Samstag, 12. November 2016

Spaltung überwinden und Risse heilen hl

Losung: Ich will dich in der Gemeinde rühmen, HERR. Psalm 22,23

Lehrtext: Der Gott der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Römer 15,5-6

Liebe Leserin, lieber Leser,

»einträchtig und einmütig« sollen wir untereinander gesinnt sein, sagt der Apostel Paulus im Lehrtext. – Dass die vielen unterschiedlichen Menschen in einem Land so nicht gesinnt sind, hat wieder einmal die amerikanische Präsidentenwahl gezeigt. Durch die Gesellschaft der USA geht ein tiefer Riss. Aber auch durch unsere deutsche Gesellschaft, wie er sich bei den letzten Landtagswahlen angedeutet hat und bei der Bundestagswahl in einem Jahr noch sichtbarer sein wird.
Auf der einen Seite sind die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Eliten und die durch Einkommen und Bildung Privilegierten. Sie sind meist unter sich und bestätigen sich in ihren Ansichten gegenseitig. Das betrifft auch die Medien. Man nennt das „Blasenbildung“, weil diese Leute wie in einer nach außen abgeschlossenen Blase leben.
Auf der anderen Seite sind viele, die, vereinfacht gesagt, von Verlustängsten geplagt werden. Sie fühlen sich jetzt schon als Verlierer: als Globalisierungsverlierer, Fortschrittsverlierer, Bildungsverlierer, Rentenverlierer, Zins-Verlierer, Identitätsverlierer (zähle ich noch als Deutscher in Deutschland?), vielleicht bald wieder als Arbeitsplatzverlierer... Sie alle fühlen sich von den Eliten im Stich gelassen und, was ihr Weltbild betrifft (Frauen, Schwule, Flüchtlinge, Islam, EU…), nicht ernstgenommen beziehungsweise von den Meinungsmachern der Blase in die rechtsradikale Ecke gestellt.
Dieser Riss ist eine Gefahr für das friedliche Zusammenleben. Aus ihm steigen einerseits Verachtung und andererseits Hass und schließlich Gewalt auf.
Meines Erachtens haben die Eliten und Privilegierten eine Bringschuld. Sie dürfen nicht mehr nur in das eigene Fortkommen investieren. Sie  müssen dafür sorgen, dass große Teile unserer Bevölkerung nicht abgehängt werden. Sie dürfen sich nicht mehr ausschließlich an den Schnellsten und Erfolgreichsten im globalen Wettlauf orientieren, sondern an den ‚Langsameren‘ im eigenen Land, die auch ein Recht haben, mitzukommen. Das gilt nicht nur für finanzielle Sicherheit, das betrifft auch die politische Einstellung und die jeweiligen Werte.
Christliche Gemeinden könnten darin auch für die Gesellschaft ein Vorbild sein. Wenn, dann muss unter uns Christen gelten, dass die Jungen, die Gebildeten, die Erfolgreichen und Vermögenden nicht nur an sich selbst denken, sondern die anderen im Blick behalten und am gemeinsamen Leben teilhaben lassen.
# Als Christen wissen wir, dass wir trotz aller Unterschiede eine Gemeinschaft sein sollen, in der einer für den anderen da ist, in der einer die Last des anderen mitträgt, in der die Stärkeren Rücksicht auf die Schwächeren nehmen.
# Als Christen wissen wir, dass wir nur gemeinsam Gott loben (Losung und Lehrtext) und zu ihm kommen können und darum niemand zurücklassen dürfen.
# Als Christen wissen wir, dass wir alle in Gottes Augen gleich geachtet und geliebt sind, dieselbe Würde haben und unter derselben Gnade leben.
So können wir als Gemeinde ein Vorbild, so können wir eine Hoffnung für unsere Gesellschaft sein. Vielleicht ‚predigen‘ wir so am eindrucksvollsten das Evangelium von der Gottes- und Menschenliebe.

Gebet: Herr, niemand lebt für sich allein. Wir sind alle aufeinander angewiesen ob in der Christengemeinde oder in der Gesellschaft. Lass uns in unseren Gemeinden Vorbilder sein für andere, indem sie an uns sehen, wie man solidarisch zusammen leben und die Unterschiede aushalten kann. Gib uns die Bereitschaft und Kraft, versöhnt und in Frieden zu leben. Wir vertrauen auf dich und haben deshalb Zuversicht für uns und alle anderen, weil du es bist, der alles regiert und den Weg in die Zukunft kennt. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

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