. Vielleicht lässt du
es dir von dem Dichter Gerhard Tersteegen (1697–1769) wecken und singst mit
ihm:
Gebet: Dass du mich stets umgibest,
dass du mich herzlich liebest
und rufst zu dir hinein,
dass du erfreust alleine
so wesentlich, so reine,
lass früh und spät mir wichtig sein. Amen *
Ja, unergründlich ist Gottes Reichtum, tief seine Weisheit, weit seine
Voraussicht! Unbegreiflich sind seine Entscheidungen, unerforschlich seine Wege!
(Lehrtext). Aber am
tiefsten und unbegreiflichsten ist seine Liebe – zu dir.
Herzliche
Grüße,
Ihr
/ dein Hans Löhr
* Vers 4 aus „Nun
sich der Tag geendet“, EG 481
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