Losung: Der HERR sprach zu seinem Volk: Siehe, ich will euch Getreide,
Wein und Öl die Fülle schicken, dass ihr genug daran haben sollt. Joel 2,19
Lehrtext: Jesus nahm die fünf Brote und die zwei Fische, sah auf zum Himmel,
dankte und brach's und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem
Volk. Und sie aßen alle und wurden satt. Matthäus 14,19-20
Liebe Leserin, lieber Leser,
wann ist genug genug? So allgemein lässt sich diese Frage
nicht beantworten. Das muss jeder für sich entscheiden. Darum frage ich jetzt
noch einmal anders: Wann hast du von den Dingen, die dir wichtig sind, so viel,
dass du zufrieden sein kannst? Wann hast du genug Geld, Macht, Essen, Ansehen,
Sex, Schuhe (das betrifft nur die Damen), Hobbys, Wellness, Kleider, Abenteuer,
Alkohol…?
Genug ist nicht genug
Konstantin Wecker singt:
Dieser
Stadt schwillt schon der Bauch,
und ich bin zum großen Knall bereit. Auf den Dächern hockt ein satter Gott und predigt von Genügsamkeit: |
Genug ist nicht genug,
ich lass mich nicht belügen. Schon Schweigen ist Betrug, genug kann nie genügen. |
Komm, wir
brechen morgen aus,
und dann stellen wir uns gegen den Wind. Nur die Götter gehn zugrunde, wenn wir endlich gottlos sind. |
Ich kann sie nachvollziehen, diese Gier nach Leben. Jeder
hat wohl mehr oder weniger davon in sich. Aber wenn sie uferlos wird, wird sie
zerstörerisch für einen selbst und für die Mitmenschen. Konstantin Wecker war
eine Zeit lang dem Kokain verfallen bevor er auf die harte Tour lernen musste,
dass man nicht ständig im Rausch leben kann. Genug muss eben auch mal genug
sein.
Gesellschaftsfähige Gier
Doch die grenzenlose Gier ist in unserem Land politik- und
gesellschaftsfähig, wenn es um das ständige Wirtschaftswachstum geht.
Hauptsache Wachstum, ist die Devise des Kapitalismus. Das ist aber auch die
Devise von Krebs: Wachsen, wachsen und wachsen bis der Organismus, von dem sich
der Krebs ernährt, tot ist und er selbst dazu. »Genug ist nicht genug«.
Es gehört zu den Eigentümlichkeiten, dass weniger die Armen
als vielmehr manche Reichen den Hals einfach nicht voll kriegen und mit
Steuerhinterziehung, Bestechung und kriminellen Geschäften versuchen, ihren
ohnehin schon beträchtlichen Reichtum noch mehr zu mehren. Uli Hoeneß ist da
nur die Spitze des Eisbergs. »Genug ist nicht genug«.
Trotz des massenhaften Einsatzes von Pestiziden, Fungiziden,
Kunstdünger und Gülle mussten manche Landwirte in diesem heißen Sommer die
Erfahrung machen, dass sie die Erträge nicht uferlos steigern können. Auch in
der Landwirtschaft wirkt die Gier zerstörerisch für Mensch und Tier. Und
trotzdem gilt auch hier die Devise: Wachsen oder weichen. »Genug ist nicht
genug«.
Dabei haben wir doch in unserem Land weiß Gott genug.
Brauchen ich das wirklich alles, was im Supermarkt angeboten wird? Brauchen ich
wirklich alles, was Amazon liefern kann?
Das Wunder des Teilens
In der heutigen Losung sagt Gott, dass er seinen Menschen so
viel für ein gutes Leben geben wird, dass sie genug haben. Nein, er ist nicht
knauserig. Gott ist großzügig. Auch das ist ein Wesenszug an ihm. Aber er sorgt
auch dafür, dass unsere ‚Bäume nicht in den Himmel wachsen‘. Er begrenzt das
Wachstum. Die Geschichte vom Turmbau zu Babel ist dafür ein aufschlussreiches
Beispiel. Auch für andere soll noch etwas da sein, auch für unsere Kinder und
Enkel. Genug ist genug.
Als Jesus damals die vielen Menschen sah, die oft weite Wege
gelaufen waren, um ihn zu hören, spürte er nicht nur ihren geistlichen Hunger.
Er wusste: Zwar lebt der Mensch nicht vom Brot allein, sondern auch vom Wort
Gottes, aber Brot braucht er ebenso. Und so geschah jenes Wunder von den fünf Broten und zwei Fischen, jenes Wunder des Teilens, das dazu geführt hat, dass alle
satt wurden, dass alle genug hatten.
Genug ist genug
Nein, gottlos werden, wie Konstantin Wecker singt, ist nicht
die Lösung für unsere Verteilungsprobleme auf dieser Welt. Im Gegenteil. Die
Verantwortung vor Gott und für die Mitmenschen begrenzt die Gier. Wenn ich Gott
um das tägliche Brot bitte, wenn ich ihm dafür danke, wird mir klar, dass
nichts selbstverständlich ist, sondern alles Geschenk. Doch er schenkt das
tägliche Brot nicht mir allein, sondern allen seinen Menschen. Es wäre genug
da, wenn wir in den reichen Ländern nicht so gierig und ungerecht wären. Wenn
wir endlich einmal genug hätten und von dem, was dann immer noch reichlich übrig
bleibt, anderen etwas abgäben.
Gebet: Herr, du gibst mir mehr als ich zum Leben
brauche. Danke, dass ich so viel habe, dass ich auch anderen etwas abgeben kann.
Erhalte mir ein empfindsames Herz, dass ich angesichts der vielen Not nicht
abstumpfe, sondern meinen Beitrag leisten kann, sie zu lindern. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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