Donnerstag, 24. Februar 2022

Fürchte dich nicht hl

Losung: Der HERR wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen. Jesaja 25,8 

Lehrtext: Schon unserem Ahnvater Abraham hat er mit einem Eid versprochen, uns aus der Macht der Feinde zu befreien, damit wir keine Furcht mehr haben müssen und unser Leben lang ihm dienen können. Lukas 1,73-74 

Liebe Leserin, lieber Leser,

bis heute denken meines Erachtens so gut wie alle Menschen, dass die Feinde, vor denen man sich fürchten müsse, die anderen sind. So denken auch die, die wir als unsere Feinde betrachten. Aber vielleicht sollte man, seitdem mit Jesus der Gott der Feindesliebe auf die Erde gekommen ist, noch einmal neu nachdenken. 

Blick in den Abgrund

Vielleicht sollte man erst einmal der Feindschaft in sich selbst auf die Schliche kommen, wo man sich selber nicht gut ist und verschiedene Seelen in einer Brust streiten. Wo man sich vor sich selbst, vor dem Abgrund in der eigenen Seele fürchten muss:
- Vor verzweifelter Selbstverachtung.
- Vor der Abneigung gegen Familienmitglieder oder Verwandte, Nachbarn oder Arbeitskolleginnen, die mit falscher Freundlichkeit überspielt wird.
- Vor den eigenen Vorurteilen und Aggressionen gegenüber allen, die anders sind als man selbst, anders denken, anders glauben, 
anders leben, von woanders herkommen und andere Werte haben .....
Doch wer traut sich schon wie Dostojewski in den eigenen Abgrund zu blicken, das Abgründige in sich einzugestehen?

Das ist anstrengend und schmerzlich, erschreckend und beschämend. Das ist die eigentliche Schmach (Losung). Früher hatte man dazu mal die Beichte und das Sündenbekenntnis - und die Zusage der Vergebung. Wer beichtet, wer vergibt heute? Der Mensch sich selbst? Ich jedenfalls traue niemandem, der behauptet, mit sich und anderen völlig im Reinen zu sein. 
Die „Befreiung aus der Macht unserer Feinde“ (Lehrtext) ist zuerst die Befreiung aus der Macht des Bösen in mir. Und ich glaube, dass das eines der wichtigsten Anliegen Jesu war. 

Folgen der Sünde

Darum ruft er dazu auf, Buße zu tun, was soviel heißt wie: Ehrlich über sich selbst nachzudenken und sich neu einstellen zu lassen. Darum vergibt er mir meine Sünde. Sie ist eher nicht das, was nach außen wirkt, wie Lüge, üble Nachrede, Diebstahl, Betrug, Hochmut, Geiz, Egoismus, Selbstgerechtigkeit und körperliche oder seelische Gewalt. 
Das alles sind Folgen der Sünde. Die Sünde selbst aber ist das, was in mir den Frieden auffrisst: das Krebsgeschwür aus Angst und Gier. Und wer weiß, wie viel Leid im Kleinen wie im Großen daraus entstanden ist und weiter entsteht, dass ein Loch in der Seele ist, wo der Frieden wohnen sollte.
Ich meine, wer sich der Feindschaft in sich bewusst wird, denkt anders über sich und die, die er sonst als seine Feinde betrachtet.

Gebet: Herr, wer sonst könnte zu mir sagen „Fürchte dich nicht, auch nicht vor dir selbst!“? Wer sonst „Friede sei mit dir!“? Doch nur der Friede, den du gibst und dein Zuspruch nimmt mir meine oft unbewusste Angst davor, zurechtzukommen und nicht zu kurz zu kommen. Du wirkst in mir das Vertrauen, dass Gottes Wille geschieht und alles auf ihn ankommt. Du ermutigst mich, zugleich in meinem Lebensumfeld Verantwortung zu übernehmen und zu tun, was in meinen Kräften steht. So machst du mein unruhiges Herz ruhig und meinen erregten Geist besonnen. Darum komme ich zu dir, weil du allein meine Seele heilst. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für den sehr tiefgründigen und wahren Kommentar zur Tageslosung!

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