Losung: Ich will
dich in der Gemeinde rühmen, HERR. Psalm 22,23
Lehrtext: Der Gott
der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid
untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott
lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Römer 15,5-6
Liebe Leserin, lieber Leser,
»einträchtig und einmütig« sollen wir untereinander gesinnt
sein, sagt der Apostel Paulus im Lehrtext. – Dass die vielen unterschiedlichen
Menschen in einem Land so nicht gesinnt sind, hat wieder einmal die
amerikanische Präsidentenwahl gezeigt. Durch die Gesellschaft der USA geht ein
tiefer Riss. Aber auch durch unsere deutsche Gesellschaft, wie er sich bei den
letzten Landtagswahlen angedeutet hat und bei der Bundestagswahl in einem Jahr
noch sichtbarer sein wird.
Auf der einen Seite sind die politischen, wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Eliten und die durch Einkommen und Bildung Privilegierten.
Sie sind meist unter sich und bestätigen sich in ihren Ansichten gegenseitig.
Das betrifft auch die Medien. Man nennt das „Blasenbildung“, weil diese Leute wie
in einer nach außen abgeschlossenen Blase leben.
Auf der anderen Seite sind viele, die, vereinfacht gesagt, von
Verlustängsten geplagt werden. Sie fühlen sich jetzt schon als Verlierer: als
Globalisierungsverlierer, Fortschrittsverlierer, Bildungsverlierer,
Rentenverlierer, Zins-Verlierer, Identitätsverlierer (zähle ich noch als
Deutscher in Deutschland?), vielleicht bald wieder als Arbeitsplatzverlierer...
Sie alle fühlen sich von den Eliten im Stich gelassen und, was ihr Weltbild betrifft
(Frauen, Schwule, Flüchtlinge, Islam, EU…), nicht ernstgenommen beziehungsweise
von den Meinungsmachern der Blase in die rechtsradikale Ecke gestellt.
Dieser Riss ist eine Gefahr für das friedliche Zusammenleben.
Aus ihm steigen einerseits Verachtung und andererseits Hass und schließlich
Gewalt auf.
Meines Erachtens haben die Eliten und Privilegierten eine
Bringschuld. Sie dürfen nicht mehr nur in das eigene Fortkommen investieren.
Sie müssen dafür sorgen, dass große
Teile unserer Bevölkerung nicht abgehängt werden. Sie dürfen sich nicht mehr
ausschließlich an den Schnellsten und Erfolgreichsten im globalen Wettlauf
orientieren, sondern an den ‚Langsameren‘ im eigenen Land, die auch ein Recht
haben, mitzukommen. Das gilt nicht nur für finanzielle Sicherheit, das betrifft auch die
politische Einstellung und die jeweiligen Werte.
Christliche Gemeinden könnten darin auch für die
Gesellschaft ein Vorbild sein. Wenn, dann muss unter uns Christen gelten, dass
die Jungen, die Gebildeten, die Erfolgreichen und Vermögenden nicht nur an sich
selbst denken, sondern die anderen im Blick behalten und am gemeinsamen Leben
teilhaben lassen.
# Als Christen wissen wir, dass wir trotz aller Unterschiede
eine Gemeinschaft sein sollen, in der einer für den anderen da ist, in der
einer die Last des anderen mitträgt, in der die Stärkeren Rücksicht auf die
Schwächeren nehmen.
# Als Christen wissen wir, dass wir nur gemeinsam Gott loben
(Losung und Lehrtext) und zu ihm kommen
können und darum niemand zurücklassen dürfen.
# Als Christen wissen wir, dass wir alle in Gottes Augen
gleich geachtet und geliebt sind, dieselbe Würde haben und unter derselben
Gnade leben.
So können wir als Gemeinde ein Vorbild, so können wir eine
Hoffnung für unsere Gesellschaft sein. Vielleicht ‚predigen‘ wir so am eindrucksvollsten
das Evangelium von der Gottes- und Menschenliebe.
Gebet: Herr, niemand lebt für sich allein. Wir
sind alle aufeinander angewiesen ob in der Christengemeinde oder in der
Gesellschaft. Lass uns in unseren Gemeinden Vorbilder sein für andere, indem
sie an uns sehen, wie man solidarisch zusammen leben und die Unterschiede
aushalten kann. Gib uns die Bereitschaft und Kraft, versöhnt und in Frieden zu
leben. Wir vertrauen auf dich und haben deshalb Zuversicht für uns und alle
anderen, weil du es bist, der alles regiert und den Weg in die Zukunft kennt.
Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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