Freitag, 25. Februar 2022

Demos gegen Coronamaßnahmen hl

Losung: Der HERR schafft Recht seinem Volk und wird seinen Knechten gnädig sein. Psalm 135,14 

Lehrtext: Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Matthäus 5,6 

Liebe Leserin, lieber Leser,

zu tausenden gehen derzeit Gegnerinnen und Gegner der Coronamaßnahmen auf die Straßen unseres Landes, oft mit martialisch dröhnenden Trommeln vorweg, die mich an ungute Zeiten erinnern: "Die Trommel rief zum Streite ..." Auch in anderen Ländern halten die Proteste unvermindert an. Viele von ihnen berufen sich auf ihr Recht auf Freiheit: Freiheit von staatlichen Verpflichtungen wie der Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeberufen. Andere gehen noch weiter und bestreiten dem Staat weitere Rechte, die Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger einzuschränken. 

Der Staat ist zur Impfpflicht verpflichtet

Nun, Impfpflicht ist kein Impfzwang. Niemand muss sich impfen lassen. Aber wer das nicht möchte, muss, wie in anderen Fällen auch, die Konsequenzen tragen und kann am öffentlichen Leben zunächst nur noch bedingt teilnehmen. Die Impfpflicht ist ja keine Willkürmaßnahme, sondern soll die sogenannten „vulnerablen (verletzbaren) Gruppen“ schützen, also alte Menschen mit geschwächtem Immunsystem in Heimen und Pflegeeinrichtungen, gefährdete Patientinnen und Patienten in Kliniken oder Menschen mit gefährlichen Vorerkrankungen in der Familie und Nachbarschaft. Sie bei bestimmten Berufsgruppen einzufordern, dazu hat meines Erachtens jeder Staat die juristische Pflicht. Und nach wie vor besteht auch für die Bürgerinnen und Bürger die moralische Pflicht, sich impfen zu lassen. Erfreulicherweise sieht das eine große Mehrheit in unserem Land genauso und hält sich daran.

Ich halte das Freiheitsverständnis jener Demonstranten für problematisch. In seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, sagt Martin Luther: »Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge im Glauben und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge in der Liebe und jedermann untertan.« Wo, so frage ich, bleibt bei den Impfgegnerinnen und Impfgegnern die Verantwortung gegenüber jenen „vulnerablen Gruppen“? Wo ihre Nächstenliebe? Wo bleibt ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft in unserem Land, dass die Pandemie so schnell wie möglich überwunden wird und für uns alle, insbesondere auch die junge Generation die Einschränkungen entfallen? Noch immer sterben Menschen an den Covid-Infektionen oder leiden an langwierigen Spätfolgen. Wenn ich die Möglichkeit habe, einen Beitrag zu leisten, dass dieses Leid verringert wird, dann habe ich auch die Pflicht dazu. Mit dem neuen Impfstoff Novavax entfällt meines Erachtens zudem das letzte Argument, sich nicht impfen zu lassen. Doch, wie gesagt, ein Impfzwang besteht nach wie vor nicht.

Die Grenzen meiner Freiheit

Freiheit ist nie nur meine Freiheit, wenn sie zulasten anderer geht. Das Recht, auf das ich poche, ist nie nur mein Recht, wenn ich damit das Recht auf Gesundheit und Leben anderer gefährde. Gerechtigkeit heißt, dass vor dem Gesetz alle Menschen gleich sein sollen und niemand für sich Sonderrechte beanspruchen darf. Diese Grundsätze unseres Rechtsstaats müssen gelten. Er gewährleistet auch den Gegnerinnen und Gegnern der Coronamaßnahmen das Recht auf Demonstration und Meinungsfreiheit, aber nicht das Recht, Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen aufs Spiel zu setzen.

Im Vergleich zu den Menschen zur Zeit Jesu, die unter der Gewaltherrschaft der römischen Besatzungsmacht leben mussten, muss in unserem Land und zu unserer Zeit niemand nach politischer Gerechtigkeit hungern und dürsten (Lehrtext). Mein Eindruck ist, dass Jesus darüber hinaus noch von einer anderen Gerechtigkeit gesprochen hat, nämlich davon, dass einer dem anderen gerecht wird, indem er sich in dessen Lage versetzt und ihn zu verstehen versucht. 

Nötige Spielräume

Das gelingt uns leider nur unzureichend. Wir sind weitgehend im Irrtum gefangen, als könne ein anderer Mensch so sein wie man selbst. Aber das ist unmöglich. Weil nun aber mal die staatlichen Gesetze unterschiedslos für alle gelten, kann es für niemanden absolute Gerechtigkeit geben. Nur Gott kann jedem Menschen gerecht werden, weil nur er uns besser versteht als wir uns selbst. 

Deshalb brauchen wir im Umgang miteinander „Spielräume“, in denen wir mit unseren unterschiedlichen Meinungen, Einstellungen und Lebensweisen nebeneinander existieren können, ohne in Feindschaft zu leben. Darum muss ich die Impfgegnerinnen und Impfgegner aushalten und sie mich. Darum muss man sich auch nach dieser Pandemie in die Augen schauen und wieder an einen Tisch setzen können. Darum dürfen jene vom Staat nicht zum Impfen gezwungen werden. Aber sie können von ihm auch nicht fordern, ihr Recht auf uneingeschränkte Bewegungsfreiheit und Ausübung des Berufs höher zu hängen als das Recht der Gefährdeten auf Gesundheit und Leben.

Gebet: Herr, was würdest du zu alledem sagen? Ich bitte dich, dass wir, unabhängig von unseren Einstellungen, einander gerecht werden soweit das möglich ist. Ich bitte dich für mich um Verständnis für alle, die anders denken und sich anders verhalten als ich. Aber ich bitte dich auch um den Mut und die Klarheit, dass ich sage, was ich meine sagen zu müssen, ohne andere zu verletzen oder auszugrenzen. Wir alle brauchen dich, damit wir uns nicht feindselig begegnen, sondern das Gemeinsame suchen und auch künftig zusammenhalten. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr



6 Kommentare:

  1. Hier als Impuls ein alternativer Blog, bei dem es noch um unsere Beziehung zu Gott und nicht um politische Emotionen und böse Ungeimpfte geht :

    https://bibleenergy-be.blb.ch/energy/25-02-22/?region=de

    Bin übrigens selbst geimpft, aber mein Motto :

    Schlägt dir der böse Feind auf die Wange (während er dir dabei den Oberarm entzieht), dann überleg doch, ob du ihm die zweite Wange (und seinen zweiten Oberarm) auch noch überlässt.

    Muss man immer voll zurückschlagen oder voll reinstechen? Verkauft als Notwehr für einen anderen? Oder bewegt mich gar mein eigener Hass?

    Habt ihr gelesen, was ihr vor dem Impfen unterzeichnet habt? Wirklich gelesen? Ich schon. Und ich respektiere meinen Nächsten, dem das Risiko zu hoch scheint, auch wenn ich das selbst vielleicht nicht nachvollziehen kann.

    Love. Peace.

    Macht es Sinn zu behaupten, wir haben die Freiheit, selbst in der Quarantäne das Haus zu verlassen? Steht ja keiner vor der Tür, der mich körperlich hält. Ich muss nur die Konsequenzen in Form eines Bußgelds tragen. Aber ich bin doch frei rauszugehen!

    Oder ist es ehrlicher zu sagen, Quarantäne ist nicht Freiheit, sondern Freiheitsberaubung. Und nach einem sehr guten Grund zu suchen, warum die Freiheit dort endet?

    Love. Peace. Auch für die Ukraine.

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  2. „Der Bürger hat das Recht und die Pflicht, die Regierung zur Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachtet.“ – Dr. Gustav Heinemann (1899-1976), dritter Bundespräsident von 1969 bis 1974. Grundrechte dürfen niemals außer Kraft gesetzt werden, deshalb heißen sie so!!! Nicht vergessen: auch 1933 wurden Grundrechte außer Kraft gesetzt, deshalb der Aufruf von Heinemann, denn angebliche 'Gründe' könnte es immer geben.

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  3. Herr Walterwerner Sie zitieren Dr. Heineman der sagte: "Der Bürger hat das Recht und die Pflicht die Regierung zu Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachtet." Ja, so ist das in unserem Land, ich kann als mündiger Bürger Gerichte aufrufen zu prüfen, ob gegen Grundrechte und Gesetze verstoßen wird, ich darf meine Meinung frei äußern so wie mein Gegenüber auch. Herr Dr. Heinemann sagte zur Ordnung zu rufen, darin steckt der Begriff rufen, also etwas mit Worten zu äußern. Ich persönlich würde noch das Wort sachlich ergänzen, also "sachlich zur Ordnung zu rufen". Herr Dr. Heinemann erlebte Kriegszeiten, ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit dieser Aufforderung meinte mit Gewalt in Demonstrationen und gegen Politiker Rechte einzufordern. Ich sehe es als Pflicht eines jeden Einzelnen auf sachlichem und friedlichem Wege zur Ordnung zu rufen. Meine Lebenserfahrung zeigt mir, dass ich dann in den Dialog mit meinem Gegenüber komme und sich dadurch auf beiden Seiten die Sichtweise zu einer Sache erweitert und ergänzt. Dadurch kann es zum besseren Verständnis meines Gegenübers kommen und wir können im gegenseitigen Verständnis Lösungen finden.

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    1. "auf sachlichem und friedlichem Wege zur Ordnung zu rufen". Genau das findet seitens dieser Demonstanten statt! Es war allerdings leicht feststellbar, dass manchmal gewalttätige Störmanöver von anderer Seite provokativ erfolgten. Dazu passt, dass sog. Corona-Demos teilweise nicht genehmigt oder aufgelöst wurden z.B. wegen Verstoß gegen Maskenpflicht etc.. Man will diese Meinungsäußerungen nicht - eben ganz gegensätzlich zu anderen Demos oder Veranstaltungen mit sogar mehr Teilnehmern, wie z.B. aktuell zum Thema Ukraine oder CSD etc. etc.. Hieran kann man leicht erkennen, wie mit zweierlei Maß gemessen wird und damit sind wir wieder bei den Grundrechten und auch bei Heinemann und als er das bewusst zum Ausdruck brachte, war es bereits 30 Jahre nach Kriegsende. Er warnte aber vorbeugend vor den Gefahren, weshalb es damals überhaupt zu den Entwicklungen ab den 30er Jahren kommen konnte. wie gesagt, anfangs wurden Grundrechte außer Kraft gesetzt - nicht anderes passiert heute und freilich: damals wie heute gab es angeblich Gründe dafür - deshalb ist der Hinweis Heinemanns sehr aktuell und zutreffend. Bedenklich ist schon mal, dass die meisten Menschen die Zusammenhänge nicht erkennen oder ihnen egal ist oder nur obrigkeitshörig sind.

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    2. Welche Grundrechte werden zur Zeit in Deutschland außer Kraft gesetzt?

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    3. ... oder eingeschränkt; aber auch das geht überhaupt nicht. Es ist nicht das geeignete Portal, um das Problem zu vertiefen. Jeder, der im Internet abfragen kann, kann das Grundgesetz selbst und ganz einfach nachlesen, nachdenken und abgleichen mit der jetzigen Situation. Freilich verneinen das die Verantwortlichen, aber ernstzunehmende und parteiunabhängige (!) Staatsrechtler sehen das ganz anders, auch der ehem. höchste Verfassungsrichter Papier.

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