Mittwoch, 15. Mai 2019

abtrünnig? hl

LosungUnsre Abtrünnigkeit steht uns vor Augen, und wir kennen unsre Sünden: abtrünnig sein und den HERRN verleugnen. Jesaja 59,12-13 

Lehrtext: Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. 1.Johannes 1,9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

das sind heute mal keine eingängigen Bibelworte, die ich auszulegen versuche. Fangen wir also mit der Losung an: Abtrünnig kann nur der sein, der zuvor dazugehört hat, dazugehört zur Gemeinde Gottes. Dazugehört zu Gott selbst. Und, aus welchem Grund auch immer, ist es plötzlich nicht mehr so. Jetzt also ist er ein „Renegat“, einer der sich von seinem bisherigen Glauben und von seiner bisherigen Überzeugung losgesagt hat.
     Oft wurden - und werden zum Teil noch - Renegaten als gefährlich für die ursprüngliche Gemeinschaft angesehen, weil sie deren Werte infrage stellen, nachdem sie sich abgewandt haben. Vor allem die katholische Kirche hat ihre Abtrünnigen verfolgt und getötet. Man nannte sie auch Häretiker oder Ketzer und hat beispielsweise gegen Protestanten, getaufte (!) Juden und Muslime wie auch gegen Homosexuelle nicht selten die Todesstrafe vollstreckt, oft durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen. In Spanien wurde diese Art von Gerichtsbarkeit (= Inquisition) erst am 15.07.1834 endgültig abgeschafft. Im letzten Jahrhundert haben dann Stalinisten die Abtrünnigen von ihrer Ideologie ebenfalls verfolgt und getötet.
     Gefährlich wird es immer dann, wenn Menschen über Menschen zu Gericht sitzen und andere beschuldigen, abtrünnig zu sein. Anders in der Losung. Da erkennt der Prophet Jesaja stellvertretend für sein Volk, dass sie selbst alle abtrünnig geworden sind und dass das ihre Sünde ist, um die sie Gott um Vergebung bitten. 
     Noch einmal anders Jesus. Er spricht nicht von Abtrünnigen, sondern in der Hirtensprache von verlorenen Schafen. Manche Christen meinen, dass solche Menschen bei Gott verloren wären. Was für eine selbstgerechte Anmaßung! Meinem Glauben und Verständnis zufolge haben sie Gott verloren. Aber er nicht sie. Darum, so sagt es die Bibel, schickt er seinen Sohn, um die Verlorenen zu suchen und zu retten. Ich gehe sogar soweit und sage: Jeder hat Gott verloren und ist darauf angewiesen, von Jesus, seinem guten Hirten, gesucht und gefunden zu werden. Und dazu bedarf es keiner Vorbedingung. Das geschieht aus Gnade.
      Deshalb kann ich auch dem heutigen Lehrtext nichts abgewinnen. Gottes Liebe zu den "Abtrünnigen", zu den Sündern ist bedingungslos. Er knüpft sie nicht an Sündenbekenntnisse, Reue und Sühneleistungen. Nur wer sich von Gott gefunden und geliebt weiß, kann im Nachhinein wirklich ermessen, wie abtrünnig er war oder wie falsch er sich verhalten hat. Statt Sündenbekenntnis steht dann Dankbarkeit im Mittelpunkt. Statt dass sich ein Mensch erst klein machen und sich schlecht fühlen muss, erlebt er sich nun als Gottes geliebtes Kind. 

Gebet: Herr, wie sollte ich abtrünnig werden können? Wo immer ich bin, bist du. Du bist auch dann noch für mich da, wenn ich es nicht bin. Du gibst mich nicht auf, auch wenn ich dich aufgegeben habe. Du bleibst mir treu, auch wenn ich dir untreu geworden bin. Darauf vertraue ich und bitte dich: Bring mich immer wieder zurück und erhalte mir den Glauben, dass ich dir gehöre in Zeit und Ewigkeit. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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