Montag, 7. Februar 2022

Höher als alle Vernunft hl

Losung: Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Psalm 91,4 

Lehrtext: Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus. Philipper 4,7        

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Breit aus die Flügel beide, / o Jesu, meine Freude ...“, so hat meine Mutter mit mir gebetet, als ich noch im Gitterbett lag. So bete ich heute bei einer Aussegnungsfeier am offenen Sarg. Als kleines Kind habe ich nur verstanden, dass Jesus seine Flügel über mich breitet und die Engel für mich singen. Mehr ist im Grunde auch heute nicht nötig. Inzwischen weiß ich, dass Jesus in diesem Vers mit einer Glucke verglichen wird, unter deren Flügeln ihre Küken Schutz finden. Und wenn ich diesen Vers singe, dann ersetze ich das Wort „Satan“ durch das Wort „Angst“.

Im Glauben geht es für mich, ob als kleines Kind oder als erwachsener, studierter Theologe in erster Linie um Gefühle und erst dann um rationale Gedanken. Wenn ich in die Krippe schaue oder aufs Kreuz, so werde ich innerlich bewegt. Wenn ich bestimmte Choräle oder Lobpreislieder singe, so wird meine Seele berührt.

Das große Geheimnis

Ich weiß, wir Menschen können von Gott, dem Geheimnis der Welt (E. Jüngel) und unseres Lebens nur in Worten, Geschichten und Liedern kommunizieren. Glaube ist, Gott sei Dank, wesentlich Poesie und keine nüchterne Buchstabenklauberei. Ich kann dabei nicht der Vernunft entraten. Doch sie dient meinen Gefühlen, um sie verständlich und sprachfähig zu machen. 

Was meiner Erfahrung nach aber nicht geht, ist, dass man Gott mit Bibelworten, Katechismus-Sätzen, Dogmen und Vorschriften dingfest und damit begreifbar und handhabbar machen könnte. Er ist und bleibt ein Geheimnis, das sein Wesen in Jesus zeigt, aber nicht verfügbar wird.

Wie schön ist nicht die Metapher, das Gleichnis, dass ich unter Gottes Fittichen Zuflucht finden kann wie ein Küken in Gefahr! Das Bild sagt mehr als alle verstandesmäßigen Erklärungen. Es strahlt einen „Frieden aus, der höher ist als alle Vernunft“ (Lehrtext) und der auch die Herzen der Angehörigen zumindest streift, wenn ich für den Verstorbenen und für sie mein altes Kindergebet singe:

Gebet:
Breit aus die Flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küklein ein.
Will mich die Angst verschlingen,
so lass die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr
 

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