Losung: Der HERR sprach zu Mose: Versammle mir das Volk, dass sie meine
Worte hören und so mich fürchten lernen alle Tage ihres Lebens auf Erden und
ihre Kinder lehren. 5.Mose 4,10
Lehrtext: Als Barnabas nach Antiochia gekommen war und
die Gnade Gottes sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen an
dem Herrn zu bleiben. Apostelgeschichte 11,23
Liebe Leserin, lieber Leser,
wer hat Sie /dich eigentlich den Glauben „gelehrt“? (Losung).
Wer hat dich »ermutigt, fest und entschlossen in deinem Glauben an den Herrn zu
bleiben«, wie es im heutigen Lehrtext in einer neuen Übersetzung (HFA) heißt?
Also ich kann mich nicht erinnern, dass mich jemals jemand persönlich dazu
ermutigt hätte. Dass der Glaube wichtig sei, das hat man bestimmt so allgemein
auch zu mir gesagt, zum Beispiel im Konfirmandenunterricht. Aber dass jemand
mit mir allein darüber gesprochen und mir Mut gemacht hätte, in meinem Glauben
an den Herrn zu bleiben, davon weiß ich nichts. Vielleicht wäre ich sonst schon
viel früher fester in meinem Glauben geworden. Vielleicht.
Nach wie vor herrscht in unserer Gesellschaft eine große
Scheu davor, über den eigenen Glauben zu reden und auch andere zum Glauben
einzuladen. Früher machten das vielleicht noch die Eltern oder Großeltern. Doch
die fallen heutzutage weitgehend aus, weil sie selbst unsicher sind, was den
Glauben betrifft und was sie an ihre Kinder oder Enkel weitergeben sollen. Das
Ergebnis ist eine große Glaubenskrise in unserem Land. Aber ich will das nicht
den Menschen anlasten, sondern will mich und meine Kirche kritisch befragen, ob
wir, was die Vermittlung des Glaubens angeht, nicht zu defensiv, zu
zurückhaltend, zu ängstlich und zu verschämt waren und sind.
Mir wurde an der Universität noch beigebracht, in der
Predigt weder ‚ich‘ noch ‚du‘ zu sagen. Nur ja nicht zu persönlich werden, war
die Devise. Stattdessen sollte man lieber allgemein reden, am besten im
Wir-Stil, so wie es der Komiker Otto Waalkes in seinem (klick) „Wort zum Montag“
karikiert hat. Aber der Glaube ist nun mal persönlich, oder er ist kein Glaube.
Die Kirche hat keinen Glauben und kann nicht glauben, das kann nur jeder
einzelne. Und der Glaube wird nicht vom Apfelbaum gepflückt, sondern wird
persönlich durch glaubwürdige Personen vermittelt. Wer andere zum Glauben
einladen will, muss von seinem eigenen Glauben sprechen wollen.
Das versuchen meine Frau und ich in diesen
Losungsauslegungen, aber auch in unseren Predigten. Manchen gefällt unser Stil
nicht. Manchen bin ich zu direkt, nicht distanziert genug oder gar zu aufdringlich.
Es stimmt schon, ich habe meine frühere Scheu abgelegt, von meinem eigenen
Glauben zu reden und Menschen auch in der Predigt persönlich anzusprechen und
zum Glauben zu ermutigen. Und das tue ich auch jetzt, wenn ich mich Barnabas
anschließe und sage: „Ich ermutige dich, liebe Leserin, lieber Leser, fest und
entschlossen in deinem Glauben an den Herrn Jesus zu bleiben.“ Fest und
entschlossen? Ja, fest und entschlossen.
Gebet: Herr, es gibt so vieles, was mich in
meinem Glauben unsicher machen will. Aber wenn ich mich dann frage „Was wäre
die Alternative?“, so spüre ich deutlich, dass ich nichts anderes will, als dir
ganz und gar vertrauen. Denn du hintergehst mich nicht und enttäuscht mich
nicht. Auf dich kann ich mich verlassen. Und so bitte ich dich, mich im Glauben
fest und entschlossen zu machen. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen