Donnerstag, 27. August 2015

Vom Umgang mit den Schwachen hl

Losung: Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer. Sprüche 14,31

Lehrtext: Paulus schreibt: Obwohl meine leibliche Schwäche euch ein Anstoß war, habt ihr mich nicht verachtet oder vor mir ausgespuckt, sondern wie einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, ja wie Christus Jesus. Galater 4,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

lange, vielleicht zu lange hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zu den fremdenfeindlichen Brandanschlägen und den Schreiorgien von Rechtsradikalen geschwiegen. Die Bibel schweigt nicht. Sie gibt eine klare Antwort:  Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer. Auch ein Muslim, der aus Syrien geflohen ist, auch ein Flüchtling aus Eritrea ist ein Geschöpf Gottes, ist nicht mehr aber auch nicht weniger wert als du und ich und hat von Gott die gleiche Menschenwürde bekommen. Etwas anderes kann und darf auch die Kirche, etwas anderes können und dürfen auch wir Christen in unserem Land nicht sagen.
Trotzdem wächst bei vielen die Sorge, wie es mit den vielen Flüchtlingen weitergehen soll, wie sie sich integrieren, ob sie sich an die hier geltenden Spielregeln und Gesetze halten und was das für unsere Zukunft bedeutet. Ich finde, diese Sorgen muss man ernst nehmen. Die Sache mit den Flüchtlingen bei uns darf weder verharmlost noch dramatisiert werden.
Natürlich gibt es Probleme, wenn plötzlich so viele Menschen aus anderen Kulturkreisen und Ländern und mit anderen Religionen zu uns kommen. Mit staatlichen Maßnahmen und Geld allein kann man diese Probleme nicht lösen. In gewisser Hinsicht ist jeder von uns gefragt, wie er auf diese Situation reagiert.
Wie sich da wohl Jesus verhalten hätte, ist nicht schwer zu erraten. Aber wer von uns ist schon Jesus? Wer kann so sein wie er? Wer hat seine Kraft und sein Gottvertrauen, sein Herz und seinen Mut? Ich finde, wir dürfen uns jetzt nicht gegenseitig überfordern. Ich freue mich über jede und jeden, die sich den Flüchtlingen vorbehaltlos öffnen können und sich für sie einsetzen, wie das in unserer Gemeinde geschieht. Aber ich verurteile auch den nicht, der Sorgen, ja, der auch Angst hat; der erst einmal Vorbehalte äußert und auf Abstand geht.
In einem Punkt aber gibt es keinen Kompromiss: Wer Gewalt gegenüber den Schwachen anwendet, wer Flüchtlingsheime anzündet und den Zufluchtsuchenden Todesangst einjagt, der verhält sich kriminell und gehört strafrechtlich verfolgt. Der lästert Gott.
Jeder von uns wird wohl einmal in eine Situation kommen, in der er auf das Verständnis und die Hilfe anderer angewiesen ist und sei es später einmal im Pflegeheim. Wer will dann als „unnützer Esser“, als sozialer Ballast oder gar als „unwertes Leben“ bezeichnet werden? Wir hatten das in Deutschland vor gerade mal 70 Jahren schon einmal, als man die Behinderten vernichtete. Wer heute noch stark ist, kann morgen schon schwach sein. Wer heute meint, alles im Griff zu haben, kann morgen schon auf die helfenden Hände anderer angewiesen sein. 
Der Apostel Paulus war körperlich behindert. Manche hatte seine Krankheit abgestoßen. Manche sind ihm deswegen aus dem Weg gegangen oder haben sogar vor ihm ausgespuckt. Aber die Menschen, die nicht zuletzt durch ihn Christen geworden waren, haben ihn aufgenommen wie einen Engel, ja wie Jesus selbst. Sie sind auch für uns heute noch ein Beispiel.

Gebet: Herr, ich will nicht nur mit dem Mund bekennen, sondern mit dem Herzen glauben und lieben. Ich will nicht nur schöne Worte machen, sondern ihnen auch Taten folgen lassen. Allein schaffe ich das nicht. Aber wenn du mir dabei hilfst, wird es gehen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

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