Losung: Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige. Psalm 51,17
Lehrtext: Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch. 1.Johannes 1,3
Liebe Leserin, lieber Leser,
es können Dinge passieren, ein plötzliches, großes Unglück zum Beispiel, da
verschlägt es dir die Sprache. Du bist geschockt und fassungslos und hast keine
Worte mehr, um auszudrücken, was du leidest. Ich sehe noch die
Mutter vor mir, die nach dem Unfalltod ihrer Tochter wie versteinert am
Küchentisch saß und kein Wort mehr hervorbrachte. Was hätte sie auch sagen
sollen als nur noch ihren unsagbaren Schmerz hinauszuschreien oder eben zu
verstummen?
Ob es dir schon einmal so ergangen ist? Ich hoffe nicht. Ich bin bis jetzt
von einem solch unsagbaren Leid verschont geblieben. Ja, ich war schon auch
hin und wieder sprachlos. Aber das war nichts im Vergleich zu jener Mutter oder
zu dem, wovon das Buch Hiob erzählt.
Davids Verbrechen
Du kannst aber auch selbst Dinge tun, dass du vor Schuld und Scham im Boden
versinken möchtest und nichts mehr zu sagen weißt. So ging es König David, von
dem der Psalm 51 mit unserem Losungswort erzählt. Er hatte aus sexueller Gier
einem seiner Offiziere die Frau weggenommen, mit ihr ein Kind gezeugt und
daraufhin den Tod ihres Mannes veranlasst. Doch seine Schuld blieb nicht
verborgen. Der Offizier wurde begraben, das Kind wurde geboren, und der Prophet
Nathan machte sich im Namen Gottes auf den Weg zum König. Er hielt ihm
schonungslos sein Verbrechen vor.
Normalerweise haben die Könige im Alten Orient mit solchen Anklägern kurzen
Prozess gemacht. Nicht so David. Er sah seine Schuld ein und wusste, dass er
eigentlich den Tod verdient hatte. Doch Gott hatte anderes mit ihm im Sinn und
ließ ihn am Leben.
Aber Davids Lippen waren wie versiegelt. Er war mehr als nur kleinlaut. So
gerne hätte er Gott für seine Gnade gedankt. Aber durfte er das? Durfte er den
Namen des Heiligen wieder in den sündigen Mund nehmen? Da sagte er vermutlich
leise und mit stockender Stimme jenen Satz zu Gott, der unsere heutige Losung
ist: »Herr, tue du meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige!« Nicht
David selbst wollte aus eigenem Antrieb großsprecherisch Gott preisen. Der Herr
sollte ihm die Lippen öffnen, damit er das Lob Gottes wieder singen und sagen konnte.
Den Schmerz teilen
Jene Frau, von der ich oben erzählt habe, fing nach dem Schock wieder zu
sprechen an. Jetzt konnte sie ihr Leid klagen und fand so allmählich wieder in
die Gemeinschaft ihrer Familie zurück. Ja, es kam sogar die Zeit, da sie wieder
lachen konnte, wenn auch der Schmerz um ihre Tochter sie bis heute nicht mehr
verlassen hat. Ob sie darüber auch mit Gott reden kann, weiß ich nicht. Vielleicht
kann sie ihren Schmerz mit dem gekreuzigten Jesus teilen.
Und David? Er blieb König und regierte weiter das Volk der Israeliten. Viele seiner Lobpreislieder wurden später in seinem Namen im Buch der Psalmen veröffentlicht. Ja, er konnte wieder „den Ruhm des Herrn“ verkündigen, gerade weil er seine Untat und Gottes Gnade nicht vergessen hat.
Gebet: Herr, du bist heilig und ich bin ein fehlbarer Mensch. Wie sollte ich dich da preisen dürfen? Du hast mein Lob nicht nötig. Doch mir tut es gut, dass ich dich loben kann. So öffne du mir den Mund, dass ich dir sage, wofür ich dankbar bin und weitersage, was ich von dir weiß. Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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