Losung: Wie um
Jerusalem Berge sind, so ist der HERR um sein Volk her von nun an bis in
Ewigkeit. Psalm 125,2
Lehrtext: Der Seher
Johannes schreibt: Ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: Siehe,
die Wohnung Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden
seine Völker sein. Offenbarung 21,3
Liebe Leserin, lieber Leser,
diesen Satz hast du in den Losungsauslegungen schon oft
gelesen, dass Gott dich von allen Seiten umgibt (Psalm 139) und bei dir ist. Das
ist ja auch seine zentrale Zusage in der Bibel, sein Versprechen: „Ich bin für
dich da!“ Aber warum wird das so oft betont? Doch wohl deshalb, weil wir
Menschen das oft nur schwer glauben können oder auch gleich wieder vergessen.
Nimm nur einmal diesen Augenblick jetzt, da du das liest.
Ist dir bewusst, spürst du und glaubst du, dass Gott jetzt für dich da ist? Ist
es dir bewusst, spürst du und glaubst du, dass du jetzt in Gott lebst, so von allen Seiten umgeben wie ein Fisch im Wasser?
Kannst du darauf vertrauen, dass du ganz und gar in ihm geborgen bist?
Nehmen wir doch einmal an, das wäre so. Dann würdest du
vielleicht so wie Siegfried aus der Nibelungensage durchs Leben gehen, nachdem
er im Drachenblut gebadet hatte und sich unverwundbar wähnte. Du hättest vor
nichts und niemandem Angst. Würdest auftreten als strahlender Held und Sieger
in allen Lebenslagen. Die Welt würde dir zu Füßen liegen. Ja, so müsste es doch
sein, wäre dir jederzeit bewusst, würdest du es spüren und glauben, dass Gott
dich von allen Seiten umgibt und beschützt.
Aber auch Siegfried war nicht unverwundbar. Als er im Blut
des von ihm getöteten Drachen badete, fiel ein Lindenblatt auf seinen Rücken
und bewirkte, dass eine verwundbare Stelle geblieben war. Bekanntlich führte
das schließlich zu seinem Tod.
Und du weißt, dass du nicht nur eine verwundbare
Stelle hast. Du bist schon öfter in deinem Leben von Menschen verletzt worden,
weniger durch äußere Gewalt als mit Worten und Gesten. Nicht nur an deinem
Körper, auch an deiner Seele hast du Narben, die daran erinnern, wie sehr du
schon gelitten hast. Nein, unverwundbar bist auch du nicht und auch nicht der
strahlende Sieger, der du vielleicht gerne sein möchtest.
Und so ähnlich ist es auch mit dem Glauben. Mag auch deine
Seele in den Zusagen und Versprechen Gottes gebadet haben. Magst du darauf
vertrauen, ganz und gar in Gott geborgen zu sein. Auch auf deine Seele ist das
Lindenblatt des Zweifels gefallen und hat eine verwundbare Stelle offen gelassen.
Und genau diese Stelle ist es, die dir und mir immer wieder zu schaffen macht.
Wir mögen so und so oft erlebt haben, dass Gott für uns da ist, uns behütet und
beschützt. Aber wir schauen genau auf die Ereignisse, die uns Sorgen oder Angst
machen oder von denen uns Narben geblieben sind.
Ja - und jetzt spreche ich mal von mir – ich bin verletzbar
und das nicht zu knapp. Aber habe ich nicht gerade deswegen Gottes Zusagen,
dass er um mich ist so wie die Berge um Jerusalem, damit mich so leicht nichts
umwirft? Damit ich mich mit Gottvertrauen gegen das Böse wehren kann?
König David singt in seinen Psalmen davon, dass Gott für ihn
ein Schild ist, der ihn deckt und eine Burg, die ihn beschützt. Und der Apostel
Paulus ermutigt uns, die Waffenrüstung Gottes anzuziehen: Den Helm des Heils,
den Panzer der Gerechtigkeit, den Gürtel der Wahrheit, den Schild des Glaubens,
die Stiefel des Friedens und das Schwert des Wortes Gottes, damit uns „die
feurigen Pfeile des Bösen“ nichts anhaben können.
Ja, das Leben ist immer wieder auch ein Kampf. Doch dabei bist
du nicht schutzlos und wehrlos. Gott stellt dir seine Waffenrüstung zur
Verfügung und steht dir zur Seite. Vielleicht brauchst du diese Zusage im
Augenblick nicht. Aber es werden auch wieder Zeiten kommen, da wir beide dankbar
sein werden, dass wir sie haben.
Gebet: Herr, ich würde so gern furchtlos und
unangefochten durch diese Welt gehen, dass mir nichts und niemand etwas anhaben
kann. Aber dann bräuchte ich dich nicht und auch nicht den Glauben. Alle deine
Menschen haben bis heute mit Schwierigkeiten zu kämpfen, sind verletzt,
enttäuscht, besiegt, verachtet oder verfolgt. Du selbst hast das ja in deinem
Sohn Jesus erlebt. Du weißt ja, was los ist. Und darum weißt du auch, wie sehr
ich deine Nähe brauche und den Glauben, dass du bei mir bleibst gerade dann,
wenn es schwierig wird. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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